Wien - Am Dienstag geht das Strafverfahren gegen den Ex-Chef der Hypo Alpe Adria, Wolfgang Kulterer, und zwei Mitangeklagte weiter. Verhandelt wird über den Kredit von 150.000 Euro an Detektiv Dietmar Guggenbichler.

Die nächste Sache, mit der sich die Justiz beschäftigen wird, sind die Kapitalerhöhungen 2004 und 2006. Wie berichtet steht der Verdacht der Bilanzfälschung im Raum. Die Vorzugsaktionäre aus dem Nahebereich der Banker hatten zunächst Hypo-Kredite bekommen, um die Aktien kaufen zu können; bei der zweiten Tranche hat sich die Bank zur Rücknahme der Aktien verpflichtet. Das geht mit der Verbuchung als Eigenkapital aber nicht zusammen.

"Finanzierung bestritten"

Die Aufsicht hatte bei einer Sonderprüfung der Hypo 2006 bereits Lunte gerochen und ihren Verdacht bei den Bankern und den Managern der Hypo Leasing Holding (HLH; die hat die Aktien emittiert) abgeklopft. Doch die "bestritten das Bestehen von Nebenabreden genau so wie die Scheinkonstruktionen bezüglich der Kreditfinanzierung", heißt es im Gerichtsgutachten der KPMG Linz dazu. Auch gegenüber ihrem Wirtschaftsprüfer Deloitte gaben die Bankchefs an, es habe keine Nebenabreden gegeben, die Hypo Liechtenstein habe "weder direkt noch indirekt finanziert".

Jene Deloitte-Mitarbeiter, die 2004 den Prüfbericht der Hypo Liechtenstein erstellten, hätten anderes gewusst: "Nach ihren Angaben wurde die ... Kreditnehmer durch die Gruppe in Österreich vermittelt, wo auch ihre Bonitätsprüfung stattgefunden hat", schreibt der Gutachter. Zudem bestand Personenidentität: Im Verwaltungsrat der Hypo Liechtenstein, die die Kredite an die zwischengeschalteten Anstalten verteilte, saßen damals unter anderem Hypo-Chef Kulterer sowie sein Vize Günter Striedinger. Fazit des Gutachters: "Es erscheint wahrscheinlich, dass zumindest sie über die Finanzierung der Vorzugsaktionäre informiert waren und dass die Kreditkonstruktionen in Absprache mit den Vorzugsaktionären bewusst gewählt wurden, um einen Zusammenhang ... zu verschleiern."

Die Hypo Liechtenstein hatte das Geld, das sie verborgte, übrigens nicht selbst in der Kasse. Aus dem Deloitte-Prüfbericht zum Jahresabschluss 2007 ergibt sich, dass sie dafür selbst Geld aus der Bankengruppe bekommen hatte - Genaueres ist noch nicht geklärt. 2004 hatte die Hypo International ihrer Tochter in Liechtenstein zudem ein Darlehen gewährt: 9,4 Mio.Euro. (gra, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.3.2011)