Googles aktuelles Android-Vorzeigegerät: Das Nexus S. Von Samsung produziert, die Software ganz und gar unverfälscht von Google selbst.

Grafik: Google

In der Seitenansicht ist die leichte Biegung des "Contour Displays" gut zu erkennen. Dies soll nicht nur Reflexionen minimieren, sondern hat vor allem auch einen hohen Wiedererkennungswert.

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Bei den äußerlich sichtbaren Anschlüssen zeigt sich das Nexus S spärlich, an der Unterseite sind zumindest ein Micro-USB-Port und die Kopfhörerbuchse zu erkennen.

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So aktuell wie beim Nexus S gibt es Googles Betriebssystem sonst nirgendwo, Android 2.3 "Gingerbread" heißt hier die Wahl.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Die Updates werden direkt von Google geliefert, wer sich ein neues Gerät zulegt, wird denn auch meist gleich eine Aktualisierung angeboten bekommen. Seit Kurzem wird bereits das Update auf Android 2.3.3 ausgeliefert - die topaktuelle Version des Betriebssystems.

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Eine der Neuerungen von Gingerbread: In der Anwendungsansicht gibt es wesentlich mehr Informationen, etwa den gerade noch freien Speicher. Wer will kann einzelne Apps sogar gezielt beenden, "Task Killer" will man das bei Google allerdings lieber nicht nennen.

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Sehr detailliert präsentiert sich mittlerweile die Akku-Anzeige, diese listet auch auf, wann die wichtigsten Sensoren aktiv waren.

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Mit dem Update auf Android 2.3.3 kommend die NFC-Fähigkeiten des Nexus S erst so richtig zum Tragen: So können etwa zwischen zwei Geräten - durch Aneinanderhalten - direkt Links, Kontakte und kurze Textpassagen ausgetauscht werden. Im Gegensatz zu Services wie Hoccer oder Bump  ganz ohne den Umweg über das Internet, entsprechend funktioniert der NFC-Tausch auch ohne aktive Netzwerkverbindung.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Mit Android 2.3 hat man dem Look des Smartphone-Betriebssystems eine deutliche Überarbeitung verpasst, dunkle Töne vor allem schwarz und grau stehen im Vordergrund - was gerade auf einem AMOLED-Bildschirm sehr ansprechend aussieht.

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Mit "Gingerbread" hat nun auch endlich das unmodifizierte Android eine wirklich gute Tastatur, die Tasten heben sich klarer ab, Multitouch wird unterstützt, die benutzte Sprache kann schnell gewechselt werden.

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Dank Android 2.3 hat das Nexus S eine verbesserte Auswahl von Textpassagen, auch wenn dieses Feature derzeit noch etwas inkonsistent implementiert wirkt.

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Zweifellos eine der stärksten Anwendungen unter Android ist Google Maps, seit einigen Monaten gar mit 3D-Ansicht.

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Bei sehr hellen Lichtverhältnissen zeigt die Kamera für diese Klasse recht typische Probleme. Anmerkung: Das oben stehende Bild ist komprimiert, das Original (2,1 MByte) finden Sie hier.

Foto: Andreas Proschofsky

Allgemein liefert das Nexus S mit seinem 5-Megapixel-Sensor durchaus gute Bilder. Anmerkung: Das oben stehende Bild ist komprimiert, das Original (1,7 MByte) finden Sie hier.

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Bei schwierigen Lichtverhältnissen wird es dann natürlich problematisch. Anmerkung: Das oben stehende Bild ist komprimiert, das Original (1,3 MByte) finden Sie hier.

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Die Youtube-Anwendung ist wie eine Fülle anderer Google-Apps von Haus aus installiert.

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Wem das Gebotene noch nicht reicht, der findet im Android Market mehr als 150.000 Apps, Tendenz: Rasch wachsend.

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Als sich im Herbst 2007 zunehmend die Gerüchte verdichteten, dass Google Ambitionen im Smartphone-Sektor hegt, gingen viele KommentatorInnen zunächst mal davon aus, dass man ähnlich Apple ein einzelnes Gerät auf den Markt bringen wolle. Doch Googles Pläne waren anders, und - wie man bei der Vorstellung der "Open Handset Alliance" Anfang November des selben Jahres rasche betonte - wesentlich ambitionierter: Statt einem "Google Phone" wolle man mit Android eine freie Smartphone-Plattform erschaffen, die allen offen stehen soll. Was damals noch für einige ungläubige Blicke sorgte, hat sich längst zu einer beeindruckenden Erfolgsgeschichte entwickelt, Android hat vor allem seit Winter 2009 ein rasantes Wachstum hingelegt und aktuelle sogar bereits Apples iOS bei neu verkauften Geräten hinter sich gelassen.

