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Seit einer Woche besetzen Regierungsgegner die Radiostation von Bengasi. Sie propagieren den Kampf gegen Muammar Gaddafi und fordern die Befreiung Libyens.

Foto:Reuters/Asmaa Waguih

Bereits seit einer Woche ist Radio Bengasi von Oppositionellen besetzt. Laut Washington Post hat sich der frühere Radiotechniker Saleh Zayani nach der Übernahme der Stadt Bengasi mit zwei Sound Mixern und einem Mikrophon zum Radiosender aufgemacht, um von dort aus revolutionäre Botschaften zu verkünden. Am 21. Februar proklamierte er: „Hier ist das freie Libyen und Tripolis ist unsere Hauptstadt."

Zwei Jahrzehnte lang musste er als Tontechniker die Nachrichten des Gaddafi-Regimes verbreiten. Jetzt berichtet er täglich von den Erfolgen der Aufständischen. Anfangs hielt er den Betrieb noch alleine aufrecht. Seine Freunde hatten zu viel Angst vor dem Regime. Jetzt wird Zayani von einem kleinen Team unterstützt, wodurch er ohne Unterbrechungen senden kann. Aus dem ganzen Land melden sich beim Radiosender Anrufer, die ihm von Siegen, aber auch von Leid erzählen. Wann immer die Oppositionellen eine neue Stadt einnehmen, ermutigt er seine Hörer weiterzukämpfen. Er ruft ihnen über sein Mikrophon Durchhalteparolen zu. Auch Gegebte überträgt der Radiosender.

Dass dieselbe Radiostation am 1. September 1969 die unblutige Machtübernahme des Revolutionsführers Gaddafi vermeldete, mutet etwas ironisch an. Gaddafi beauftragte damals einen Techniker von Radio Bengasi, einige Verse aus dem Koran zu übertragen. Danach verkündete er: „Von dieser Zeit an ist Libyen frei und eine souveräne Republik."

Heute, 41 Jahre nach dieser Ansprache, verkünden die neuen Revolutionäre, dass sie ihren Kampf erst dann beenden würden, wenn Gaddafi nicht mehr an der Macht ist. (red/boes, derStandard.at)