Die Demokratiebewegungen in Nordafrika heizen auch den Propagandakrieg zwischen Nord- und Südkorea an. Nachdem Südkorea Militärballons mit Lebensmitteln und Informationen über die Aufstände in Tunesien, Ägypten und Libyen in den hermetisch abgeriegelten Norden geschickt hat, antwortete Nordkoreas Militär Sonntag mit scharfen Drohungen.

Nordkoreas Nachrichtenagentur KCNA zufolge hat der Chefunterhändler Pjöngjangs in den innerkoreanischen Militärgesprächen dem "südkoreanischen Marionetteregime" mitgeteilt, dass Nordkoreas Armee "zur Selbstverteidigung" gezielt auf "Quellen der psychologischen Kriegsführung" schießen werde, falls der Süden "andauernde anti-nordkoreanische psychologische Kriegsführung mit ihrer Mobilisierung menschlichen Abschaums und faulen Dingen" nicht beende.

Der Norden reagiert damit auf die verschärfte Propaganda des Südens. Der hatte nach dem Artilleriebeschuss der Insel Yeonpyeong durch den Norden im November 2010 allen Kriegsdrohungen zum Trotz den Norden wieder aus riesigen Lautsprechern beschallt und an der Grenze zum ersten Mal seit 2003 einen riesigen, weithin sichtbaren beleuchteten Weihnachtsbaum aufgebaut.

Doch obwohl Drohungen seit Jahrzehnten zu Nordkoreas Arsenal im Propaganda-Krieg gehören, wecken sie diesmal größere Ängste. Denn der jüngste Artillerieangriff hat bewiesen, dass Nordkoreas Führer Kim Jong-il Worten auch Taten folgen lässt. Besondere Sorge bereitet, dass der Norden namentlich den Rimjin-Pavillon als Hauptziel herausgestrichen hat. Von diesem grenznahen Ausflugsziel können Touristen die "entmilitarisierte Zone" einsehen. (Martin Kölling aus Tokio, STANDARD-Printausgabe, 28.02.2011)