Nexus statt Google Phone

Der Traum vom "Google Phone" war mit dieser Ausrichtung natürlich vorerst ausgeträumt, und doch auch wieder nicht ganz: So hat sich Google zwischenzeitlich dazu entschlossen - in enger Zusammenarbeit mit wechselnden Herstellern - regelmäßig Vorzeigegeräte für die eigene Plattform zu produzieren. Diese sollen Android zeigen, wie es eigentlich gedacht ist - ganz ohne die diversen Umbauten und Erweiterungen der Hersteller. Mit dem Nexus One hatte man dies Anfang 2010 erstmals vorgemacht, vor wenigen Wochen folgte dann mit dem Nexus S der zweite Eintrag in dieser Reihe.

In Kooperation mit Samsung erstellt, soll das Nexus S in den nächsten Wochen auch nach Österreich kommen, bei A1 hat man die Aufnahme in das eigene Smartphone-Portfolio schon verkündet. Wer bereit ist, den vollen Preis zu bezahlen, bekommt das Nexus S aber auch schon jetzt bei diversen kleineren Händlern, oder noch ein Stück billiger über den Eigenimport. Ein Weg, den der WebStandard beschritten hat, und entsprechend Googles Vorzeige-Android einem etwas ausführlicheren Test unterzogen hat.

In den Händen

Der Ersteindruck beim Auspacken: Das Nexus S liegt an sich gut in der Hand, auch wenn die glatte Plastik-Oberfläche etwas Aufrauung vertragen könnte, um nicht gar so rutschig zu sein. Positiv fällt hingegen sofort das grundlegende Design auf: Das Display ist kaum zu erkennen, so dass die Vorderseite - bei deaktiviertem Screen, versteht sich - eine durchgehende schwarze Fläche bildet. Auch sonst wirkt das Nexus S wie aus einem Guss. Gewohnt umstritten ist die Wahl der von Samsung verwendeten Materialien, viele KommentatorInnen empfinden das Plastik als "billig". Wie immer eine etwas subjektive Erkenntnis, der sich der Autor selbst nicht so recht anschließen kann.

Etwas gewöhnungsbedürftig ist der Umstand, dass der Ausschaltknopf auf der rechten und die Lautstärkeregelung auf der linken Seite des Smartphones angebracht sind. An äußerlich sichtbaren Merkmalen gibt es dann noch auf der Unterseite einen Micro-USB-Anschluss sowie eine Kopfhörerbuchse. Rückseitig ist die 5-Megapixel-Kamera samt LED-Flash zu erkennen, nur mit genauem Blick sieht man auch, dass auf der Vorderseite ebenfalls eine Kamera ist, mit VGA-Auflösung zielt man hier auf Videotelefonie ab.

Contour Display

Eines der meist beworbenen Highlights des Nexus S ist dessen 4-Zoll großes "Contour Display" - und dies durchaus zurecht. Wie der Name schon verrät, ist der Bildschirm des Geräts leicht konkav, was laut dem Hersteller die Reflexionen im Freien um rund 75 Prozent reduzieren soll. Solche Angaben lassen sich in ihrer Exaktheit natürlich nur schwerlich überprüfen, sicher ist aber zumindest, dass die sanfte Kurve ein durchaus angenehmes Telefoniergefühl zur Folge hat. Bevor näher auf die Qualitäten des Bildschirms eingegangen wird, ein kurzer Hinweis: Getestet wurde ein Gerät mit Super-AMOLED-Display (Modellnummer: i9020), es gibt aber auch - etwas preisgünstigere - Ausführungen mit Super-LCD (i9023). Letztere soll offenbar denn auch die häufiger verkaufte Version werden, zumindest bei den europäischen Providern gibt es bislang nur Ankündigungen für das Modell mit LCD - A1 inklusive. Beide Technologien haben so ihre typischen Vor- und Nachteile, während bei AMOLEDs üblicherweise Kontrast und Schwarzwert erheblich besser sind, gewinnt ein guter LCD bei der Farbechtheit. Bei der Reaktionsgeschwindigkeit auf Touch-Eingaben ist ebenfalls der AMOLED meist flotter, beim Stromverbrauch kommt es recht auf die jeweilige Anwendung an, die Faustformel: Bei viel Schwarz ist der AMOLED unschlagbar, je heller die Farben, desto besser schneidet der LCD ab.

