Seoul - Das kommunistische Nordkorea hat das gemeinsame Abkommen mit Südkorea über eine atomwaffenfreie Halbinsel für "tot" erklärt. Das Abkommen sei ein "totes Dokument", und dafür seien die USA verantwortlich, hieß es in einer am Dienstag von der staatlichen nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA veröffentlichten Erklärung. Das Abkommen von 1992 war das letzte international verbindliche Dokument, das dem stalinistisch regierten Nordkorea in seinem Atomprogramm Beschränkungen auferlegte. Am Mittwoch wollten sich US-Präsident George W. Bush und sein südkoreanischer Kollege Roh Moo Hyun in Washington zu Gesprächen über den Atomstreit treffen.

Die US-Regierung unter Präsident George W. Bush habe den Prozess der atomaren Abrüstung auf der koreanischen Halbinsel in den vergangenen Jahren "systematisch und vollständig torpediert", hieß es bei KCNA weiter. Damit sei das inner-koreanische Abkommen über die atomare Abrüstung nunmehr hinfällig geworden. Da Nordkorea aus dem Atomwaffensperrvertrag ausgetreten ist und auch ein 1994 mit den USA unterzeichnetes Abkommen zum Einfrieren seines Atomprogramms aufkündigte, sind von Pjöngjang nunmehr alle rechtlichen Beschränkungen auf dem Weg zur Atommacht für hinfällig erklärt worden.

Die Krise um das nordkoreanische Atompogramm schwelt seit acht Monaten, seitdem die USA der Führung in Pjöngjang im Oktober vergangenen Jahres vorwarf, Atomwaffen zu bauen. Im Jänner hatte Nordkorea den Atomwaffensperrvertrag aufgekündigt. Im April begannen in Peking Gespräche über die Atomkrise, bei denen Nordkorea nach US-Angaben den Besitz von Atomwaffen eingestanden hat.

Der südkoreanische Präsident Roh warnte Nordkorea, die Entwicklung von Atomwaffen führe in eine "Sackgasse" und sei eine "ernste Bedrohung" für den Frieden und die Stabilität in der gesamten nordostasiatischen Region. Nordkorea stehe vor der Wahl: entweder in eine Sackgasse zu gehen oder den Weg der Öffnung zu beschreiten, sagte Roh am Montag in New York. Wenn Nordkorea auf den Bau von Atomwaffen verzichte, werde es auf diesem Weg von Südkorea und der internationalen Gemeinschaft unterstützt. (APA)