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Das Landungsschiff USS Kearsarge unterwegs nach Libyen

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Tripolis - Auch knapp drei Wochen nach Beginn der Aufstände in Libyen gibt sich Machthaber Muammar al-Gaddafi nicht geschlagen und versucht, verlorenes Terrain zurückzugewinnen.

Am Mittwoch lieferten sich seine Spezialeinheiten mit Aufständischen heftige Kämpfe um die Öl-Stadt Brega im Osten. Gaddafi-treue Truppen hatten den Flughafen am Dienstagabend angegriffen. Medienberichte, wonach die Soldaten das Flugfeld unter ihre Kontrolle gebracht hätten, wurden von den Rebellen zurückgewiesen. Aus Kreisen in Tripolis hieß es, Gaddafis Truppen hätten Brega "umzingelt" . Luftangriffe habe es zunächst aber nicht gegeben, dies wäre wegen der Öl-Anlagen zu gefährlich. Auch westlich der von Aufständischen kontrollierten Stadt Ajdabiyah dauerten die Kämpfe an.

Gharyan südlich von Tripolis soll von Gaddafi-Truppen zurückerobert worden sein. Aufständische hatten die Stadt am Freitag eingenommen. Auch Sabratha westlich der Hauptstadt soll wieder unter Gaddafis Kontrolle sein.

Der Internationale Strafgerichtshof (ICC) nimmt heute, Donnerstag, offizielle Ermittlungen gegen den Clan des Machthabers wegen Verdachts auf Verbrechen gegen die Menschlichkeit auf. Die Voruntersuchung habe ergeben, dass die Verfolgung von Verbrechen in Libyen in die ICC-Zuständigkeit fallen, sagte Chefankläger Luis Moreno Ocampo.

Gaddafi ließ sich von Kämpfen und Ermittlungen indes nicht irritieren: Das Staatsfernsehen zeigte Bilder von einer Feier zum "Jahrestag der Herrschaft des Volkes" , die in einem Festsaal der Hauptstadt stattfand. Gaddafi wirkte gelöst und zufrieden, während seine Anhänger "Gott, Muammar, Libyen und sonst nichts!" riefen. Der Despot sprach von sich selbst in der dritten Person: "Muammar al-Gaddafi ist kein Präsident, der zurücktreten könnte. Er hat nicht einmal ein Parlament, das er auflösen könnte."

Die Außenminister der Arabischen Liga berieten unterdessen in Kairo. Generalsekretär Amr Mussa erklärte, die Liga könnte in Koordination mit der Afrikanischen Union eine Flugverbotszone über Libyen verhängen. Die Arabische Liga werde nicht mit gebundenen Händen dastehen, "während das Blut des libyschen Brudervolks vergossen wird" .

Die USA verlegten unterdessen zwei Landungsschiffe und Hunderte Marineinfanteristen ins Mittelmeer. Dort könnten sie - falls nötig - bei Evakuierungen helfen und humanitäre Hilfe leisten, sagte US-Verteidigungsminister Robert Gates. Politische Beobachter halten ein Eingreifen des Westens in die Kämpfe für unwahrscheinlich. Italien und Frankreich sprachen sich gegen militärische Maßnahmen aus. Frankreichs Außenminister Alain Juppé meinte, eine militärische Option wäre "äußerst kontraproduktiv" , da diese einen nationalen Schulterschluss gegen das Ausland bewirken könnte. Auch ein Blitzeinsatz zur Entsetzung Gaddafis komme ohne Uno-Mandat nicht in Frage. Großbritannien wollte eine Intervention hingegen nicht ausschließen.

Das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen appellierte an die internationale Gemeinschaft, Flugzeuge zur Rettung von Flüchtlingen an die Grenze zu Tunesien zu entsenden. Laut UNHCR-Sprecherin Sybella Wilkes sei die Lage "ausgesprochen chaotisch" . Bisher seien knapp 80.000 Menschen nach Ägypten und noch einmal so viele nach Tunesien geflohen. (gian, brä, andh, dpa, AFP, Reuters/DER STANDARD, Printausgabe, 3.3.2011))