Eindrucksvoll

Das von Samsung gelieferte Super-AMOLED kann jedenfalls im Test beinahe uneingeschränkt überzeugen, der Kontrast ist beeindruckend, Helligkeit und Farbdarstellung ebenso. Einzige Einschränkung: Vor allem bei niedriger Helligkeit gibt es einen gewissen Hang zu einem sichtbaren Gelbstich. Das Display lässt sich durchaus auch bei direkter Sonneneinstrahlung betrachten, vorausgesetzt natürlich die Helligkeit ist hoch genug gedreht - oder passt sich automatisch über den an der Vorderseite angebrachten Lichtsensor an. Dies übrigens obwohl - aller Biegung zum Trotz - das Display durchaus sichtbar spiegelt. Die Darstellung wirkt gestochen scharf, dies obwohl dies eigentlich ein typisches Problem aktueller AMOLED-Generationen. So benutzt auch der Bildschirm des Nexus S eine sogenannte PenTile-Matrix, ein Trick mit dem jedes Pixel platzsparend mit zwei Subpixel auskommt, der aber zur Folge hat, dass die faktische Auflösung nicht ganz an den nominellen Wert von 800x480 Pixel herankommt. Bemerkbar macht sich dies vor allem bei kleinteiligen Textpassagen, auch wenn man beim Nexus S schon recht genau schauen muss, um dies wahrzunehmen. Ein AMOLED mit drei Subpixeln pro Pixel - also wie bei herkömmlichen LCDs - führt Samsung hingegen erst mit dem Galaxy S II ein.

Die Verwendung eines AMOLED in Kombination mit Android 2.3 hat noch einen weiteren durchaus verblüffenden Effekt zur Folge: Display und Gehäuse verschmelzen bei normalen Lichtverhältnissen zu einem organischen Ganzen, der Übergang zwischen der Statuszeile des Betriebssystems und dem Plastikrahmen des Geräts ist kaum sichtbar. Dies deswegen weil bei einem AMOLED ein Schwarz eben wirklich Schwarz und nicht hintergrundbeleuchtetes Grau-Schwarz ist, zudem hat Google für "Gingerbread" das Interface deutlich dunkler gestaltet - wohl auch mit dem Hintergedanken dies für AMOLEDs zu optimieren. Eine Kombination, die wohl bei manch anderem Hersteller als geniale Design-Entscheidung gefeiert würde - beim Nexus S in der öffentlichen Betrachtung aber bislang beinahe schon etwas untergegangen ist.

Mit der Kraft der CPU

Für die nötige Power sorgt ein 1GHz ARM Cortex A8 "Hummingbird"-Prozessor und damit auch exakt die selbe CPU wie bei Samsungs eigenem Galaxy S. Diese bietet zudem eine integrierte GPU vom Imagination Technologies, die sich mit einer Performance von bis zu 20 Millionen Dreiecken pro Sekunde ebenfalls nicht zu verstecken braucht. Bei Benchmarks schneidet das Nexus S entsprechend mit Top-Werten ab, auch wenn solche Vergleiche immer sehr vom konkreten Fokus und dem jeweiligen Test abhängen. Klar an der Spitze aller Android-Geräte ist das Nexus S hingegen was die Browser-Performance anbelangt, ein Umstand der freilich vor allem den entsprechenden Optimierungen in Android 2.3 zu verdanken sind.

Viel wichtiger als einzelne Benchmarks aber der Alltags-Eindruck, und der kann ebenfalls auf ganzer Linie überzeugen: Das Nexus S reagiert auf alle Eingaben äußerst flott, Programme starten umgehend, die von anderen Geräte - und deren angepassten Oberflächen - bekannten Hänger gibt es hier kaum. Selbst die in dieser Hinsicht nicht unbedingt einen guten Ruf genießenden Live-Wallpapers scheinen das Gerät kaum zu beeindrucken.

