Auf dem Fernsehsender TW1, der gerade dabei ist, sich mit Kulturformaten aufzurüsten, um im Mai zu ORF 3 zu werden, findet sich auch die Interviewserie "Kulturwerk" mit Moderatorin Barbara Rett. Diese Woche (die Sendung wird mehrmals wiederholt, siehe unten) war Peter Wolf zu Gast. Der Musiker, der 1973 in die USA ausgewandert ist, Keyboarder bei Frank Zappa war und in den 80ern den Hit "We built this city" mit der Gruppe Starship hatte, verteidigt mittlerweile als Prodzuent und Komponist seines Status als "Österreichs erfolgreichster Musiker", wie ihn TW1 nennt.

Im Gespräch mit Rett ging es auch um das Thema Videospiele: Wolf, 1952 geboren, hält Konsolen für ein "soziales Zentrum" der Zukunft. Sie würden den Platz einnehmen, den früher der Plattenspieler inne hatte, um den sich die Jugendlichen scharten. Er weint den Schallplatten aber nicht nach, wie er sagt, sondern erklärte der etwas erstaunten Moderatorin, dass es ihm um die nächste Konsolen-Generation gehe: "Daran arbeite ich." Das Videospielerlebnis der Zukünft würde auch zusätzliche Sinne, etwa den Geruchssinn, ansprechen. Diese künftige Form der Unterhaltung entwickle sich wieder in Richtung "Gesamtkunstwerk": Sie werden nicht nur realistischer (wie Rett, um auch etwas dazu zu sagen, einwarf) sondern erzählen eine für mehrere Sinne aufbereitete Geschichte.

Unflexibles Festhalten an Film und Musik in der Popkultur

Von heimischen Kulturschaffenden hört man so etwas eher seltener, was nach wie vor an einer gewissen Ächtung der neuen Unterhaltungsform und an einem unflexiblen Festhalten am Altbekannten liegen mag: Film und Musik werden weiterhin als die popkulturellen Primaten besprochen, auch wenn ihre wirtschaftliche Bedeutung bereits hinter Videospielen ansteht. Wolf kommt ja zu seinem neuen Interesse, weil es mit seinem alten Metier bergab geht:  Mit Musik ist nicht mehr viel anzufangen, sagt er. "Alles was man rippen kann, ist nicht mehr viel wert." Und: "Die Musikindustrie ist am Boden". Mit 50.000 Verkäufen sei man Nummer 1 in den USA. "Das ist nix."  Man müsse also etwas erfinden, was man nicht über den Computer verkauft: Spiele für Wii, XBox, Playstation. Den Trend zu Downloadtiteln auch auf Konsolen übersieht Wolf aber, so up to date ist er dann auch nicht. 

Wolf veranschaulicht mit seinem Standpunkt so etwas wie amerikanische Pragmatik (im Gegensatz zu europäischem Konventionalismus) und erläutert selbst, wie er früher mit seinen Vorschlägen hierorts abgeblockt worden ist, auch und gerade vom ORF. In L.A. sei das ganz anders gewesen: Zumindest im Pop-Business zählt der Erfolg dort mehr als Standesdünkel im Kulturbetrieb.

Video des Interviews auf TW1.at
Wiederholungen der Sendung: 02.03. 16:05 Uhr, 03.03. 13:05 Uhr, 05.03. 10:05 Uhr und 18:00 Uhr.


Peter Wolf, der auch Filmmusik macht, bei einem Wiener Filmball im Jahr 2010.
Bild: APA/Georg Hochmuth