Wien - Meist sind sie Ladenhüter, am Montag waren sie in Österreich ausverkauft: die Geigerzähler. Ob sie ihren Benutzern viel bringen werden, ist allerdings fraglich: Strahlenwert ist nicht gleich Strahlenwert, und eine tausendfach erhöhte Belastung kann immer noch völlig harmlos sein.

Es gibt zwei Möglichkeiten, Strahlung zu messen: Entweder man bestimmt die Dosis oder die Aktivität. Bei der Aktivität wird gemessen, wie viele Atome pro Sekunde zerfallen - eines pro Sekunde entspricht einem Becquerel. Im menschlichen Körper etwa zerfallen pro Sekunde 5000 Kalium-40-Atome, er hat also eine Aktivität von fünf Kilo-Becquerel.

Allerdings sagt die Aktivität nichts aus über die Gefahr für die Gesundheit eines Menschen - um diese zu bestimmen, wird die Dosis gemessen. Sie gibt die Menge an Strahlungsenergie an, die der Körper pro Kilogramm Gewebe aufgenommen hat.

Ab Belastung von 250 Milli-Sievert Veränderungen sichtbar

Durch die kosmische Hintergrundstrahlung ist der Mensch etwa 100 Nano-Sievert pro Stunde ausgesetzt, pro Jahr nimmt er in etwa zwei Milli-Sievert auf. Wird aus einem Reaktor radioaktiver Dampf abgelassen wie in dem Kraftwerk in Fukushima, so steigt die Strahlenbelastung kurzfristig auf etwa das Tausendfache des normalen Werts - eine Dosis, der der Mensch immer noch gefahrlos mehrere Stunden ausgesetzt sein kann.

Erst ab einer Belastung von 250 Milli-Sievert sind Veränderungen im menschlichen Blutbild sichtbar, ab einem Sievert setzt der "Strahlenkater" ein, Betroffene müssen sich ständig übergeben. Eine Dosis von sieben Sievert gilt ohne Behandlung als tödlich.

Gemessen werden Strahlen mit zwei Geräten: dem Dosisleistungsmesser und dem Kontaminationsmessgerät, etwa einem Geigerzähler. Ersteres registriert die Gammastrahlung pro Stunde, Letzteres die Impulse pro Minute - aus denen man wiederum die Aktivität errechnen kann.

Auch Granit strahlt

Je weiter ein Mensch von einer Strahlenquelle entfernt ist, desto weniger ist er betroffen. Nicht weil die Intensität abnimmt, sondern weil sich die Strahlung kreisförmig ausbreitet. Der Effekt ist der gleiche wie bei einem Ofen: Je weiter weg man sitzt, desto weniger heiß nimmt man ihn wahr.

Radioaktive Strahlung entsteht ständig und überall: Durch Kohlekraftwerke etwa gelangt wesentlich mehr nach außen als im Normalbetrieb eines Reaktors. Auch Gestein wie Granit strahlt. In Teilen des Waldviertels ist die ständige Belastung daher etwa zehnmal so hoch wie in Wien. (red, DER STANDARD-Printausgabe, 15.3.2011)