Zwischen RAM und Flash

Der Hauptspeicher (RAM) des Geräts liegt bei 512 MByte, hier gibt es zwar bereits einige Smartphones die in dieser Hinsicht besser ausgestattet sind, im Testverlauf erwies sich das RAM des Nexus S aber als mehr als ausreichend, reale Engpässe - wie etwa bei Geräten mit 256 MByte unübersehbar vorhanden - waren nie zu verzeichnen. Angemerkt sei dazu passend auch mal allgemein, dass Angaben wie "freier Speicher" als positiver Wert bei einem System wie Android schlicht keinen Sinn machen. Android versucht möglichst aktiv Informationen zu cachen, um etwa den Wechsel zwischen Programmen zu beschleunigen. Brach liegender Speicher ist hier nur eines: Ein sinnloser Stromkonsument.

Zur dauerhaften Speicherung von Daten bietet das Nexus S einen Flash-Speicher in der Größe von 16 GByte, wobei 1 GByte für Anwendungen reserviert ist, der Rest für persönliche Informationen, Musik und Filme. Die 15 GByte sind dabei im System wie eine externe SD-Karte eingebunden, lassen sich also per USB auch wie eine solche zum schnellen Datenaustausch ansprechen. Außerdem gilt: Sollte der Platz der 1GB-Partition für Apps mal zu klein werden, kann Android diese automatisch auf den SD-Karten-Teil auslagern.

Da fehlt doch was...

Und so kommen wir schon zur ersten wirklich kontroversen Design-Entscheidung von Google: Das Nexus S verzichtet auf einen MicroSD-Karten-Slot, der interne Datenspeicher lässt sich also nicht erweitern. Für all jene, die hohe Platzansprüche haben wohl eine echte Enttäuschung - oder gar ein Ausschlussgrund für das Nexus S - andere hingegen werden wohl mit den 16 GByte aufs vollste zufrieden sein.

Ebenfalls vor allem unter Power-NutzerInnen kritisiert: Wie andere Samsung-Geräte auch, gibt es beim Nexus S keine farbigen LEDs zur Benachrichtigung über eingegangene Mails, SMS und Co. Hier kann man sich aber zumindest mit einem externen Programm abhelfen, NOLED ermöglicht die Darstellung von kleinen Hinweispunkten am Bildschirm des Geräts. Das ist natürlich vor allem für Geräte mit AMOLED zu empfehlen, da LCDs für eine solche Minimaldarstellung erheblich mehr Strom verbrauchen.

Bildgebendes Verfahren

Kurz erwähnt wurde bereits die 5-Megapixel-Kamera des Nexus S, die im Test zumindest überdurchschnittlich gute wenn auch nicht exzellente Bilder ablieferte. Wie vom Smartphone-Kameras gewohnt, schwächelt das Nexus S vor allem bei sehr hellen Bildteilen und bei dunklen Lichtverhältnissen - da hilft auch der sehr hell LED-Flash nur begrenzt. Etwas enttäuschend - und überraschend - auch, dass das Nexus S von Haus aus keine 720p-Videoaufnahmen ermöglicht, hier ist die Auflösung bislang auf 720x480 Pixel begrenzt. Warum man sich zu dieser Beschränkung entschlossen hat, bleibt offen, rein von der Performance her sollte das Nexus S diese Aufgabe locker bewältigen können.

Die VGA-Frontkamera bleibt in der Default-Softwareausstattung zunächst weitgehend ungenutzt, eine Video-Chat-Anwendung führt Google erst mit Android 3.0 ein, eventuell folgt diese also noch mit einem kommenden Update. Externe Apps aus dem Android Market bieten solang Abhilfe. Auch kann in der Kamera-Anwendung rasch zwischen Front- und Rückkamera gewechselt werden, überhaupt zeigt sich dieser Teil der Softwareausstattung in der aktuellen Softwareversion wesentlich konfigurationsfreundlicher als bisher.

Zukunftsweisendes

Ein echtes Alleinstellungsmerkmal in der Android-Welt ist der Near-Field-Communication-(NFC)-Support des Nexus S. Die drahtlose Technologie eignet sich für eine Reihe von unterschiedlichen Formen des sicheren Informationsaustauschs, vom Einlesen von Tags - etwa Adressen oder Meta-Informationen zu einem Produkt - bis zum Bezahlsystem sollen hier künftig die Anwendungsgebiete reichen. Das Problem dabei: Außerhalb des asiatischen Raums ist das Ganze - zumindest derzeit - noch recht wenig verbreitet.

