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Foto: APA/ BTV-Zeininger

Wien - Claus Helmut Drese, der von 1986 bis 1991 die Wiener Staatsoper als Direktor geleitet hatte, starb am Donnerstag, den 10. Februar, im Alter von 88 Jahren, teilte seine Schweizer Heimatgemeinde Wädenswil am Donnerstag nach dem Begräbnis mit. In einem Nachruf würdigte Dominique Meyer,  aktuell Direktor der Staatsoper, "einen großen Theatermenschen, der als Direktor des Hauses bedeutende Impulse gesetzt hat und stets um höchste künstlerische Qualität bemüht war". Generalmusikdirektor Franz Welser-Möst, den Drese als Assistent des Musikdirektors Claudio Abbado an die Wiener Staatsoper geholt hatte: "Claus Helmut Drese war für mich der Grandseigneur der Opernintendantenwelt."

Geboren wurde Drese am 25. Dezember 1922 in Aachen, studierte Germanistik, Geschichte, Philosophie und Theaterwissenschaft an den Universitäten von Köln, Bonn und Marburg/Lahn. Seine Karriere begann er 1946 als Dramaturg am Marburger Schauspielhaus, wo es ihn bald auch als Schauspieler auf die Bühne trieb und er begann, Regie zu führen. Von 1952 bis 1959 war er Chefdramaturg und Regisseur am Nationaltheater in Mannheim, danach avancierte er zum Theaterleiter. Bis 1963 war Drese als Intendant in Heidelberg tätig, anschließend leitete er das Hessische Staatstheater Wiesbaden. 1968 wurde er als Generalintendant für Oper und Schauspiel nach Köln berufen.

1975 wechselte Drese als Direktor des Opernhauses nach Zürich. Aufsehen erregte er dort durch einen Monteverdi-Zyklus mit Jean-Pierre Ponnelle und Nikolaus Harnoncourt. Kurz nach der Fertigstellung des von ihm realisierten Umbaus des Opernhauses, das 1984 mit "Die Meistersinger von Nürnberg" wiedereröffnet wurde, berief ihn der damalige Unterrichtsminister Helmut Zilk mit Saisonbeginn 1986 zum Direktor der Wiener Staatsoper. Er übernahm das Amt von Egon Seefehlner, der - nach dem zornigen Abschied von Lorin Maazel (1984) - ein zweites Mal die Direktion der Oper übernommen hatte.

In Wien trat Drese mit dem Anspruch an, "Ansätze zu einer neuen Ästhetik des Musiktheaters" zu bieten. An seiner Seite hatte er bis zu seinem Abschied 1991 Claudio Abbado als Musikdirektor. Neben aufsehenerregenden Projekten wie etwa Rossinis "Il viaggio a Reims" in der Ausstattung der italienischen Stararchitektin Gae Aulenti fallen in Dreses Direktionszeit Produktionen, die sich bis heute im Repertoire der Wiener Staatsoper gehalten haben, so etwa "L'italiana in Algeri", "Un ballo in maschera", "Elektra", "Don Carlo" oder "Wozzeck". "Da kam auch das immer nörgelnde Wiener Stehparterre nicht aus dem Staunen heraus", beschied Kritikerdoyen Gerhard Rohde am Donnerstag in seinem Nachruf für die FAZ: "Claus Helmut Drese war immer ein 'erlesenes' Theater , intelligent, sinnlich, spirituell, von hoher Qualität, szenisch, sängerisch, musikalisch."  Drese selbst inszenierte im Haus am Ring Glucks "Iphigénie en Aulide" und Mozarts "La clemenza di Tito".

Drese richtete ein Opernstudio an der Staatsoper ein und brachte vermehrt Produktionen an anderen Spielstätten wie dem Künstlerhaus-Theater, dem Odeon, dem Ronacher oder der Probebühne der Wiener Staatsoper heraus. Sein vorgelegtes Generalkonzept konnte er an der Staatsoper jedoch nicht verwirklichen. Nach Kritik am Repertoire und internen Auseinandersetzungen, wurde sein Vertrag nicht mehr verlängert.

 Drese erhielt im April 1991 die Ehremitgliedschaft der Staatsoper und beendete seine Direktionszeit mit einer Vorstellung von "Otello" mit Plácido Domingo - und 101 Vorhängen. In seinen Memoiren "Im Palast der Gefühle" befasste sich Drese 1993 ausführlich mit seiner Wiener Erfahrungen. Zur "Hofübergabe" an die Direktion Eberhard Waechter/Ioan Holender resümierte er: "Wenn ich die Direktion jetzt in Wiener Hände zurückgebe, so tue ich es nicht ohne ein wenig Stolz, fünf Jahre mit Erfolg Direktor dieses wunderbaren Instituts gewesen zu sein".

Kulturministerin Claudia Schmied würdigte ihn in einer Aussendung als "prägende Persönlichkeit für das Haus am Ring". Drese habe "Oper stets als eine demokratische Kulturaufgabe verstanden und nicht nur als Traditionspflege. Darin wirkte er wegweisend und vermochte neue Publikumsschichten für die Oper zu erschließen. Claus Helmut Drese hat für die hohe Reputation der Wiener Staatsoper im In- und Ausland größten persönlichen Einsatz geleistet."(APA/red)