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Die Millionen-Metropole Tokio bei Sonnenaufgang
Wien - Da reichen sämtliche europäische Erfahrungswerte nicht mehr: Im Großraum Tokio, wo die Angst vor einer atomaren Wolke umgeht, leben auf ungefähr 13.000 Quadratkilometern mehr als 36 Millionen Menschen, das sind ungefähr vier Mal so viele wie in Österreich und ein Viertel aller Menschen in Japan.
Die Megacity rund 200 Kilometer vom havarierten Kernkraftwerk Fukushima entfernt, umfasst neben dem Kernbereich Tokio mit 8,8 Millionen Einwohnern die Millionenstädte Yokohama, Kawasaki, Chiba, Saitama und die Region Tama, in der vier Millionen Menschen leben, sowie mehrere weitere Städte mit Hunderttausenden Einwohnern. Allein die Tokioter U-Bahn transportiert acht Millionen Menschen - täglich.
Die Megacity ist nicht zuletzt wegen der günstigen Lage an der Tokio-Bucht Zentrum der Industrie mit entsprechend vielen Menschen, die dort arbeiten und aus umliegenden Regionen einpendeln. Nach Zahlen von 2005 erwirtschaftete der Ballungsraum ein fast so hohes Bruttoinlandsprodukt wie Deutschland - 53 Millionen US-Dollar pro Quadratkilometer. Tokio gilt als Stadt mit den weltweit höchsten Mieten. Im Großraum dominiert die Schwerindustrie, dazu gibt es unter anderem chemische Industrie, Fahrzeugproduktion und Unterhaltungselektronik. Die Börse von Tokio zählt zu den drei größten der Welt.
Daneben ist Tokio das politische und kulturelle Zentrum des Landes - und galt wegen der hohe Erdbebengefährdung immer schon als Alptraum der weltgrößten Rückversicherer. In einem von der Munich Re (früher: Münchener Rück) erstellten Naturgefahren-Index für Megacities liegt Tokio an der Spitze. Während das Erdbeben der Stärke 9,0 vom Freitag in Tokio kaum Sachschäden anrichtete, starben durch ein Beben der Stärke 7,9 im Jahr 1923 rund 140.000 Menschen - viele durch Brände, die in Folge der Erdstöße ausbrachen. Damals hatte Tokio zwei Millionen Einwohner - und lag im Bereich von Wien.
Tokio als Stadt gibt es eigentlich gar nicht: Die Metropole besteht aus 23 Präfekturen, die ihren eigenen Bürgermeister wählen. Stadtgrenzen sind ohnehin nicht zu erkennen - die Urbanisierung hat diese längst verschwinden lassen. (APA)