In Österreich beschränkt sich das NFC-Angebot vor allem auf den öffentlichen Verkehr, sowohl bei - manchen - Ticketautomaten der Wiener Linien als auch bei den ÖBB soll sich per NFC - bzw. in einer Kombination mit SMS - unkompliziert Tickets erwerben lassen. Im Realtest ließ sich allerdings keines dieser Services zur Mitarbeit überreden - auch nicht nach dem Update auf Android 2.3.3, das den NFC-Support erheblich erweitert, unter anderem um den für alle erweiterten Services nötigen Schreib-Support. Die gute Nachricht: Die Hardware des Nexus S besitzt alle die nötigen Voraussetzungen, insofern hängt es wohl nur von einer zugehörigen App ab. Richtig nett ist hingegen schon jetzt, dass man ab Android 2.3.3 direkt zwischen zwei Smartphones Daten austauschen kann - neben Kontakten und Links auch kurze Texte - einfach nur den gewünschten Inhalte auswählen und die Geräte aneinander halten. Mal abwarten was die EntwicklerInnen-Community noch für Anwendungen für NFC findet, vor allem wenn dann im Lauf des Jahres mehr Android-Smartphones mit NFC auf den Markt kommen.

Klangvoll

An der Tonqualität des Nexus S gibt es nichts auszusetzen, sie ist klar und in Musikhinsicht - über Kopfhörer - sogar überdurchschnittlich gut. Auch die Gesprächsqualität kann überzeugen, die Außenlautsprecher sind zudem ausreichend laut für darüber geführte Gespräche. An Sensoren gibt es die übliche Mischung vom Kompass bis zum Beschleunigungssensor und A-GPS zur Positionsbestimmung. Dazu ein Extra-Hinweis: Im Gegensatz zum Galaxy S funktioniert beim Nexus S das GPS rasch und zuverlässig.

Weitere Eckdaten im Schnelldurchlauf: Bluetooth 2.1+EDR bietet das Nexus S ebenso wie WLAN-Support für 802.11b/g/n. Es wird Quad-Band-GSM und Tri-Band HSPA unterstützt, HSPA+ hingegen nicht. Das Gewicht liegt bei 129 Gramm, die Abmessungen betragen 63 x 123,9 x 10,88 mm.

Wie lange reichts?

Der Akku ist mit 1.500 mAh relativ stark bemessen, im Test resultierte dies - in Kombination mit dem aktiveren Power-Management von Android 2.3 - in einer überdurchschnittlich langen Laufzeit. Wunder sollte man sich davon trotzdem nicht erwarten, bei intensiver Nutzung kommt man auch hier nicht um den allnächtlichen Aufladevorgang herum. Nett ist jedenfalls, dass Google mittlerweile wesentlich ausführlichere Informationen zum Stromverbrauch bietet, etwa in Form einer Verbrauchskurve und der Kennzeichnung wann Wi-Fi, Telefonie und Bildschirm jeweils aktiv waren. Zudem lassen sich einzelne Anwendungen nun auch gezielt beenden.

Die Software macht's

So viel man auch über die Vor- und Nachteile der Hardwareausstattung des Nexus S philosophieren mag, für viele potentielle KäuferInnen ist der entscheidende Anreiz für den Erwerb des "Google Phones" wohl an anderer Stelle versteckt: Bei der Software. Denn hier kommt ein vollkommen unmodifiziertes Android zum Einsatz, keine Hersteller-Skins, keine Betreiber-Bloatware oder anderer Modifikationen, die nur in den seltensten Fällen die Software wirklich besser machen. Android pur eben. Und für viele wohl noch wichtiger: Mit der Update-Versorgung direkt durch Google.

Was dies zur Folge hat: So schnell und regelmäßig wie bei Nexus One und Nexus S gibt es bei keinem anderen Gerät Updates auf die neuesten Android-Versionen. So sind die beiden denn auch bislang die einzigen beiden Smartphones, die - offiziell - bereits mit "Gingerbread" laufen. Zudem hat das Nexus S seit seinem Erscheinen bereits drei Updates verpasst bekommen, zwei für kleinere Bugfixes / Sicherheitslücken und eben zuletzt das etwas umfangreichere Android 2.3.3, welches auch neue Features und so manche zusätzliche Programmierschnittstelle einführt.

