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Michael Walchhofer blickt, beispielsweise, auf einen WM-Titel und drei Abfahrtsweltcups zurück.

Foto: REUTERS/Wolfgang Rattay

Lenzerheide/Wien - Michael Walchhofer hat es überstanden. Einen Tag früher als geplant. Denn der Super-G beim Weltcupfinale in Lenzerheide, Schweiz, der das letzte Rennen des Salzburgers sein hätte sollen, wurde wegen Regens und schlechter Sicht abgesagt. Womit die Kristallkugel für den Super-G genauso dem Schweizer Didier Cuche gehört wie jene in der Abfahrt. Walchhofer wurde in seinem letzten Weltcuprennen, der Abfahrt am Mittwoch, die sich der Franzose Adrien Theaux nahm, Elfter. Österreichs Herrenteam, so viel steht fest, gewinnt erstmals seit 1996 keine Weltcupkugel.

Walchhofer hat viel Glück gehabt in all den Jahren. Wie nicht allzu viele seiner Kollegen schaffte er es, ohne schwere Verletzung durch seine Weltcupkarriere zu rasen, die 1999 begann. Und was war vorher? "1995 hat es mich im Training in Sölden paniert, ich hab' Serienrippenbrüche gehabt und eine Lungenprellung. Eine Operation war nicht notwendig. Es ist alles schnell verheilt", erzählt er, der im Lauf seiner Karriere viele schwere Unfälle sah. "Natürlich hat mich das immer sehr bewegt. Man überlegt dann auch, warum man sich das antut, aber gleichzeitig ist man davon überzeugt, dass einem selber so etwas nicht passiert."

Walchhofer wuchs als jüngstes von sechs Kindern auf einem Bauernhof in Altenmarkt auf. Sein Großvater war der Liftpionier in Zauchensee. Und heute ist Michael Walchhofer, der verheiratet ist und drei Kinder hat, Hotelier in Zauchensee. Er erinnert sich, dass er großes Heimweh hatte, als ihn die Eltern zum ersten Mal in einen Skikurs steckten.

Er biss sich durch. Gut dreißig Jahre lang, in denen er reiche Beute machte. "Dass man dann den Durchbruch schafft, ist auch Glückssache." In der Saison 1998/99 schaffte er den Aufstieg in den Weltcup. An sich als Slalom- und Kombispezialist. Bei der WM 1999 in Vail wurde der 1,92 hohe Walchhofer in der Kombi aus Abfahrt und Slalom Sechster.

Ob er sich noch an seine erste Abfahrt erinnern kann? "Natürlich, es war ja ein beeindruckendes Erlebnis 2001 in Kitzbühel." Walchhofer landete bei der Premiere auf Platz neun. Der erste Sieg gelang ihm ebenfalls in Kitzbühel, zwei Jahre später gewann er die klassische Hahnenkammkombination.

In dieser Zeit hatte er sich schon als Abfahrer etabliert. Für einen Slalomspezialisten war er schlichtweg zu groß und zu schwer. 2003 gewann er eher überraschend Gold in der WM-Abfahrt in St. Moritz. Es sollte sein einziger Titel bei Großereignissen bleiben, obwohl er danach stets als Favorit in die Rennen ging. Bei den Olympischen Spielen 2006 in Turin besorgte er sich Silber in der Abfahrt, bei der WM 2005 in Bormio Silber im Super-G und Bronze in der Abfahrt. Insgesamt gewann er 19 Weltcuprennen, 14 Abfahrten, drei Super-Gs, eine Kombi und eine Superkombi. Dreimal holte er den Abfahrts-Weltcup, der vierte ging sich um zwölf Punkte nicht aus.

Nun ist es vorbei mit dem Spitzensportlerleben. "Diesen täglichen Grenzgang, diese Hochschaubahn der Gefühle werde ich wahrscheinlich nicht mehr haben. Auch wenn für mich auch nachher die berufliche Herausforderung absolut da ist."(Benno Zelsacher, DER STANDARD Printausgabe, 18.3.2011)