Wien - Waren die 21 Hologramme, die beim Umbau des Jüdischen Museums der Stadt Wien zerstört wurden, ein Kunstwerk oder bloß ein Medium? Diese Debatte zu führen sei "müßig und sinnlos", so die von der Israelitischen Kultusgemeinde in den Aufsichtsrat des Museums entsandten Mitglieder in einer Stellungnahme. Denn sie vergrößere nur den Schaden. Die IKG fordert vom Museum dringend eine Strategie ein, "um die Beziehungen zu den anderen jüdischen Museen wiederherzustellen und das von Irritationen geprägte und emotional aufgeladene Verhältnis zu normalisieren".

Danielle Spera, der neuen Direktorin, und Peter Menasse, dem Prokuristen, wird zwar kein direkter Vorwurf gemacht. Die IKG spart aber nicht mit Kritik an der Vorgangsweise. Um Platz für den neuen Vortragssaal zu schaffen, sollten die Hologramme, seit der Eröffnung 1996 Teil der Dauerausstellung, ins Depot wandern. Mit der Demontage wurde eine Glaserei beauftragt, die das billigste Angebot gelegt hatte. Diese stellte im Museum fest, dass die raumhohen Glasplatten mit den Hologrammen derart fest im Boden verankert waren, dass sie nicht ohne Zerstörung entfernt werden könnten. Laut IKG sei es "nicht eruierbar, wer letztendlich der Glasfirma den Auftrag erteilt hat, die Hologramme zu zertrümmern". Der Auftrag wurde aber erteilt: Am 21. Jänner ging man mit dem Brecheisen vor; übrig blieb ein Scherbenhaufen.

Aus Sicht der IKG könne "nicht einwandfrei geklärt werden", ob man die Hologramme sachgemäß demontieren hätte können. "Es war jedoch ein Fehler", nicht die "Erfinder" der Hologramme, Chefkuratorin Felicitas Heimann-Jelinek und den Architekten Martin Kohlbauer, in den Prozess einzubinden. Zudem entschloss man sich im Museum zur Zerstörung, ohne bei der Firma Fritsch Stiassny Rat einzuholen. Diese hatte die Hologramme einst montiert. Das Unternehmen sei zwar kontaktiert worden, aufgrund der Weihnachtsfeiertage habe man aber niemanden erreicht, und anschließend sei kein Termin zustande gekommen.

Heimann-Jelinek erfuhr von der Demolierung erst am 26. Jänner aus dem Intranet. Wieder ein paar Tage später, am 1. Februar, gab es ein Gespräch zwischen ihr und Menasse. "Es hat also keine interne Kommunikation stattgefunden", so die IKG. Tags darauf schickte Heimann-Jelinek Fotos der Scherben an Freunde. Der Skandal hob an.

Als Reaktion auf die IKG verteidigte die Wien Holding, Eigentümer des Museums, am Mittwoch Spera: Sie genieße "unser volles Vertrauen" und habe "unsere ganze Unterstützung".  (Thomas Trenkler / derStandard.at, 22.2.2011 / DER STANDARD, Printausgabe, 24.2.2011)