Foto: Rockstar Games

Aus Sicht von Prügelpolizisten war das Los Angeles der 40er-Jahre das Paradies. Nicht nur, wenn man den Krimis von James Ellroy glaubt. Auch in der Realität war die Grenze zwischen gutem Cop und bösem Cop, nun ja, porös.

Eigentlich ein wunderbares Setting für L. A. Noire (Rockstar Games), dem Ende Mai erscheinenden digitalen Detektivspiel, auf das Journalisten diese Woche in Wien einen ersten Blick werfen konnten.

Geschichte

Die Geschichte dreht sich um den Weltkriegsveteranen Cole Phelps, der sich 1947 durch die Ränge des Los Angeles Police Departements nach oben bis zum Kriminalbeamten hocharbeitet. Das Konzept dabei: Man muss in einem minutiös nachgebauten und optisch beeindruckenden L. A. über 20 in sich abgeschlossene Kriminalfälle klären, um die Rahmengeschichte voranzutreiben.

Aufwand

Technologisch ist das Spiel beeindruckend - mit 32 Kameras wurden die Schauspieler (die Hauptfigur spielt Aaron Staton, bekannt aus der TV-Serie Mad Men) aus verschiedenen Winkeln gleichzeitig gefilmt, das Ergebnis dann in 3-D-Modelle umgesetzt.

Der Hintergrund: Dadurch soll es möglich werden, in dem mit zweistelligem Millionen-Dollar-Aufwand produzierten Spiel zu erkennen, ob eine Figur die Wahrheit spricht, etwas verschweigt oder schlicht lügt. Je nach Einschätzung kann man dann seine Reaktion für die weitere Befragung wählen.

Fall

Im präsentierten Kapitel scheint das Prinzip aber noch etwas grobschlächtig geraten zu sein. Offensichtliche Vermeidung von Augenkontakt bedeutet beispielsweise stets, dass man nachfragen muss. Nur: Liest man die Mimik falsch, hat das nur bedingt Auswirkungen. Zur Lösung notwendige Spuren findet man mit mehr Zeitaufwand dann eben anderswo.

Da zwingend jeder Fall geklärt werden muss, bedeutet das, dass im Gegensatz zu Heavy Rain die Sache eher linear abläuft. Entscheidend wird so sein, ob die Geschichte und die eingestreuten Actionsequenzen als Ganzes fesselnd genug sind, um zu vergessen, dass die Wahl zwischen Good und Bad Cop kaum eine Rolle spielt. (Michael Möseneder/DER STANDARD, Printausgabe; 26. Februar 2011)