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Geschäftsmann und kosovarischer Präsident Behgjet Pacolli.

Foto: Reuters

"Chris ist mit mir", smste Behgjet Pacolli kurz vor seiner Wahl zum Präsidenten. Mit "Chris" meinte Pacolli den im Kosovo allmächtigen amerikanischen Botschafter Christopher Dell, der offensichtlich den Polit-Deal eingefädelt hatte. Demnach darf der Milliardär Pacolli auf dem Präsidentensessel sitzen, um dem wegen der "Organhandelaffäre" schwer angeschlagenen Premier Hashim Thaçi eine zweite Amtszeit zu sichern.

Viele Kosovaren schämen sich für diese Allianz aus Geld und Berechnung. Pacolli bekam nur 62 von 120 Stimmen im Parlament, die Opposition verweigerte die Teilnahme an der Wahl. Denn Pacolli ist nicht nur umstritten, weil er sich 1998 mit Slobodan Milošević traf, sondern weil er beste Kontakte mit Russland pflegt, das bekanntlich Serbien unterstützt. Kriegsveteranen - auch Parteigänger von Thaçi - distanzierten sich nun von Pacolli. Bereits bei der Wahl im Herbst verlor seine Partei AKR (ein Sammelsurium aus Splittergruppen) und lag mit etwa sieben Prozent nur an fünfter Stelle.

Pacolli wuchs als ältestes von zehn Geschwistern in der Nähe von Prishtina auf, jobbte als Teenager in Hamburg, leistete seinen Militärdienst in Titos Leibgarde, war dann Verkaufsleiter in einer Tiroler Maschinenfabrik. Noch vor der Wende 1989 freundete er sich mit Boris Jelzin an. Als dieser an die Macht kam, bekam Pacollis Schweizer Firma Mabetex die einträglichsten Aufträge im neuen Russland: Sie renovierte nicht nur die Duma, sondern auch den Kreml, und baute für den kasachischen Staatschef Nursultan Nasarbajew die Stadt Astana mit auf. Korruptionsermittlungen gegen Pacolli führten zu nichts, obwohl sogar die damalige Staatsanwältin Carla Del Ponte die Mabetex in Lugano unter die Lupe nahm. Heute soll Mabetex 16.000 Menschen beschäftigen, Pacollis Vermögen wird auf eine halbe Milliarde Euro geschätzt.

Der Mann, der sechs Sprachen spricht, ist nicht nur im Baugewerbe, sondern auch im Medien- und Musikbusiness tätig. "Ich verdiene dort, wo andere scheitern" , lautet sein Leitspruch. Pacolli versucht sein Dagobert-Duck-Image aufzupolieren und unterstützt humanitäre Projekte oder "befreit" eine kosovarische Geisel in Afghanistan. Doch der Geruch seines Geldes bleibt immer übrig. In Prishtina rümpft man zudem die Nase über seine rhetorische Schwäche. Pacolli hat fünf Kinder und war mit der italienischen Sängerin Anna Oxa verheiratet, bevor er seine jetzige Frau Maria, eine Russin, ehelichte. (Adelheid Wölfl, DER STANDARD, Printausgabe, 24.2.2011)