Die bearbeiteten Ränder der Schädel (weiße Pfeile) weisen auf eine Verwendung als Gefäß hin.

Foto: Natural History Museum

London - Schon die Bewohner der britischen Inseln nutzten in der Steinzeit Menschenschädel als Trinkgefäße. Wie das Londoner Natural History Museum am Donnerstag mitteilte, wiesen die Funde dreier rund 14.700 Jahre alter Schädel aus einer Schlucht im südwestenglichen Somerset auf die Verwendung hin.

Die britischen Steinzeit-Vorfahren hätten die Schädel zweier Erwachsener und eines etwa dreijährigen Kinds zunächst vollständig gesäubert und dann die Schädeldecke sorgfältig zu Gefäßen umgearbeitet, erklärte Museums-Expertin Silvia Bello. "Angesichts der zur Verfügung stehenden Werkzeuge war dies eine ausgesprochen mühsame Arbeit", erklärte sie weiter.

Kannibalismus

Nach Auffassung des Teams um Bello wurde bei der Prozedur auch ein Teil des Gehirns mitgegessen. Kannibalismus sei aber wahrscheinlich nicht der Hauptzweck gewesen - in dem Fall hätten die Nutzer den Schädel einfach gespalten und sich nicht die Mühe gemacht, die Decke vollständig zu erhalten und zu bearbeiten.

Sie glaube eher, dass die Gefäße für Rituale genutzt worden sind, erklärte Bello. Das vermutet auch ihr Kollege Chris Stringer. Nach Einschätzung des Anthropologen wurden die Schädel-Schalen zu einem ganz speziellen Zweck hergestellt; die Forscher schließen das daraus, dass in jüngerer Zeit derartige Schädelschalen für Blut, Wein oder besonderes Essen verwendet wurden. Die menschlichen Gefäße sind die ersten in Großbritannien und die weltweit ältesten derartigen Funde. Das Team um Bello veröffentlichte die Studie im Fachmagazin PLoS One. (red/APA)