3 WebCube: Als Würfel oder direkt angesteckt zu gebrauchen.

Foto: derStandard.at/Zsolt Wilhelm

Im Eigenbau und zum Mitnehmen:

Alternativ zu einem Gesamtpaket wie dem WebCube, kann natürlich auch jeder Datenstick bzw. jede Datenkarte manuell per entsprechendem Router zum allgemeinen Gebrauch umfunktioniert werden. Wer seine mit dem WebCube erworbene Datenverbindung auch unterwegs mit einem Stick nutzen möchte, kann für 3 Euro im Monat zusätzlich eine Partnerkarte erwerben. Für die Partnerkarte wird das Datenvolumen allerdings auf 3 GB pro Monat limitiert.

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Es liegt auf der Hand: Früher oder später werden Mobilfunktechnologien die Festnetzkommunikation verdrängen. Bei der Sprachtelefonie befinden wir uns am besten Weg dort hin, als nächstes steht dem Wunsch der Mobilfunkanbieter nach Festnetzinternet auf dem Speiseplan.

Während "Mobiles Breitband" bisher eher als Ergänzung zum Festnetzinternet vermarktet wurde, drängt Mobilfunkanbieter "3" seit Kurzem mit einem Produkt in dem Markt, das sich dezidiert als Festnetzersatz positioniert. Der WebStandard hat sich angesehen, ob das "WebCube" getaufte Angebot tatsächlich das Zeug dazu hat.

So unkompliziert wie Internet sein sollte

Für eine monatliche Gebühr von 15 Euro erhält der geneigte Kunde einen WLAN-Router mit eingebautem UMTS-Modem. Die SIM-Karte wird vorinstalliert ausgeliefert, was die Installation besonders einfach gestaltet: Der WebCube muss lediglich an eine Stromquelle angeschlossen werden, per WiFi (b,g) können sich bis zu fünf Nutzer mit ihrem Notebook, Smartphone, PC oder ihrer Spielkonsole in die Wolke einklinken und so über HSDPA Internet-Surfen. Drei verspricht hier als erster Mobilfunkanbieter unlimitierten Datenverkehr mit bis zu 6 Megabit pro Sekunde.

Damit nicht jeder sich ins private WLAN einloggen kann, wird die Verbindung von Haus aus nach WPA-Methode verschlüsselt. Ein entsprechendes Passwort wird beigelegt, kann aber jederzeit geändert werden. Viel mehr gibt es nicht zu wissen. Der von Huawei entwickelte Router weist keine Besonderheiten auf und lässt sich platzsparend auch aus dem Würfel entfernen und direkt an eine Steckdose stöpseln. Im Test machte das Gerät keine Mätzchen, die Verbindung wurde konstant aufrecht erhalten. Für den lokalen Datenaustausch wäre eine Verbindungsgeschwindigkeit nach dem n-Standard wünschenswert gewesen.

Schnell genug: Nicht für jeden

Damit bietet "3" aber zumindest theoretisch alles, was für ein sorgenfreies Online-Vergnügen benötigt wird. In der Praxis hinterlässt der "erste mobile Festnetzersatz" gemischte Gefühle. Bei der Geschwindigkeit kommt "3" selbst bei tadellosem Empfang im 1. und im 9. Wiener Gemeindebezirk nicht ganz an das Versprechen heran. Nach wiederholten Speed-Tests mit Servern in Wien und Linz wurden im Schnitt knapp 4,5 Mbit/s beim Download und 1,8 Mbit/s beim Upload erreicht. Im Test gab die Anbindung bei Downloads über den Webbrowser und Torrent-Client in Summe zwischen 350 und 500 KiloByte/s her, bei Uploads waren es etwa 100 kb/s. Diese Durchschnittwerte wurden wie gesagt bei vollem UMTS-Empfang erzielt.

In der Praxis bedeutet das, dass der propagierte Festnetzersatz rein von der Leistung her viele, aber nicht jeden zufriedenstellen wird. Wer lediglich im Internet surft und Emails abruft, wird – einen guten Empfang vorausgesetzt – damit völlig auskommen. Für Youtube-Clips, Skype und Musik-Downloads ist dies ausreichend und wer sich etwas gedulden kann, darf dank Flatrate auch größere Dateien wie Filme konsumieren. Wer jedoch richtig viele Daten aus dem Netz saugt, regelmäßig Filme in HD und Spiele lädt und dies vielleicht auch noch alles gleichzeitig machen möchte, für den ist das keine Alternative zu einer flotten DSL-, Kabel- oder Glasfaser-Anbindung mit 20 Mbit/s und mehr.

Verzögerung?

