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Am Freitag begann die Bergung der Opfer in der Kathedrale Christchurchs.

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Christchurch - Drei Tage nach dem schweren Erdbeben in Christchurch in Neuseeland sind am Freitag mit Kränen die ersten Trümmer der Kathedrale beseitigt worden. Regen, Wind und weitere Erdstöße behinderten aber die Aufräumarbeiten. Unter dem eingestürzten Turm vermuten Retter bis zu 20 Tote. 113 Leichen waren insgesamt bisher geborgen worden, 200 Menschen wurden noch vermisst. Viele dürften unter den noch nicht identifizierten Leichen sein, teilte die Polizei in der neuseeländischen Stadt mit. Zu Nachbeben kam es praktisch im "Viertelstundentakt", wie ein deutscher Fotograf der Austria Presseagentur am Telefon schilderte.

Zehntausende Menschen haben das schwer verwüstete Christchurch inzwischen verlassen. Die Hoffnung, noch Überlebende zu finden, wurde immer kleiner. Ein junges Paar aber lebte am Freitag sein Glück inmitten der Tragödie: Chris Greenslade heiratete Emma Howard, die stundenlang unter Trümmern eingeklemmt gewesen war.

Am Canterbury-Television-Gebäude, wo bis zu 120 Menschen vermisst werden, kamen die Retter mit den Arbeiten kaum voran. Zuletzt war am Mittwochnachmittag ein Opfer lebend geborgen worden. Am Freitag schlossen die Behörden ein Obdachlosenheim, weil sie den Ausbruch von Masern und Durchfall fürchteten.

Die Kosten für den Wiederaufbau dürften in die Milliarden gehen. Der für die Koordination der Hilfsmaßnahmen zuständige neuseeländische Minister Gerry Brownlee rechnete mit einer Summe von mehr als zehn Milliarden Neuseeländischer Dollar (5,4 Mrd. Euro). Die Handelskammer in Christchurch ging sogar von fast der dreifachen Summe aus. Das Erdbeben der Stärke 6,3 hatte die Stadt mit 390.000 Einwohnern Dienstagmittag getroffen. Hunderte Häuser wurden beschädigt oder stürzten ein.

Die Stadtverwaltung von Christchurch verwies darauf, dass es nicht notwendig sei, Treibstoff zu bunkern. Auch die Supermärkte seien voll bestückt. 75 Prozent der Stadt seien mit elektrischer Energie versorgt, der volle Wiederaufbau des Netzes werde aber noch einige Wochen dauern. 50 Prozent der Stadt wären zudem wieder mit Trinkwasser versorgt.

Betrüger nützen Chaos

Die Exekutive in Neuseeland äußerte sich am Freitag empört über die Kriminalität nach dem Beben. Nach Angaben der Sicherheitskräfte vom Freitag berichteten Bewohner der Stadt von Menschen, die mit Warnwesten bekleidet und mit gefälschten Beamtenausweisen ausgestattet von Tür zu Tür gehen, um sich Zutritt zu den Häusern zu verschaffen. Neben Plünderungen und Einbrüchen verzeichnete die Polizei auch zahlreiche Fälle von Randale durch Betrunkene und betrügerischen E-Mails. (APA/DER STANDARD, Printausgabe, 26./27.2.2011)