Leidschendam - Nach mehr als drei Jahren ist in den Niederlanden der Prozess gegen Liberias Ex-Staatschef Charles Taylor zu Ende gegangen, dem Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen werden. Dabei bekräftigte die Anklage am Freitag ihre Überzeugung, dass Taylor hinter den mordenden Rebellen im Nachbarland Sierra Leone gestanden sei. Die Verteidigung wies dies zurück, das Urteil soll im Sommer fallen.

"Ich erkläre den Prozess für beendet", sagte die Vorsitzende Richterin des von der UNO unterstützten Sondertribunals für Sierra Leone, Teresa Doherty. "Das Gericht wird nun mit den Beratungen beginnen." Diese sollen nach derzeitigen Planungen im Sommer zu einem Urteil führen. Es ist das erste Verfahren gegen einen ehemaligen afrikanischen Staatschef vor einem internationalen Gericht. Bei dem Bürgerkrieg in Sierra Leone wurden zwischen 1991 und 2001 etwa 120.000 Menschen getötet. Taylor hat nach Überzeugung der Ankläger den blutigen Konflikt im Nachbarland angezettelt, um sich Zugriff auf sogenannte Blut-Diamanten zu verschaffen.

"Charles Taylor war der Sponsor der Revolutionären Front"

Staatsanwalt Nicholas Koumjian bekräftigte am letzten Verhandlungstag die Vorwürfe der Anklage gegen Taylor. Der 62-Jährige habe die Rebellen der Revolutionären Front im Nachbarland Sierra Leone "kontrolliert". Er sei verantwortlich für die Verbrechen der Rebellen, die unter anderem Kindersoldaten in den Kampf geschickt hatten. Mit Hilfe der Rebellen soll Taylor reiche Diamantenschätze angehäuft haben. "Charles Taylor war der Sponsor der Revolutionären Front", sagte Koumjian. "Er hat die Bewegung sowohl militärisch als auch politisch geführt."

Die Verteidigung wies die Anschuldigungen vehement zurück. Taylors Chef-Verteidiger Courtenay Griffiths zeigte sich vor Journalisten im Gericht überzeugt, dass sein Mandant freigesprochen werde. Die von der Anklage vorgelegten "Beweise" seien unschlüssig. "Und die Verteidigung hat klar bewiesen, dass Taylors Rolle in Sierra Leone komplett friedlich war", sagte er.

Gegen Taylor hatte auch das britische Topmodel Naomi Campbell im vergangenen Sommer vor dem Sondertribunal für Sierra Leone ausgesagt. Sie soll 1997 von Taylor einen Diamanten geschenkt bekommen haben. Die Anklage wollte beweisen, dass Taylor Blutdiamanten besaß. Campbell sagte allerdings vor dem Gericht nur aus, dass sie Diamanten erhalten habe. Sie wisse jedoch nicht von wem. US-Schauspielerin Mia Farrow sagte dagegen vor dem Tribunal, dass Campbell ihr gegenüber Taylor als Absender eines "riesigen Diamanten" genannt habe. (APA)