Wien - Peter Noevers Rücktritt als Geschäftsführer des Mak kam, auch für Kuratorium und Ministerin, überraschend. Noch um den 10. Februar wurde vom Kuratorium via Umlaufbeschluss mit kolportierten 7:2 Stimmen der Abschlussbericht der PriceWaterhouse Coopers-Untersuchungen angenommen: Diesem Bericht zufolge wurden Vorwürfe gegen Noever in puncto Dienstreisen, Limousinenservice und Homepage zur Gänze entkräftet. Sogar Reisen, die teils dienstlicher Natur waren, seien, so der Bericht, zur Gänze von Noever privat bezahlt worden.

Zu den Geburtstagsfesten für seine Mutter in den Räumlichkeiten des Mak allerdings heißt es im PwC-Bericht: "Bei Berücksichtigung des dargestellten Mischcharakters der Veranstaltungen bietet sich eine 1:1-Teilung der Kosten als Lösung an. Unter dieser Annahme können die drittüblichen Kosten mit 1.122 Euro für die Säulenhalle und 772 Euro für den Direktionsraum geschätzt werden."

Freitag Mittag vergangener Woche bat Noever um eine Unterredung mit dem Kuratoriumsvorsitzenden, Erste-Bank-Chef Andreas Treichl: Er gestand, dass weit mehr Kosten angefallen seien als im Bericht aufgelistet. Diesen Schritt, so Noever, habe er nicht "unter dem Druck irgendeines Untersuchungsergebnisses gemacht."

Treichl griff zum Telefonhörer und bat PwC umgehend um eine neuerliche Prüfung.

Am Mittwoch Abend, nach Noevers Rücktritt, fand eine außerordentliche Kuratoriumssitzung statt, gegen Peter Noever wurde, auch auf Wunsch von Ministerin Claudia Schmied, mittlerweile Strafanzeige erstattet. Seither brodelt die Gerüchteküche.

Genaue Überprüfungen

Fakt ist jedenfalls: Am Montag dieser Woche hat ein mit der Angelegenheit betrauter Anwalt und die für Veranstaltungen zuständige (nicht dem Museum angehörige) Frau H. Mitarbeitern von PwC im Zuge der nun angeordneten ergänzenden Überprüfung Belege der letzten zehn Jahre vorgelegt. Die Ergebnisse sollen spätestens vor der nächsten Kuratoriumssitzung am 23. März vorliegen.

Die Gesamtkosten für die Geburtstagsveranstaltungen (Raummiete, Catering, Personal etc.) bewegen sich dem Vernehmen nach zw. 7.000 und 8.000 Euro pro Jahr. Zuzüglich eines Zinsschadens ergibt sich daraus ein, auch von Ministerin Schmied genannter, vorläufiger Gesamtbetrag von ca. 100.000 bis 110.000 Euro, wovon Peter Noever bereits 64.000 Euro refundiert hat. Außerdem hat sich der Ex-Direktor des Mak verpflichtet, auch damit verbundene ungerechtfertigte Steuervorteile auszugleichen. Er verpflichtete sich vertraglich und aus "tätiger Reue", den Gesamtschaden vollständig abzudecken. Weder Treichl noch Schmied wollen sich bis zum Ende der PwC-Prüfungen weiter zur Thematik äußern. Letztere auch nicht zur nunmehr sehr akut gewordenen Nachfolgersuche. Nur soviel: Sie führe Gespräche, "die Kandidatensuche wird jedenfalls intensiviert werden."

So wenig ihr die Vorgänge im Mak behagen, das von Noever eingerichtete Büro gefällt ihr immer noch: "Die Möblierung wird natürlich bleiben. Ich kann die Dinge sehr gut auseinanderhalten". Sie hegte, ehe im Herbst die Vorwürfe gegen Noever laut wurden, mit ihm bestes Einverständnis. War Ehrengast bei Abendessen im Mak. Und begleitete Noever auch nach Los Angeles. Ob diesbezügliche Reisekostenabrechnungen nun auch Prüfungsgegenstand von PwC sind, ist nicht bekannt.

Bekannt ist, dass sie zur Causa Noever Post bekommen hat. So schrieb der Künstler und ehemalige Rektor der Hochschule für angewandte Kunst, Oswald Oberhuber, von "Vorfällen, die sicher ausdiskutiert werden können." Und weiter: "Es ist mir ein großes Anliegen, für das Mak Kunstwerke im Wert von 120.000 Euro zu spenden. Mit dieser Spende möchte ich, dass der sogenannte Schaden durch Sachwerte abgedeckt wird." (Andrea Schurian/ DER STANDARD, Printausgabe, 25.2.2011)