Bild nicht mehr verfügbar.

Die Rotavirus-Impfung ist eine Schluckimpfung.

Foto: Reuters/Beawiharta

Wien - Die Rotavirus-Impfung wirkt. Sie hat in Österreich zu einer drastischen Reduktion der Spitalsaufnahmen von Kindern wegen schwerer Durchfallerkrankungen durch Rotavirus-Infektionen geführt. Und sie schützt in Form einer "Herden-Immunität" sogar ungeimpfte Babys, weil die Erreger nicht mehr so oft im "Umlauf" sind. Dies haben jetzt Experten des Instituts für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien unter Herwig Kollaritsch nachgewiesen.

Die Wissenschafter haben ihre Studie in der Fachzeitschrift "Vaccine" publiziert. Der Hintergrund: Im August 2007 begann in Österreich im Rahmen des kostenlosen Impfprogramms für Kinder der breite Einsatz der Vakzine gegen Rotavirus-Infektionen. Die Erreger lösen vor allem bei Babys schwere Durchfallerkrankungen aus, die sogar eine Aufnahme im Krankenhaus notwendig machen können.

Weniger Krankenhausaufenthalte, weniger Kosten

Die an der Studie beteiligten Fachleute beobachteten die Entwicklung rund um die Rotavirus-Infektionen in Österreich und analysierten Daten aus dem Jahr 2009 im Vergleich zum Zeitraum 2001 bis 2005 (vor der Impfung) und zum Jahr 2008. Die Ergebnisse:

- Im ganzen Jahr 2009 wurden hochgerechnet 1.441 Kinder (bis 15 Jahre alt) wegen Rotavirus-Infektionen in österreichischen Spitälern aufgenommen. Vor Einführung der Impfung waren es im Durchschnitt etwa 4.500 bis 5.000 Kinder, die pro Jahr wegen dieser Erkrankung im Spital landeten.

- Bei den Kindern unter zwölf Monaten gab es eine Reduktion der Krankenhausaufnahmen um 79 Prozent im Vergleich zur Zeit vor der Impfung und 2009 noch einmal um minus 30 Prozent im Vergleich zum Jahr 2008.

- In der Altersgruppe zwischen einem und zwei Jahren reduzierte sich die Zahl der Rotavirus-Hospitalisierungen um 76 Prozent im Vergleich zur Zeit vor der Impfung und um 72 Prozent im Vergleich zu 2008.

- Bei den Kindern zwischen zwei und fünf Jahren verringerte sich die Hospitalisierungsrate um 35 Prozent und um 45 Prozent im Vergleich zu 2008. Da diese Kinder niemals gegen die Infektion geimpft wurden, sind die Reduktion der Erkrankungszahlen in dieser Gruppe Ausdruck eines indirekten Schutzes durch die bereits geimpften Kinder ("Herden-Immunität").

- Kinder zwischen fünf und 15 Jahren mussten im Jahr 2009 um 38 Prozent seltener ins Spital aufgenommen werden als vor der Etablierung der Immunisierung, im Vergleich zu 2008 sank die Zahl der Hospitalisierungen um 46 Prozent - ebenfalls auf diesen Effekt zurückzuführen.

Kollaritsch und die übrigen Autoren der Studie: "Die Rotavirus-Impfkampagne im Rahmen des öffentlichen Kinder-Immunisierungsprogrammes hat im Jahr 2009 zu einem weiteren Rückgang der Hospitalisierungen wegen solcher Infektionen geführt. Diese Abnahme erfolgte nicht nur in der Gruppe der immunisierten Kinder, sondern auch bei den Kindern, welche noch zu jung oder bereits zu alt für die Impfung waren. Das signalisiert eindeutig eine 'Herden-Immunität' ."

Damit ist der positive Effekt der Rotavirus-Impfung in Österreich belegt. Vor allem die Spitalserhalter - zumeist die Bundesländer - ersparen sich dadurch hohe Kosten. Experten fordern allerdings seit Jahren auch die Aufnahme der Baby-Pneumokokken-Impfung in das Programm der öffentlichen Hand. Dies scheiterte bisher aus Kostengründen. Österreich liege hier hinter den meisten vergleichbaren und auch ärmeren Ländern zurück, wurde betont. Pneumokokken-Infektionen können zu lebensgefährlichen Komplikationen führen. Auch die Empfehlung des alten Impfausschusses des Obersten Sanitätsrates, zumindest die österreichischen Mädchen gegen das Human Papilloma Virus (HPV) zur Verhinderung von Gebärmutterhalskrebs kostenlos zu impfen, wurde bisher österreichweit nicht umgesetzt. (APA/red)