Im Juli werden es 41 Jahre, und das macht ihn nach Libyens schrecklichem Gaddafi zum längstdienenden arabischen Herrscher. Aber kein Nahost-Experte hätte Qabus Bin Said Al Said, den Sultan von Oman, deswegen als Umsturzkandidaten bezeichnet. Noch verlangen die Demonstranten nicht seinen Abtritt, sondern Reformen, Jobs und Antikorruptionsmaßnahmen. Aber wer weiß. Jene, die die omanische Wirtschaft abschöpfen, tummeln sich in seinem Umfeld und färben auf ihn ab.

Sultan Qabus, 70, reagiert typisch auf die Proteste: Er schnürt Sozialpakete, verspricht mehr Staatsstellen - die Arbeitslosigkeit ist hoch - und zeigt sich zugänglich, was den Status der bisher rein konsultativen Shura (Rat) betrifft. Umso mehr verwundert die Brutalität, mit der die Demonstranten in der Industriestadt Sohar zurückgeschlagen wurden. Offizielle und inoffizielle Opferzahlen gehen auseinander.

Das passt so gar nicht zum Image des sanften, kultivierten Sultans, der 1970 seinen Vater in einem unblutigen Coup stürzte. Said Bin Taymur hatte den Oman in einer Art künstlichem Mittelalter gehalten - und seinen in Großbritannien militärisch ausgebildeten Sohn quasi in Hausarrest im Palast im südlichen Salalah. Qabus verpasste dem Land einen Modernisierungsschub mit Augenmaß - und mithilfe von Horden meist britischer Berater.

Die Briten halfen ihm auch, die erste Krise seiner Herrschaft militärisch zu bewältigen: Qabus hatte den separatistischen, dann kommunistisch gestützten Aufstand in der unterentwickelten Region Dofar von seinem Vater geerbt. 1975 war er niedergeschlagen. Später, in den 1990ern, machten Qabus Islamisten zu schaffen: Nach aufgedeckten Umsturzplänen ließ er die Verschwörer jedoch nicht, wie in der Region üblich, hängen, sondern wandelte ihre Todesurteile in Haftstrafen um.

Was nach ihm kommen wird, ist ungewiss: Qabus hat keine Kinder und keinen offiziellen Thronfolger. Sein mangelndes Interesse an Frauen - er war nur einmal in den 1970ern kurz mit einer Cousine verheiratet - und seine Liebe zur klassischen Musik machen den Sultan, auch wenn er sich jährlich auf eine Tour zu seinen Untertanen begibt, zu einer irgendwie entrückten Figur. Dazu passen auch die Gerüchte über Depressionen. Und für manche seiner Bürger hat er auch noch eine religiöse Rolle, als Imam des im Oman überwiegenden ibaditischen - also weder der Sunna noch der Schia zuzurechnenden - Islam. Gudrun Harrer

Der sanfte Sultan lässt hart zurückschlagen
Qabus Bin Said Al Said herrscht seit 40 Jahren im OmanQabus Bin Said Al Said herrscht seit 40 Jahren im Oman. Foto: Reuters