Berlin - Der Bayreuther Staatsrechtler Oliver Lepsius hat in Zusammenhang mit der Plagiatsaffäre um die Doktorarbeit des deutschen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) von Betrug gesprochen. "Wir fühlen uns getäuscht", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom Freitag. Der deutsche Wissenschaftsrat äußerte die Sorge, die Affäre könne dem Ansehen der wissenschaftlichen Forschung in Deutschland insgesamt schaden.

"Wir sind einem Betrüger aufgesessen", sagte Lepsius, der seit 2002 in Bayreuth Professor für öffentliches Recht und Staatslehre ist, der "FAZ". Er äußerte sich auch besorgt um den Ruf der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität, an der Guttenberg seine Doktorprüfung abgelegt hatte.

Wie in Süditalien

Kritik am Vorgehen der Universität Bayreuth übte der Bremer Rechtsprofessor Andreas Fischer-Lescano. Bei dem von ihr gewählten Verfahren habe es die Universität vermieden, "die Täuschung amtlich festzustellen", sagte Fischer-Lescano der "Frankfurter Rundschau" vom Freitag. Er sprach von "sozialen Netzwerken", wie sie sonst eher in Süditalien zu finden seien. Fischer-Lescano hatte die Plagiate in der Doktorarbeit entdeckt.

Die Universität Bayreuth hatte Guttenberg am Mittwoch seinen Doktortitel wegen erheblicher wissenschaftlicher Mängel aberkannt. Er soll zahlreiche Zitate aus anderen Arbeiten verwendet, aber nicht kenntlich gemacht haben. Der Minister bestreitet, bewusst abgeschrieben zu haben.

Die Rhön Klinikum AG hatte bestätigt, der Universität Bayreuth bis 2006 insgesamt rund 750.000 Euro zur Finanzierung eines Lehrstuhls an der rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät überwiesen zu haben. Guttenberg, der an dieser Fakultät 2007 promoviert hatte, saß bis 2002 im Aufsichtsrat des Unternehmens, von dem seine Familie ein größeres Aktienpaket besaß. (APA)