Computerspiele, mobile Applikationen oder Anwendungen für das Social Web entwickeln. So oder ähnlich könnte der Berufsalltag für Absolventen des Studiengangs "MultiMediaTechnology" an der Fachhochschule Salzburg in Puch/Urstein aussehen. Die ersten Bachelor-Absolventen werden heuer im Sommer fertig, im Herbst startet die FH mit einem Master-Studiengang.
Vernetztes Arbeiten
"Beim Bachelor ist das oberste Ziel die Berufsfähigkeit, die Studierenden fit für den Markt zu machen", erklärt Studiengangsleiter Hilmar Linder. "Die Kreativwirtschaft erwartet von einem Master aber zusätzliche Kompetenzen wie eine fachliche Spezialisierung, Management-Know-How und Kreativität." Unternehmerische Kenntnisse seien wichtig, weil viele Firmen in der Kreativwirtschaft über kleine Strukturen verfügen. Das vernetzte Arbeiten innerhalb der Branche mache auch sozial-kommunikative Fähigkeiten zu einem Muss.
Aufgelockerter Studienplan
Um all diesen Anforderungen gerecht zu werden, weicht man im Master-Studiengang von den für Fachhochschulen typischen, starren Studienplänen ab: Das Lehrangebot ist aufgelockert und lässt sich mit Wahlmöglichkeiten freier gestalten. Im Mittelpunkt steht ein großes Projekt, an dem die Studierenden während der gesamten Ausbildung arbeiten. "Im ersten Jahr findet die Ideenfindung statt, dann folgen Konzeption und Umsetzung und im vierten Semester steht der verpflichtende Release bevor", so Linder. "Release" bedeutet, dass die Projekte nach außen getragen werden, etwa durch Aufführungen, Publikationen oder die Einreichung bei Wettbewerben.
Technik, Kreativität, Soft Skills
Auf der einen Seite stehen also Technik und Kreativität. Auf der anderen zusätzlich auch der Erwerb von Soft Skills und unternehmerischem Know-How. "Viele Techniker erfinden tolle Sachen, die aber häufig in der Schublade verschwinden", so Linder. Um genau das zu verhindern, werden auch Kommunikation und Management-Kompetenzen vermittelt. "Die Idealvorstellung ist: Die Studenten haben eine coole Idee, entwickeln sie hier und gehen mit einem fertigen Antrag hinaus. Sie können quasi am Ende ihr eigenes Start-Up gründen."
Kreative Techniker
Technik und Kreativität, Kreativität und Technik. Man mag die Begriffe drehen und wenden wie man will - und sich trotzdem noch fragen: Passt das denn wirklich zusammen? "Sogar sehr gut", argumentiert der Studiengangsleiter, "die Branche Software und Games ist eine der größten innerhalb der Kreativwirtschaft." Es gebe zwei Arten von Technikern: Die klassischen, die darauf geschult sind, Probleme zu erkennen und zu lösen. Und dann jene Gruppe, die hier gefördert werden soll: "Wir gehen einen Schritt zurück und möchten sehr stark um den Kunden kommunizieren: Was wird denn überhaupt gebraucht? Welche Bedürfnisse hat der Mensch?" Die Studierenden arbeiten interdisziplinär, die Stundenpläne der Techniker sind mit jenen der Designer (Studiengang MultiMediaArt) verknüpft.
Berufe der Zukunft
Dass die künftigen Absolventen in Österreich und im angrenzenden deutschen Raum sehr gefragt sind, ergab eine Bedarfsanalyse. Linder: "Es ist verblüffend, dass sich sogar Firmen gemeldet haben, die ganz konkrete Zahlen genannt haben, wie zum Beispiel: 'Wir brauchen in den nächsten fünf Jahren 50 Master-Absolventen'." Fachhochschulen sind traditionell praxisorientiert, marktfähige Produkte werden zum Teil schon im Bachelorstudium entwickelt. "Viele Firmen treten an uns heran und fragen, ob wir gemeinsam eine Softwarelösung oder ein Produkt entwickeln können."
Linder kann sich vorstellen, dass die Master-Absolventen auch in der Forschung oder bei internationalen Konzernen wie Google, Yahoo oder bei Spiele-Entwicklern unterkommen. "Im Moment sind viele neue Berufstypen im Entstehen, in den USA existieren zum Beispiel Berufsbezeichnungen wie 'Digital Information Architect', die es in Zukunft auch bei uns geben wird. Dieser Studiengang ist die Vorbereitung dafür." Das sprachliche Rüstzeug für internationale Jobs bekommen die Studierenden mitunter im dritten Semester, das durchgehend auf Englisch abgehalten wird. Ziel ist es, den Master-Studiengang später komplett in der Fremdsprache durchzuführen. (Maria Kapeller, derStandard.at, 13.3.2011)