Straßburg - Die libysche Opposition will von der EU so schnell wie möglich als einzig legitime Autorität in dem nordafrikanischen Land anerkannt werden. Das forderte der frühere libysche Planungsminister und das Gründungsmitglied des Nationalrats, Mahmud Jebril, am Dienstag in einer Rede vor Abgeordneten des Europaparlaments in Straßburg. Zugleich bat er die EU um Militärhilfe sowie um wirtschaftliche, humanitäre und medizinische Unterstützung.

"Wir würden jede Hilfe schätzen, die es dem libyschen Volk ermöglichen würde, dieser Revolution ein glückliches Ende zu setzen", sagte Jebril bei dem Treffen mit den EU-Parlamentariern, das auf Einladung des früheren belgischen Ministerpräsidenten Guy Verhofstadt zustande kam. Jebril sprach sich für eine Flugverbotszone über Libyen aus, lehnte eine weitergehende ausländische Militärintervention auf libyschem Boden jedoch ab. Den Menschen müssten lediglich die Mittel gegeben werden, den Aufstand selbst zu führen.

Das Treffen der Parlamentarier mit der libyschen Opposition gilt als Niederlage für die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton, der es bisher nicht gelang, Vertreter der libyschen Opposition zu kontaktieren. Zahlreiche EU-Abgeordnete kritisieren die Unfähigkeit Ashtons, den Anforderungen des ihr übertragenen Mandats nachzukommen. Jedoch soll sie laut ihrem Sprecher mit Jebril und Ali al-Essawi, die beide dem libyschen Nationalrat der Aufständischen angehören, noch am Dienstag zu einem privaten Abendessen zusammentreffen. Der Sprecher betonte, dass damit keine offizielle Anerkennung des Nationalrates oder der Funktionen der beiden Libyer einhergehe. "Sie sind in Straßburg, sie haben um ein Treffen gebeten", sagte der Sprecher. Ashton sei froh, die Gelegenheit nutzen zu können, um mehr Informationen über die Situation in Libyen zu erhalten. "Die Informationen aus Libyen sind sehr lückenhaft, wir sind sehr abhängig von Medienberichten."

Ashton soll am Mittwoch an einer Debatte über die Lage in Libyen in Straßburg teilnehmen und dabei auch libysche Oppositionsvertreter treffen. (APA)