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Flüchtlinge bei ihrer Ankunft auf Lampedusa.

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Rom  - Eine neue Flüchtlingswelle auf der immer noch überfüllten kleinen Felsinsel Lampedusa südlich von Sizilien sorgt für Spannungen. Nachdem 150 Migranten seit Sonntag die Insel erreicht haben, wurde am Montag ein weiteres Boot mit rund einem Dutzend Insassen an Bord 30 Seemeilen südlich von Lampedusa gesichtet. Cirka 1.300 Flüchtlinge befinden sich jetzt im Auffanglager der Insel, das für maximal 850 Personen gebaut wurde. In dem überbevölkerten Auffanglager kam es am Montag zu Handgreiflichkeiten zwischen Gruppen tunesischer Migranten. Die Flüchtlinge bewarfen sich gegenseitig mit Steinen, die Polizei musste eingreifen. Ein Polizist wurde mit ätzendem Spray am Auge verletzt.

"Das Auffanglager in Lampedusa ist ein Pulverfass, dass jeden Moment explodieren kann", warnten die Sicherheitskräfte. Die Migranten seien verärgert, weil sie schon seit mehreren Tagen auf der Insel warten müssen. Sie machen Druck, um so rasch wie möglich das italienische Festland erreichen zu können. Die italienische Regierung will eine Luftbrücke organisieren, um die Flüchtlinge aufs Festland zu bringen. Mit vier Flügen sollen 400 tunesische Migranten nach Sizilien und in andere Regionen gebracht werden.

Die Behörden auf Lampedusa beobachtet mit Sorge die Unruhen in Libyen. "Sollte die Situation in Libyen noch schlimmer werden, droht uns die Gefahr, von tausenden Migranten überflutet zu werden", warnte Lampedusas Bürgermeister Bernardino De Rubeis. Er rief das italienische Innenministerium auf, so rasch wie möglich die Migranten von Lampedusa aufs Festland zu bringen und auf die Insel mehr Polizisten zu entsenden. "Wir haben mit größter Gastfreundlichkeit die Migranten aufgenommen, doch die Flüchtlinge sind nicht nur unsere Angelegenheit. Auch der Rest Italiens und der EU sollen mithelfen. Wir können nicht zum Konzentrationslager für Migranten werden. Unsere Insel lebt vom Tourismus", kommentierte der Bürgermeister.

Dank den Immigrationsabkommen, die Italien mit Tunesien und Libyen abgeschlossen hatte, war die Zahl der Flüchtlinge, die nach gefährlichen Seefahrten Süditalien erreichten, seit 2009 stark zurückgegangen. Daraufhin war das Auffanglager auf Lampedusa geschlossen worden. Die politische Instabilität in Tunesien und Nordafrika zwingt die kleine Insel, sich wieder einmal mit dem Flüchtlingsnotstand auseinanderzusetzen.

Die europäische Grenzschutzagentur Frontex hat inzwischen ihren Einsatz in Italien begonnen. Medienberichten zufolge trafen rund 50 Experten aus zehn EU-Länder ein, um die italienischen Behörden bei der Aufnahme und der Identifizierung der Migranten zu unterstützen. Die EU-Mission sieht auch eine Patrouillierungsaktion entlang der italienischen Küsten. (APA)