Die zwei Phasen der Sonne: rechts bei wenig Aktivität und links bei starker innerer Zirkulation und mehr "Abstrahlung".

Foto: NASA/Goddard/SDO-AIA/JAXA/Hinode-XRT

London - Es ist ein eigenartiger Rhythmus von rund elf Jahren, in dem die Aktivitäten unserer Sonne ab- und zunehmen. Damit einhergeht nicht nur eine erhöhte Strahlungsintensität, sondern auch die Häufigkeit von Gasausbrüchen, die sogar den Flug- und Funkverkehr auf der Erde behindern kann.

Der Sonnenzyklus 23, der im Jahr 1996 begann, hatte vor genau zehn Jahren sein Maximum. In solchen Phasen gibt es zudem besonders viele Sonnenflecken. Die wiederum entstehen durch lokale Magnetfelder, welche das elektrisch geladene Plasma festhalten. Das war der Astrophysik bereits bekannt. Unklar war allerdings, warum es nach 2001 zum seit 100 Jahren längsten Aktivitäts- und Sonnenfleckenminimum kam, währenddessen sich tagelang keine Flecken zeigten.

Ein indisch-amerikanisches Astrophysiker-Team liefert nun im britischen Wissenschaftsmagazin "Nature" (Bd. 471, S. 80) die Erklärung: Die Sonne hat ihre ungewöhnlich lange fleckenlose Periode einer besonderen Konstellation ihres Inneren zu verdanken.

Die Forscher um Dibyendu Nandy simulierten für ihre Untersuchung 210 Sonnenzyklen. Und dabei zeigte sich, dass besonders lang andauernde Sonnenfleckenminima dann entstehen, wenn auf eine schnelle Nord-Süd-Zirkulation des Sonnenplasmas in der ersten Hälfte des Aktivitätszyklus eine langsamere Zirkulationsphase während der zweiten Hälfte folgt.

Das ausgeprägte Minimum des 2008 abgeschlossenen Sonnenzyklus 23 war demnach ungewöhnlich, kann sich aber auch künftig wiederholen. Klar ist auch, dass das Maximum 2012 schwach ausfallen wird. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 3. 3. 2011)