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Grafik: APA

Nach der Finanzkrise büßen österreichische Anleihen wieder an Attraktivität ein. Investoren suchen nicht primär sichere Häfen, sondern wieder mehr Risiko. Das erhöht auch Österreichs Zinszahlungen.

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Wien - Die Schuldenkrise in den europäischen Peripheriestaaten Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien (PIIGS) ist zwar nicht zu Ende. Doch zumindest die panikartige Flucht von Anlegern aus den Staatspapieren der PIIGS-Staaten ist abgeebbt. Das hat auch weitreichende Konsequenzen für Österreich: Der Schuldendienst der Republik dürfte 2011 teurer ausfallen, Anleger sollten Staatsanleihen wegen fallenden Kurse eher meiden, sagt Raiffeisen International.

Der Hintergrund: Angesichts der Probleme der PIIGS und schwacher US-Wirtschaftsdaten wurden Staatspapiere aus sicheren EU-Staaten geradezu gestürmt. Vor allem österreichische und deutsche Papiere wurden gekauft. "Jetzt ist aber die Luft draußen", sagt Valentin Hofstätter, Analyst bei Raiffeisen International, im Standard-Gespräch. Der US-Wirtschaft geht es etwas besser, die Panik ist weg, die vormals so interessanten "sicheren" Papiere werden wieder abgegeben.

Als Folge sinken die Kurse der Anleihen. Anleihen sind festverzinste Papiere. Kurse und Zinsen entwickeln sich stets invers. Fallen die Kurse, steigt die Rendite auf das Papier.

Seit 1. September 2010 ist die sogenannte Sekundärmarktrendite bei österreichischen Anleihen von 2,53 auf heute 3,69 Prozent geklettert, Tendenz steigend.

"Auch in den kommenden zwölf Monaten ist mit einem Kursverlust zu rechnen", sagt Hofstätter. Seine Empfehlung: Privatinvestoren sollen eher die Finger von Staatspapieren lassen.

Doch der Anstieg der Renditen der gehandelten Schuldscheine wird auch der Republik Probleme bereiten. Bei Neuemissionen von Papieren orientieren sich die Zinsen an den bestehenden Renditen am Sekundärmarkt (würde der Staat niedrigere Zinsen bieten, würde niemand seine Papiere kaufen). Damit wird Österreich 2011 den Käufern seiner Anleihen mehr Geld zahlen müssen. Während Anleger im vergangenen Juli noch drei Prozent für ein Papier mit zehnjähriger Laufzeit verlangen konnten, wären es heute bereits 3,7 Prozent (würde aktuell ein solcher Bond begeben).

"Jeder Prozentpunkt mehr bedeutet für den Staatshaushalt eine Mehrbelastung von rund 150 Mio. Euro jährlich", sagte Martha Oberndorfer, Chefin der Bundesfinanzierungsagentur Öbfa, der Schuldenagentur der Republik. "Das ist relativ gesehen nicht so viel, wie es klingt - rund 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts." Ein (nachhaltiger) Anstieg der Zinsen um 200 Basispunkte - wie von RBI angenommen - würde also Mehrkosten von 300 Mio. Euro verursachen. Marktbeobachter halten freilich noch größere Zinssteigerungen für möglich.

Österreich zahlt aktuell rund 2,5 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für den Zinsendienst. Für 2011 hat die Republik rund 7,8 Mrd. Euro für den Zinsendienst budgetiert. Die gute Nachricht: Österreich muss 2011 vergleichsweise wenig Geld am Markt aufnehmen. Insgesamt sind bei der Öbfa 16 bis 19 Milliarden veranschlagt, sechs Milliarden wurden bereits aufgenommen. (szi, APA, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.2.2011)