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Nur bei gravierenden Beeinträchtigungen auf Tiroler Seite durch die Windräder könnte Österreich Einspruch erheben.

Foto: dpa/dpaweb/Peter Förster

Sie befürchten negative Auswirkungen für Zugvögel auf dem Weg in den Süden.

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Innsbruck - Ein "massiver Eingriff in die Landschaft" seien die geplanten 95 Meter hohen Windräder auf dem Grenzkamm des Brenners, befinden der Alpenverein und die Bürgermeister der Brennerpass-nahen Gemeinden Obernberg oder Gries. Geplant sind auf dem Bergkamm immerhin 31 Windräder im damit größten Windpark der Alpen. Vom Tal aus sollen diese aber gar nicht sichtbar sein, weil weiß angestrichen, versprechen die Bauherren des 70-Millionen-Euro-Projektes, die Südtiroler Firmen Leitwind und Etschwerke.

Der Grenzkamm befinde sich in einer "Tabuzone", kritisieren der österreichische, der deutsche und der Südtiroler Alpenverein: Negative Auswirkungen werden vor allem für Zugvögel befürchtet. Denn der Brenner sei für viele Zugvögel einer der wichtigen Alpenübergänge in Richtung Süden. Ein Windpark würde diese Strecke stören, sagen Biologen. Die Zugvögel würden den Windrädern wegen des Infraschalls und des Schattenwurfs ausweichen.

Eiswurf wäre für Wanderer gefährlich

Es könne also durchaus passieren, dass die Vögel nicht mehr über den Brenner fliegen, sondern ein oder zwei Kilometer daneben über das Hochgebirge und dort schlechtere Flugbedingungen vorfinden. Für Peter Haßlacher vom Alpenverein sind die Windräder am falschen Ort. Denn: Der Windpark würde direkt an der Grenze des 92 Quadratkilometer großen Landschaftsschutzgebietes "Nösslachjoch-Obernberger See-Tribulaune" errichtet werden, also an einem naturnahen Erholungsgebiet in bäuerlicher Kulturlandschaft.

Auswirkungen des Lärms werden für Tiere und Umwelt befürchtet. Zudem verlaufe genau dort der Tiroler Höhenweg von Mayrhofen nach Meran. Dieser werde auch von EU-Mitteln gefördert. Allein der Eiswurf der Windräder würde ein Wandern oder Skitourengehen gefährlich und damit unmöglich machen.

Schutzgebiete sollen ausgenommen werden

Der Vorsitzende des Südtiroler Alpenvereins, Georg Simoni, fordert, dass alle Schutzgebiete von der Nutzung durch Windenergie ausgenommen sein sollten: Die Windkraftnutzung sei in den Alpen aufgrund der geografischen Gegebenheiten grundsätzlich abzulehnen. Zu Forschungszwecken könnte er sich Windparks an wenigen Standorten vorstellen. Zwei Projekte liegen derzeit in der Gemeinde Brenner und im Landhaus in Innsbruck zur Begutachtung auf: Auf dem Sattelberg sollen bis Sommer 2012 22 Windräder, auf dem Sandjoch neun Windräder errichtet werden.

Die beiden Windparks sind über eine Länge von etwa sieben Kilometer direkt auf dem exponierten Grenzkamm geplant. 40.000 Haushalte sollen mit Strom versorgt werden. Für den Bau des Windparks ist zudem ein massiver Ausbau der beiden Militärstraßen notwendig. Die Alpenvereine befürchten eine "riesengroße Baustelle" in den Bergen.

Keine Berufungsmöglichkeit

Kein Verständnis für die Kritik am Windparkprojekt kommt vom VP-Nationalratsabgeordneten Josef Lettenbichler. Nur dagegen zu sein sei keine Lösung.

Das grenzüberschreitende UVP-Verfahren läuft bereits. Österreich habe nur Anhörungsrecht, heißt es von Landesumweltanwalt Johannes Kostenzer, Berufungsmöglichkeiten gebe es keine - außer es könnten bis März gravierende Beeinträchtigungen auf österreichischer Seite nachgewiesen werden. (Verena Langegger, DER STANDARD-Printausgabe, 15.2.2011)