Kairo - Bei gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Muslimen und Christen in Ägyptens Hauptstadt Kairo sind am gestrigen Dienstagabend nach Angaben eines Priesters mindestens sechs koptische Christen getötet worden. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet von zehn Toten.

Mindestens 45 weitere Kopten seien verletzt worden, sagte der Geistliche Samaan Ibrahim aus dem Stadtteil Mokattam, dem Ort der Auseinandersetzungen, am Mittwoch. Die Leichen befänden sich im Krankenhaus der Kirchengemeinde. Alle Opfer seien durch Kugeln getötet worden, auch die Verletzten hätten Schusswunden erlitten. Am Dienstagabend war zunächst von einem Toten die Rede gewesen.

Mindestens tausend Christen hatten sich am Dienstag in Kairo versammelt, um gegen einen Brandanschlag auf eine Kirche im Süden der Metropole am Samstag zu protestieren. Die Demonstranten seien dann von Bewaffneten attackiert worden, die auch Häuser und Warenlager in Brand gesetzt hätten, sagte Priester Ibrahim. Nach Angaben der Sicherheitskräfte bewarfen sich beide Seiten mit Steinen, Augenzeugen zufolge schossen Soldaten in die Luft, um die Menschenmenge aufzulösen.

In Ägypten liefern sich Kopten und Muslime immer wieder heftige Auseinandersetzungen. Bei einem Anschlag auf koptische Christen in Alexandria waren in der Neujahrsnacht 23 Menschen getötet worden. Die Kopten sind die größte christliche Glaubensgemeinschaft im Nahen Osten und machen bis zu zehn Prozent der 80 Millionen Einwohner Ägyptens aus. Sie sehen sich im Alltag Diskriminierungen und Benachteiligungen ausgesetzt. (APA/AFP/Reuters)