Aufbohren nach Belieben

Und noch ein weiterer Vorteil: Die Nexus-Geräte lassen sich allesamt leicht "entsperren" und rooten, Google sieht hier einen eigenen Unlock-Befehl vor. Wo andere Hersteller ihr möglichstes tun, um das Einspielen alternativer Firmware zu verhindern, gibt Google den NutzerInnen die Entscheidung selbst in die Hand. Für all jene, die die Smartphone-Software gern nach ihren eigenen Vorstellungen anpassen, sind die Nexus-Modelle also ohnehin erste Wahl.

Auch wenn sich die Neuerungen von Android 2.3 im Vergleich zu früheren Major Release - oder gar Android 3.0 - relativ bescheiden ausnehmen, ergeben sie doch eindeutig die bisher beste Release des mobilen Google-Betriebssystems. Die Oberfläche ist deutlich dunkler gestaltet, beim Look dominieren Schwarz und Grau mit grünen Highlights - durchaus passend, immerhin ist Grün ja auch die Android-Farbe schlechthin.

Der Look von Gingerbread

Auch sonst regiert der Feinschliff, so hat man etwa Farbverläufe und runde Knöpfe zurückgenommen, statt dessen gibt es klarere Formen quer durch die Anwendungen. Ein besonders nettes Detail: Das Status-Icon für WLAN wird nur dann grün angezeigt, wenn tatsächlich eine funktionstüchtige Verbindung ins Internet vorliegt, ist man nur mit dem Router verbunden, aber ohne Zugang zum Netz, erscheint das entsprechende Icon grau. Es gibt diverse neue Animationen, die der Oberfläche allesamt gut zu Gesicht stehen, wohl nicht zuletzt jene beim Ausschalten des Geräts, die einem alten Fernseher nachempfunden ist, und tatsächlich ein echter Hingucker ist.

Anpassungen, die übrigens erst einen ersten Schritt für ein weiteres Redesign von Android darstellen sollen. So hat Matias Duarte, seines Zeichens Mastermind hinter Palms in Interfacefragen vielgelobtem WebOS mittlerweile die Federführung für die User Experience von Googles Betriebssystem übernommen. Duarte hat denn auch unlängst bereits eingestanden, dass man für Gingerbread - nach seinem Wechsel zu Google - nur sehr wenig Zeit hatte, und in Zukunft noch wesentlich substantiellere Änderungen folgen sollen - die grobe Designrichtung könne man hier bereits am Tablet-Interface von Android 3.0 "Honeycomb" erkennen, auch wenn hier sicher nicht alles 1:1 übernommen werden kann.

Der richtige Touch

Entgegen früheren Versionen ist die Android-Touch-Tastatur nun wirklich gut gelungen, hier hat man für "Gingerbread" zahlreiche Anpassungen vorgenommen. Angenehm dabei auch, dass man leicht zwischen mehreren Sprachen - und den zugehörigen Wortvorschlägen - wechseln kann. Auch unterstützt die Bildschirmtastatur nun Multitouch was schnelleres Tippen ermöglichen soll. Ebenfalls sehr angenehm ist die neue Textauswahl, die die gezielte Anwahl von einzelnen Passagen erleichtert. Allerdings ist diese Funktion derzeit noch etwas inkonsistent implementiert, bei manchen Apps landet das Ausgewählte automatisch im Zwischenspeicher, bei anderen wird eine Menüauswahl dargereicht. USB und WIFI-Tethering gab es zwar schon bei Android 2.2 trotzdem sei an dieser Stelle kurz nochmal erwähnt, dass beide Ansätze zur Weitergabe der Internetverbindung beim Nexus S tadellos funktionieren. Im Fall eines WLAN-Hotspots übrigens auch mit WPA2-Verschlüsselung.

Apps

In Fragen der Programmausstattung gibt es weitgehend das von anderen Android-Smartphones gewohnte, insofern sei dieser Punkt nur kurz ausgeführt: Neben einem Mail-Client mit POP, IMAP und Exchange-Support gibt es auch einen wirklich flotten Browser auf Webkit-Basis - also derselben Rendering Engine, die auch Safari und Chrome verwenden. Es gibt eine durchaus gute Software zur Bilderbetrachtung und eine geradezu grausam veraltet anmutende Musik-Applikation. Hier leidet Android derzeit recht augenscheinlich darunter, dass man noch auf den Abschluss der Lizenzverhandlungen für den anvisierten Google-Music-Store wartet. Eine neue Musikanwendung von Google kursiert entsprechend bereits seit Monaten im Netz, da dort aber auch das Streamen von Musik im Zentrum steht, hält man sie derzeit wohl noch zurück.Ansonsten gibt es zahlreiche Programme zur Anbindung an diverse Google-Services, etwa GMail, Youtube oder Google-Maps, gerade Letzteres ja eine der wirklich herausragenden Anwendungen unter Android - vor allem im Vergleich zu anderen Plattformen.

