Prishtina - Der neue kosovarische Präsident Behgjet Pacolli hat die Leitung seiner Partei, Allianz Neues Kosovo (AKR), offiziell aufgegeben. Pacolli habe auf alle Aufgaben in der Partei sowie eine Mitgliedschaft verzichtet, teilte die AKR am Mittwoch in einer Aussendung mit. Der 59-Jährige stellt dadurch sicher, dass ihm das Schicksal seines Amtsvorgängers Fatmir Sejdiu erspart bleibt. Dieser hatte beim Antritt als Staatschef im Jahr 2006 den Vorsitz in seiner Partei Demokratische Liga (LDK) nicht aufgegeben, sondern nur auf Eis gelegt. Er wurde deshalb des Vorstoßes gegen die Verfassung beschuldigt und trat im September des Vorjahres zurück.

In Prishtina hat sich indes die Erregung nach der Wahl Pacollis, eines umstrittenen Geschäftsmannes, noch nicht gelegt. Am Donnerstagabend sei die schlimmstmögliche Wahl getroffen worden, es hätte bessere Lösungen gegeben, konnte Ex-Verkehrsminister Fatmir Limaj seine Enttäuschung im staatlichen TV-Sender RTK nicht verbergen. Limaj, ein engster Mitarbeiter und Parteifreund des im Amt bestätigten Premiers Hashim Thaci aus der Demokratischen Partei (PDK), war in der früheren Regierung für das Verkehrsministerium zuständig. Gegen den PDK-Spitzenfunktionär wird wegen Korruptionsverdachtes seit vergangenem Mai ermittelt. Limaj verzichtete auf eine erneute Regierungsteilnahme.

Dass Pacolli auch keine Freunde unter den größten Oppositionsparteien hat, war schon im Voraus bekannt. Doch Thaci wird künftig im Parlament auch mit einem starkem PDK-Flügel rechnen müssen, der seine Abneigung gegen die AKR wohl offen kundtun wird. Nicht nur Limaj, auch Parlamentspräsident Jakup Krasniqi zählen zu diesem Flügel, der dem PDK-Chef und Thaci noch großes Kopfzerbrechen bereiten und die Regierungskoalition äußerst instabil machen könnte.

Unterdessen kam es offenbar im letzten Augenblick zu einem Aufgabenwechsel in der Regierung Thacis. Laut Medienberichten soll der bisherige Bildungsminister Enver Hoxhaj, der in Österreich studiert hat, neuer Außenminister werden. Die bisherige Vize-Außenministerin Vlora Citaku soll für europäische Integration zuständig sein. (APA)