Algier - Mit einer Reise nach Algerien hat sich der deutsche Außenminister Joschka Fischer am Montag in die Krise um die vermissten Sahara-Touristen eingeschaltet.

In Algier traf er Staatspräsident Abdelaziz Bouteflika. Bei seiner Ankunft dankte Fischer der algerischen Regierung für ihre Bemühungen, eine Lösung für das Problem zu finden. Die Bundesregierung habe volles Vertrauen in die gute Beziehungen zu den Behörden in Algerien.

Entführer wollten mit Deutschland verhandeln

An dem Treffen nahmen auch Innenminister Norredine Yazid Zerhouni und Fischers Amtskollege Abdelaziz Belkhadem teil. Das Nachrichtenmagazin "Focus" berichtete, die Entführer hätten direkte Verhandlungen mit Deutschland gefordert, was die Verantwortlichen in Algier jedoch kategorisch abgelehnt hätten. Die Bundesregierung sei "äußerst besorgt", auch weil Algerien den Einsatz der Anti-Terror-Einheit GSG 9 abgelehnt habe.

Innenminister Zerhouni hatte dagegen betont, Berlin habe zu keinem Zeitpunkt eine militärische Aktion zur Geiselbefreiung angeboten. Das Angebot habe sich auf technische und praktische Unterstützung bezogen. Der Minister hatte in der letzten Woche jeden Kontakt mit eventuellen Geiselnehmern dementiert.

Zeichen der Verärgerung

Die französische Tageszeitung "Liberation" schrieb, die Regierungen in Deutschland, der Schweiz und Österreich verlören allmählich die Geduld mit den algerischen Behörden. Fischers Reise sei ein Zeichen der wachsenden Verärgerung. Die 31 Sahara-Touristen - darunter 15 Deutsche, zehn Österreicher und vier Schweizer - werden teilweise seit Anfang Februar vermisst. Bei der Suche nach ihnen fanden Sicherheitskräfte Anfang des Monats Autos, Kleidungsstücke und Nahrungsreste.

Von Algerien aus reist Fischer direkt nach Tunesien weiter. Sein geplanter Marokko-Aufenthalt entfalle aus Termingründen, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. (APA/AP/dpa)