Google - wohin das Auge auch blickt

Ebenfalls ziemlich beeindruckend ist, wie gut mittlerweile die Sprachsteuerung funktioniert, auch wenn sich Befehle derzeit nur auf Englisch erteilen lassen, auf Deutsch muss man sich derzeit auf die Suche beschränken (immerhin können aber auf einem Gerät mit deutscher Interfacesprache englische Kommandos erteilt werden). Von der simplen Suche über das Festlegen eines Endpunkts bei Google Navigation bis zum Ansagen einer Textnachricht reicht die Auswahl. Zu all dem kommt dann natürlich noch das mittlerweile bereits äußerst umfangreiche Angebot im Android Market - das noch dazu weiter rasant wächst.

Das Fazit

Wer ohne Hardwaretastatur, LED-Lichter oder SD-Karte ganz und gar nicht leben kann, ist beim Nexus S falsch, daran gibt es nichts zu beschönigen. Für alle anderen ist das Google-Gerät hingegen eine äußerst verlockende Wahl. Vor allem die Softwarebelieferung durch Google ist ein echtes Plus, hier gibt es Aktualisierungen des Betriebssystemen früher als bei irgendeinem Dritthersteller - und "früher" beinhaltet in diesem Fall einen ordentlichen Respektabstand. Auch verdeutlicht das "rohe" Android 2.3 einmal mehr, das nur wenige der von den Herstellern zur Differenzierung vom Mitbewerb so geliebten eigenen Oberflächen tatsächliche Verbesserungen darstellen. Ganz im Gegenteil: So rund und vor allem äußerst flott wie beim Nexus S präsentiert sich Android sonst bislang noch bei keinem anderen Smartphone. Gerade im Vergleich zum bei den zentralen Eckdaten wie CPU und RAM eigentlich sehr ähnlichen Galaxy S fällt der Unterschied massiv auf.

Einfach top

Auch wenn das Nexus S vielleicht nicht ähnlich wegweisend in der Hardwareausstattung ist, wie es der Vorgänger Nexus One zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung war, so ist es doch das derzeit wohl beste verfügbare Android-Smartphone. Wie lange das so bleibt, ist natürlich eine ganz andere Frage, immerhin sind bereits einige Geräte mit deutlich stärkerer Hardware - Stichwort: Dual-Core-CPU -  angekündigt. Freilich darf man nicht vergessen: Das ist einfach der Lauf der Dinge in einem rasch boomenden Markt, kaum man ein neues Gerät, hängt schon ein - vermeintlich oder real - viel besseres vor der Nase. Was sich hingegen nicht ändert, ist der Sofwareupdatevorteil durch die Google-Connection, der bleibt dem Nexus S erhalten. Zumindest bis zur Vorstellung des nächsten "Lead Device", wie Google die unter der eigenen Federführung entstandenen Geräte selbst bezeichnet, aber bis dahin werden wohl noch einige Monate vergehen.

Disclaimer. Kategorie: A1

Für all jene, die das Geld für ein freigeschaltetes Gerät nicht ausgeben können oder wollen, gibt es indes noch einen gewissen Unsicherheitsfaktor: Bleibt doch abzuwarten ob A1 die Geräte tatsächlich mit der Original-Software von Google ausliefert oder mit einer gebrandeten Version von Vodafone. Eine solche könnte nämlich eine erhebliche Verzögerung der Update-Auslieferung zur Folge haben - wie es bei den Vodafone-Ausgaben des Nexus One der Fall ist. Zwar hat A1 gegenüber dem WebStandard schon vor einigen Wochen versprochen, dass man die Systemsoftware in keinster Weise modifizieren will, sicherheitshalber sollten man hier aber wohl noch auf Berichte nach dem Erscheinen der Geräte warten.

Das Nexus S gibt es im Fachhandel freigeschaltet zu einem Preis ab 560 Euro, dies in der Variante mit Super-AMOLED. Die Ausführung mit Super-LCD gibt es ab 490 Euro ein Stück billiger, wie die konkrete Preisgestaltung bei A1 sein wird, ist derzeit noch offen. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 28.02.11)

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