Für die Qualität ebenfalls entscheidend ist die Verzögerung der Datenübermittlung. In den durchgeführten Ping-Tests kam die 3-Flatrate auf einen durchschnittlichen Wert von 73 Millisekunden. Dies reicht für Videostreaming und -Chats problemlos aus, ambitioniertere Videospieler werden damit bei besonders rasanten Games wie Shootern auch noch zurechtkommen, wobei hier ein Ping von unter 50 ms ideal wäre, wie er etwa bei der zum Vergleich getesteten DSL-Anbindung (von UPC Inode) gegeben war.

Unvergleichlich komfortabel

Während die Geschwindigkeitsrevolution bei Mobilfunkinternet nach wie vor auf sich warten lässt, legt es beim Nutzungskomfort einiges vor. Egal ob in dem Fall WebCube oder ein üblicher Datenstick: Hier muss man im Gegensatz zu Festnetzinternet keinen Termin vereinbaren, nicht auf den Techniker für die Einrichtung warten und auch keine Zeit damit vergeuden, auf die Freischaltung zu warten. Man geht ins Geschäft, richtet einen Vertrag ein und kann sofort und überall innerhalb Österreichs online gehen – sofern der Empfang gegeben ist.

Der einzige Wermutstropfen ist die 24 monatige Kundenbindung. Dafür erwirbt man mit dem Vertrag gleich den kostenlos beigelegten WebCube-Router und muss nach Vertragskündigung kein Gerät zurückschicken.

Preislich eine Kampfansage

Die mit dem WebCube erworbene "3DataSuperFlat" (6 Mbit/s) ist eine Flatrate für 15 Euro pro Monat und damit in diesem Geschwindigkeitssegment tatsächlich eine Kampfansage an Festnetzanbieter. Zum Vergleich: Bei den beiden größten heimischen Internet Service Provider Telekom Austria und UPC startet Flatrate-Internet ab 19,90 Euro. Bei der Telekom erhält man dafür 8 Mbit/s (aonKombi), bei UPC 2 Mbit/s (Fiber Power Easy). Für 23 bis 25 Euro kann man dafür bereits mit 16 bis 20 Mbit/s bei den Festnetzanbietern surfen. Im Gegensatz zum Mobilfunkangebot verrechnen die Festnetzprovider zusätzlich noch diverse Gebühren für Einrichtung und Installation. Soll ein Techniker die Inbetriebnahme vornehmen, zahlt man bei der Telekom satte 131 Euro, bei UPC immerhin 69 Euro – technisch Unbegabte suchen sich besser Hilfe im Bekanntenkreis.

Wer also nur einen Internetanschluss braucht und keinen allzu großen Wert auf Geschwindigkeit legt, findet bei "3" demnach auch preislich eine echte Alternative. Schwieriger wird es da für all jene, die zusammen mit Internet auch Kabelfernsehen haben wollen. Denn in Kombination sind diese Dienste bei den Providern deutlich günstiger zu haben, als Internet und Kabel-TV separat abonniert werden können.

Fazit

Der WebCube und die erste echte Flatrate für Mobilfunk-Breitbandinternet werden definitiv nicht allen Wünschen gerecht. Nach wie vor ist die Anbindung nicht schnell genug, um Filme in HD oder große Download-Spiele unmittelbar verfügbar zu machen. Bei guter Empfangsqualität ist aber für Alltagsaufgaben wie Internet-Surfen und Emails abrufen, sowie dank Flatrate für den bedenkenlosen Download gesorgt – auch wenn die versprochene Maximalgeschwindigkeit in der Praxis nicht erreicht wird.

Als Gesamtpaket betrachtet stellt "3"s Angebot aber tatsächlich eine ernstzunehmende Alternative zu Festnetzinternet dar. Es ist vergleichsweise günstig und unvergleichlich einfach zu handhaben. Hier benötigt es zur Installation keinen Spezialisten im Freundeskreis und schon gar keinen Techniker. Versteckte Kosten wie eine Einrichtungsgebühr muss man auch nicht bedenken. Wer in seinem Wohngebiet kein zufriedenstellendes DSL- oder Kabel-Produkt nutzen kann, könnte zumindest einmal die 3G-Empfangsqualität in seinem Gebiet prüfen. Die Internetzukunft ist jedenfalls ein ganzes Stück näher an den Festnetzersatz herangerückt.

Mehr Speed in Sicht

Abzuwarten bleibt, wann schnellere Mobilfunkanbindungen zum Preis von Kabel- oder Glasfaserinternet verfügbar sein werden. "3" verspricht im nächsten Schritt ein Flatrate-Angebot mit bis zu 30 Mbit/s. Für einen spürbaren Geschwindigkeitsschub dürfte dann die nächste Mobilfunkgeneration LTE sorgen. Hier sind die Netze der Anbieter aber gerade erst im Aufbau und die Preise noch jenseits eines vernünftigen Verhältnisses zur gebotenen Leistung.

(Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 13.3.2011)

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