Die deutsche Unterhaltungselektronik erwartet im Spätsommer ein Ende der Branchenflaute und stellt sich dann auf volle Auftragsbücher ein. Denn die Internationale Funkausstellung (IFA) in Berlin (29.8-3.9.) soll die Unternehmen aus dem Nachfragetief reißen.

"Die Konjunkturlokomitive für die Branche heißt IFA", sagte Rainer Hecker, Aufsichtsratsvorsitzender der Gesellschaft der für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu), der dpa in Berlin. Sie bleibe die weltweit wichtigste Ordermesse, auf der der Handel Kontrakte in Milliardenhöhe schließt.

"Wir gehen davon aus, dass wir dank der IFA in diesem Jahr den Umsatz wie geplant um ein Prozent auf 19,4 Mrd. Euro steigern werden", zeigte sich Hecker optimistisch. Seine Zuversicht begründete Hecker, der Vorstandschef der Loewe AG ist, auch mit neuen innovativen Produkten und dem starken Buchungsstand bei der Messebeteiligung.

Die Funkausstellung ist laut Messe Berlin für die Industrie hochinteressant und zeigt eine dem internationalen Messetrend gegenläufige Entwicklung. "Im Vergleich zur IFA 2001 haben wir bei der vermieteten Fläche jetzt einen Buchungsstand von 103 Prozent", sagte Messegeschäftsführer Christian Göke. Die Industrie nutze die Funkausstellung wie kaum zuvor. Daher würden die Zahlen von 2001 mit 915 Ausstellern sicherlich übertroffen, ist Göke zuversichtlich. Vor dem Hintergrund der allgemeinen Konjunkturschwäche ist die Messe mit dem Buchungsstand sehr zufrieden.

"Fast alle Großen der Branche werden unter dem Funkturm präsent sein." Eine große Nachfrage gebe es aus dem Ausland. Über 50 Prozent der Aussteller komme nicht aus Deutschland. Wie in den Vorjahren würden wieder rund 130.000 Fachbesucher erwartet. Für das Publikum gebe es vielfältige Veranstaltungen sowie Live-Sendungen auf mehreren Bühnen von ARD und ZDF. Neben Premiere rechnet die Messe Berlin auch mit einer Beteiligung von RTL. Die Privatsender waren in den vergangenen Jahren nicht auf der IFA vertreten.

Großes Thema der IFA werde die "digitale Evolution" sein. Dies zeige sich vor allem bei Fernseher, Hörfunk und natürlich bei den neuen Aufzeichnungsmedien, erläuterte Hecker. Eine große Rolle werden flache Bildschirme mit LCD- und Plasmatechnologie spielen. "Sie setzen sich mit einer unerwarteten Geschwindigkeit durch." Das Ende der Röhrentechnologie nehme jetzt konkrete Formen an, prognostizierte Hecker, wobei dies im hochwertigen TV-Bereich früher einsetze als bei Billiggeräten.

Ein Auftragsschub sei für die Branche wichtig, denn die ersten Monate dieses Jahres hätten an die wenig erfreuliche Entwicklung in der zweiten Hälfte 2002 nahtlos angeknüpft. Und die Branche spürt ein starkes Preisbewusstsein der Konsumenten. "In Deutschland haben wir im Februar/März ein zweistelliges Minus im Vergleich mit den Monaten 2002 im Wert, beim Absatz aber nur einstellig", berichtete Hecker. Der mittlere Preisbereich sei so gut wie gar nicht mehr vorhanden.

Die IFA ist laut Hecker schon längst nicht nur Schaufenster der "braunen Ware", sondern auch Plattform für die Telekommunikation und Computerindustrie. UMTS-Handys werden einen Schwerpunkt der Messe setzen. IFA-Themenbereiche sind: TV/Unterhaltung, Satellit/Kabel/Netzte, Digitale Fotografie und Musik, Computer und Spiele, Handys und Online-Dienste sowie Navigation.(APA/dpa)