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Die Schäden nach einem massiven Herzinfarkt lassen sich durch eine Stammzellentherapie bisher noch kaum beheben.

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Wien - Zebrafische können ihr Herz durch nachwachsendes Gewebe regenerieren. Ähnliche Hoffnungen setzte man in Stammzell-Therapien beim Menschen. Doch bisherige Test  lassen darauf schließen, dass der Effekt kaum eine Rolle spielt. "Derzeit wird damit eine Verbesserung der Pumpleistung des Herzens um drei bis sechs Prozent erreicht. Da ist die Frage, ob das klinisch von relevantem Nutzen ist", sagte Mittwochabend die Wiener Kardiologin Mariann Pavone-Gyöngyösi im Rahmen der Wiener Vorlesungen mit einer Veranstaltung zum Thema "Aktuelle Herzforschung" im Wiener Billrothhaus.

Seit Jahren versuchen Forschergruppen weltweit, durch die Applikation von verschiedensten Stammzelltypen bei Patienten mit zumeist durch einen schweren Infarkt geschädigten Herzen, die Pumpfunktion wieder zu verbessern. Dazu wurden unterschiedlichste Methoden gewählt. Was laut der Expertin von Universitätsklinik für Innere Medizin II am Wiener AKH einigermaßen belegt ist: Eine solche Stammzelltherapie hat offenbar etwa drei Monate nach dem Infarkt den besten Effekt. Unmittelbar nach der akuten Erkrankung macht eine solche experimentelle Therapie keinen Sinn, weil die durch den Infarkt hervorgerufene lokale Entzündung die Stammzellen killt.

Wenig "aufregende" Ergebnisse

Doch drei bis sechs Prozent Verbesserung der sogenannten Auswurffraktion des behandelten Herzens sind buchstäblich nicht "aufregend". Eine neue Theorie, so die Expertin: "Möglicherweise bringt die Anwendung von Proteinen und Substanzen, welche die Stammzellen produzieren mehr als die Zellen selbst." Doch auch das muss erst erprobt werden.

Weltweit mit an der Spitze der Forschung sind Georg Wieselthaler und sein Team von der Klinischen Abteilung für Herz- und Thoraxchirurgie der MedUni Wien bei den Arbeiten zur Verbesserung von zunehmend miniaturisierten Kreiselpumpen, welche das Herz komplett ersetzen können. Wieselthaler. "Wir haben mit der neuesten Generation der Pumpen (HeartWare, Anm.) eine Überlebensrate der Patienten nach 30 Monaten von rund 85 Prozent. In zwei bis fünf Jahren werden wir eine neue Generation dieser Pumpen haben, die so klein sein werden wie das Endglied meines kleinen Fingers." Diese Geräte wird man schließlich auch mit minimal-invasiven Verfahren ohne große Operation implantieren können.

Fortschritte bei Herztransplantationen

Bei in Österreich rund 160.000 Patienten mit chronischer Herzschwäche und 15.000 Todesfällen durch Herzinsuffizienz pro Jahr können Herztransplantationen nur die "Spitze des Eisberges" - am Wiener AKH waren es im vergangenen Jahr 46 derartige Eingriffe - abdecken. Doch auch dabei gab es enorme Fortschritte, wie der Leiter des Herztransplantationsprogrammes, Andreas Zuckermann, darstellte. In den 1990er-Jahren starben bei durchschnittlich 90 Tagen Wartezeit auf ein Spenderorgan noch 28 Prozent der Patienten auf der Warteliste. Jetzt sind es bei durchschnittlich um die sechs Monaten Wartezeit zehn Prozent. Die Zehn-Jahre-Überlebensrate nach Herztransplantation beträgt derzeit 70 Prozent. Die Häufigkeit des Auftretens einer akuten Abstoßungsreaktion konnte auf unter zehn Prozent reduziert werden.

Im Rahmen der Veranstaltung erhielt eine Forschergruppe der MedUni Wien unter Seyedhossein Aharinejad den zum ersten Mal verliehenen und mit 8.000 Euro dotierten Wissenschaftspreis des Österreichischen Herzfonds. Dies erfolgte für eine Studie, in der ein Prognosefaktor für das Funktionieren des Spenderorgans nach Transplantation identifiziert werden konnte. Der Preis wurde von dem für die Wissenschaftsförderung der Stadt Wien verantwortlichen Referenten, Hubert Christian Ehalt und vom Ehrenpräsidenten des Österreichischen Herzfonds, Konrad Steinbach, überreicht. (red/APA)