Obst und Gemüse sind gesund. Das darf als bekannt gelten. Gut geheim gehalten werden hingegen die Umstände, unter denen all die Paradeiser und Gurken produziert werden, die uns, gerade in diesen Monaten, mit Vitaminen (und mehr oder weniger Geschmack) versorgen. Das verwundert nicht - anderenfalls könnte einem die Lust nämlich vergehen, und zwar nachhaltig.

Der britische Guardian hat jetzt die Bedingungen enthüllt, unter denen in den riesigen, mit Folientunnels zugepflasterten Anbaugebieten im Süden Spaniens gearbeitet wird. Selbst rudimentäre Menschenrechte werden da mit Füßen getreten.

Illegale Erntearbeiter aus Westafrika müssen in Hütten leben, die sie sich aus Obstkisten und Plastikplanen zusammennageln. Wasser oder gar Kanalisation gibt es ebenso wenig wie Kochmöglichkeiten - wobei die Arbeiter ohnehin nichts zu essen bekommen, weshalb Sozialdienste mit Notlieferungen aushelfen müssen. Wer krank wird, stirbt oft - aus Angst, dass Ärzte oder Spitäler Meldung an die Polizei erstatten könnten.

Gezahlt wird weniger als die Hälfte des gesetzlichen Mindestlohns. Laut Hilfsorganisationen erfüllt dies längst den Tatbestand systematischer, moderner Sklaverei. Mitten in Europa.

Die EU schaut verschämt weg, unsereins Konsumenten ebenso. Die Aussicht, ansonsten ein paar Cent mehr fürs Gemüse ausgeben zu müssen, ist offenbar nicht zumutbar. (corti, DER STANDARD-Printausgabe, 14.2.2011)