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Natascha Kampusch fordert eine Million Euro vom Staat.

Foto: APA/EPA/Hase

Wien - Die Ermittlungspannen der Polizei im Entführungsfall Natascha Kampusch beschäftigt nun auch die Finanzprokuratur. Denn die 23-jährige Frau fordert zumindest eine Million Euro von der Republik, weil sie nicht schon kurz nach ihrer Entführung aus der Gewalt ihres Peinigers Wolfgang Priklopil befreit worden war.

Kampuschs Rechtsanwalt Georg Ganzger bestätigte am Dienstag einen entsprechenden Bericht der Gratiszeitung Heute. Im Gespräch mit dem Standard konkretisierte er, dass die Forderung nach dem Amtshaftungsgesetz eingebracht worden sei. Es könnte also ziemlich teuer für die damals ermittelnden Beamten werden, denn für den Fall, dass der Forderung stattgegeben wird, wird der Staat mit Sicherheit Regressansprüche bei der Polizei stellen.

Die Summe von einer Million Euro wäre in diesem Zusammenhang ein Rekordbetrag, "allerdings hat es einen so schrecklichen Fall bis dahin auch nicht gegeben", meint Ganzger. Man orientiere sich aber an bisher zugesprochenen Entschädigungen. Umgerechnet auf die Dauer der Entführung - Wolfgang Priklopil hielt Natascha Kampusch 3096 Tage in Gefangenschaft - entspricht die Forderung 323 Euro pro Tag.

Es könnte auch mehr sein

Es ist aber auch durchaus möglich, dass eine Million Euro nicht die Obergrenze bleibt, laut dem Schreiben bezüglich des Aufforderungsverfahrens könnte es auch mehr sein. Mit der Forderung zum jetzigen Zeitpunkt sei auch verhindert worden, dass der Anspruch verjähren würde. Bereits vor drei Jahren habe es in dieser Causa Kontakte zur Finanzprokuratur gegeben, aber kein Aufforderungsverfahren, so Ganzger.

Die Republik hat nun noch zwei Monate Zeit für eine Antwort, konkret wurde das Innenministerium mit einem Bericht für die Finanzprokuratur beauftragt. Wie berichtet, war Wolfgang Priklopil kurz nach der Entführung von der Polizei überprüft worden, Beamte waren sogar auf dem Anwesen in Strasshof, wo Kampusch gefangen gehalten worden war. (simo/DER STANDARD-Printausgabe, 2.3.2011)