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Die Zahl der Spender geht stark zurück, während die Zahl der Empfänger stetig steigt.

Foto: APA/Patrick Pleul

Wien - Bluttransfusionen werden oft unnötig verabreicht. Zu diesem Urteil kommt eine neue Studie des Gesundheitsministeriums, die sich mit dem großzügigen Einsatz von Blutkonserven in Österreichs Spitälern auseinandersetzt.

"Bluttransfusionen sind das wichtigste Notfallmedikament bei Unfällen, doch bei längerfristig geplanten Operationen sollten sie künftig durch neuartige Therapien im Vorfeld ersetzt werden" , sagt Johann Kurz, Projektleiter der Studie, deren Details am Mittwoch präsentiert werden.

Nur jede zweite Blutkonserve notwendig

Laut seiner Einschätzung müsste nur jede zweite Blutkonserve verabreicht werden. Die Schwankungsbreite in den einzelnen Spitälern ist dabei enorm. Viele geprüfte Krankenhäuser halten sich nicht an Richtlinien, obwohl die Konsequenzen eines zu verschwenderischen Umgangs mit dem Blutvorrat seit Jahren thematisiert werden.

Die von der EU-Kommission erstmals 1994 veröffentlichte Sanguis-Studie ergab, dass generell zu viel Blut transferiert wird und dass die verordnete Menge europaweit stark variiert. Österreich liegt derzeit hinter Dänemark und Griechenland an dritter Stelle der Länder mit dem höchsten Verbrauch.

Insgesamt werden laut Angaben des Roten Kreuzes österreichweit jährlich zirka 500.000 Blutkonserven für Kranke und Verletzte benötigt. Johann Kurz vom Gesundheitsministerium warnt, dass aufgrund der Bevölkerungsentwicklung bald zu wenig Blutkonserven zur Verfügung stehen könnten.

Er vermutet, dass die Spitäler bald mit zwanzig Prozent weniger Blut auskommen müssten, da die Zahl der Spender stark zurückgehe, während die Zahl der Empfänger stetig steigt.

Risiko verringern

Professor Hans Gombotz vom Linzer AKH beklagt, dass Patienten, die ohnehin schon unter Blutarmut leiden, selten vor einer Operation eine geeignete Therapie zur Beseitigung ihrer Anämie bekommen. Damit könnte nicht nur sehr viel Blut gespart werden, auch das Risiko für die Patienten würde sich dadurch deutlich verringern. Denn jeder Kontakt mit Fremdblut birgt auch Gefahren.

Laut Gombotz, der an der Studie beteiligt war, wird diese auch international im Rahmen eines Kongresses der Weltgesundheitsorganisation in Dubai unter dem Titel "Patient Blood Management" vorgestellt. (mlosb, DER STANDARD Printausgabe, 08.03.2011))