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Foto: APA/J. STEFAN

Wien - Noch bis in die 1960er Jahre zahlten Gemeinden Prämien für getötete Ziesel, für abgetrennte Schwänze gab es eine "Schwoaferlprämie". Heute sind die in Ostösterreich vorkommenden Erdhörnchen "ganz massiv vom Aussterben bedroht", warnen Wissenschafter des Naturhistorischen Museums Wien (NHM). Ihre Forschungen über die Tiere werden nun, ebenso wie Arbeiten von Kollegen aus anderen Abteilungen des Hauses, auf neuen "Forschungssäulen" in den Schausälen des Museums präsentiert.

Vor allem tiefgreifende Veränderungen in der Landwirtschaft und der Landnutzung haben nach Angaben der Experten in den vergangenen 20 Jahren dazu geführt, dass die Ziesel immer weniger und ihre Kolonien immer kleiner wurden. 2005 hat deshalb der Naturschutzbund in Zusammenarbeit mit den Experten des NHM im Burgenland und in Niederösterreich Schutzprojekte gestartet. Erstes Ziel war, die noch bestehenden Zieselkolonien zu finden und wissenschaftlich zu erfassen.

Wenige Populationen

Wie Barbara Herzig, bis 2010 Leiterin der Säugetiersammlung am NHM, erklärte, gibt es in Niederösterreich noch rund 250, im Burgenland nur noch 25 unterschiedlich große Populationen. Im Burgenland betrage die Zahl der Tiere nur noch rund 2.000 bis 2.500. Die Nagetiere leben in Trockenwiesen, Brachen, Weingärten, auf Acker- und Wegrändern, aber auch auf Golfplätzen und Flugfeldern. Dort legen sie weitläufige Erdbauten mit mehreren Eingängen an und ernähren sich von Pflanzen, Samen, Wurzeln, Käfern und Raupen.

Was die Tiere gefährdet

War früher vor allem die Umwandlung von Wiesen und Weiden in intensiv bewirtschaftete Äcker für das Verschwinden der Ziesel verantwortlich, stellt heute oft die Rekultivierung von Brachen, etwa zur Gewinnung von Biokraftstoffen, eine Bedrohung dar. In Niederösterreich sind dadurch laut NHM 30 Prozent der Zieselvorkommen akut gefährdet. Auch Umwidmungen von Lebensräumen in Bauland und konkrete Bauvorhaben bedrohen die Tiere, ebenso wie die Isolation von Kolonien, weil damit der genetische Austausch unterbleibt.

Die Wissenschafter und Naturschützer bemühen sich daher um die Umsetzung von Schutzmaßnahmen und Sensibilisierung. So nutzen etwa Weinbauern das Prädikat "Zieselfreundlicher Weingarten" für die Vermarktung ihrer Weine, und auch eine von insgesamt zwölf "Forschungssäulen" im NHM soll das Bewusstsein für den Schutz der Tiere heben. Diese Säulen bilden einen nun neu eröffneten "Forschungspfad" durch das Museum. (APA)