Salt Lake City - Die deutsche Eisschnellläuferin Claudia Pechstein ist zehn Tage nach Ablauf ihrer Dopingsperre wegen erhöhter Blutwerte mit fast 39 Jahren zurück in die Eisschnelllauf-Weltspitze gestürmt. Als ihr Trainer Achim Franke sie kurz nach ihrem Lauf im Innenraum des Olympic Oval von Salt Lake City umarmte, konnte die Berlinerin ihr Glück kaum fassen, es allen Kritikern noch einmal gezeigt zu haben.

"Es ist einfach traumhaft gelaufen", sagte sie und wollte auch ihre Genugtuung nicht verbergen: "Es werden jetzt viele erschrocken sein, dass ich in dieser Art und Weise zurückgekommen sein. Die bösen Stimmen sind jetzt ruhiger geworden. Ich glaube, einige Holländer werden den Mund nicht zubekommen", sagte sie mit Blick auf ihre zahlreichen Kritiker aus dem Oranje-Lager.

Die fünfmalige Olympiasiegerin lieferte bei ihrem Weltcup-Comeback in 6:51,63 Minuten über 5000 m (Sieg in der B-Gruppe) eine Vorstellung ab, die selbst ihr Betreuerteam nicht erwartet hatte. Das Ticket für die Einzelstrecken-WM in Inzell (10. bis 13. März) hat sie nach der viertbesten Zeit ihrer Karriere über diese Distanz ebenso sicher wie einen Startplatz beim Weltcup-Finale in Heerenveen eine Woche davor. Pechsteins Zeit war zu diesem Zeitpunkt die zweitschnellste über 5.000 m in dieser Saison. Nur ihre Landsfrau Stephanie Beckert war in der Vorwoche bei ihrem Streckensieg bei der Mehrkampf-WM in Calgary noch 2,24 Sekunden schneller.

Neuer Weltrekord von Sablikova folgte

Olympiasiegerin Martina Sablikova hat allerdings noch am Freitag den Weltrekord verbessert. Die Tschechin siegte in 6:42,66 Minuten und blieb damit gleich um 2,95 Sekunden unter ihrer alten Bestmarke vom 11. März 2007. Auch die Deutsche Stephanie Beckert lief mit 6:47,03 noch eine bessere Zeit als Pechstein.

Diese erzielte am Ende des Tages also zwar "nur" die drittbeste Zeit. "Ich bin sprachlos", sagte Pechstein-Manager Ralf Grengel trotzdem. Er verfolgte gemeinsam mit Pechsteins Lebensgefährten das Rennen an der Bande. Franke sprach von einer "herausragenden Leistung", während auch Bundestrainer Markus Eicher den Hut zog: "Das ist eine Wahnsinnszeit. Das schaffen nicht viele." Sogar ihren deutschen Rekord aus dem Jahre 2002 (6:46,91), den sie ebenfalls in Salt Lake City bei ihrem Olympiasieg aufgestellt hatte, war in Reichweite, bis sie bei einem Bahnwechsel leicht aus dem Rhythmus kam.

Pechstein hatte bei ihrem Comeback in Salt Lake City mit viel Gegenwind zu kämpfen. Vor allem aus dem niederländischen Lager war Kritik an ihrer Person laut geworden. Sie habe als Dopingsünderin manipuliert, so etwas könne man nicht vergessen, sagte Trainer Bart Veldkamp. Pechstein hatte ihre Sperre nie akzeptiert und bis zuletzt vergeblich bekämpft. (red)