Ein führendes und auch von der hiesigen Obrigkeit wiederholt überführtes Mitglied der Achse des Bösen in Österreich, der Künstler André Heller, ist ins Fadenkreuz der amerikanischen Botschaft in Wien geraten. Die Gedenkrede, die Heller Sonntag im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen gehalten und die DER STANDARD auszugsweise abgedruckt hat, war nach dem ästhetischen Urteil des Botschafters - oder doch des US-Präsidenten? - "für viele Anwesende eine Verletzung des guten Geschmacks, wurde sie doch gehalten bei einer Trauerfeier, die in der Vergangenheit immer dem Gedenken an Tausende, die in Mauthausen gelitten haben und umgekommen sind, geweiht war", hieß es offiziell, aber in ungewohntem Umgangston.

Verdienste gewürdigt

André Heller hatte in seiner Rede die Verdienste der Vereinigten Staaten um die Freiheit Österreichs gewürdigt, daraus aber den frechen Schluss gezogen, Dankbarkeit gegenüber Leistungen unter Roosevelt und Truman schließe nicht zwingend unreflektierte Gefolgschaft gegenüber Bush und Rumsfeld ein. Klar, dass sich die Botschaft gegen einen solchen Terrorangriff zwei Tage später zur Wehr setzen musste, hat es doch im Irak auch einmal klein angefangen. Da musste der taktischen Vorteil, dass Hellers Aufenthaltsort bekannt ist, umso rascher genützt werden, als dieser auch von Gott als behauptetem Verbündeten sprach und feststellte: "In der Verfassung eines demokratischen Staates ist meiner Meinung nach kein Raum für Gottesanrufungen."

Segensreiche Führungsrolle

Es spricht für die segensreiche Führungsrolle der USA an allen Orten der Welt, dass sie auch in Mauthausen nicht etwa nur für sich, sondern gleich "für viele Anwesende" den guten Geschmack verletzt sahen und nicht zögerten, gerechte und genau angemessene Vergeltung zu üben. Die amerikanische Botschaft Wien erhebt nämlich ausdrücklich keinen Einwand dagegen, "dass Herr Heller in einem öffentlichen Forum seine Meinung kundtut. Allerdings war dies der falsche Zeitpunkt und der falsche Ort."

Das ist doch schon was, wenn man daran denkt, wie viele freie amerikanische Medien zuletzt ihre Meinung korrekt auf Ort und Zeit einstellten. Nur ein Vertreter des alten Europa kann daran zweifeln, dass die USA am besten wissen, wann und wo in Österreich ein österreichischer Staatsbürger seine Meinung kundtun darf. Fast so gut, nur früher, wusste das die österreichische Bildungsministerin, die Heller schon nach seinem letzten Auftritt vor Meinungsfreiheit zur falschen Zeit und am falschen Ort warnte.

Die Asylantenvertreiber reichen

"Wenn Veranstaltungen wie die in Mauthausen überhaupt eine politische Stellungnahme gestatten, dann ist es die Betonung der Verantwortung der internationalen Gemeinschaft dafür, dass man Diktatoren Einhalt gebieten muss, bevor sie den internationalen Frieden gefährden", belehrt die US-Botschaft den ins Lager der Unwilligen tendierenden André Heller weiter. Der wird sicher einigermaßen beruhigt aufgenommen haben, dass die USA nun doch wieder stärker auf die "internationale Gemeinschaft" setzen. Übrigens: Nur für den Fall, dass uns nach seinem Meinungsterroranschlag eine amerikanische Zivilverwaltung ins Haus steht - es ist nicht nötig, unsere Museen für Plünderer zu öffnen. Das schaffen wir alleine.

Aber vielleicht wissen ja Bush und Rumsfeld gar nichts von dem österreichischen Bösewicht. Schließlich waren auch Asylantenvertreiber Ernst Strasser und Gottsucher Andreas Khol in Mauthausen. Der Herr Botschafter musste nur in der Presse von Montag lesen "André Heller erregte mit einer Rede", um zu erkennen, wessen guter Geschmack auf jeden Fall verletzt worden ist. Egal, unsere Außenministerin weiß, was zu tun ist. (DER STANDARD, Printausgabe, 14.5.2003)