Österreichische Footballspieler. Sie erwecken oft den Eindruck, als würden sie ihre Jerseys niemals ablegen. HiFi scheint die Montur aber zu gefallen.

Foto: (C) Dario Tatic

Die Swarco Raiders sind die „Wirtschaftsmacht" der Bundesliga, erfreuen sich hoher Zuschauerzahlen und ihre Events, wie hier die Super Bowl Party im vergangenen Februar, werden gerne auch von Promis heimgesucht. Bode Miller mit Innsbrucks Vizebürgermeister Franz Xaver Gruber.

Foto: (C) Schellhorn

Im vierten und nun doch erst vorletzten Teil der Vorschau gehe ich auf die Medien und die Mankos im heimischen Footballsport ein und werde Ihnen dann abschließen im fünften Teil (Freitag) Empfehlungen für ihre hoffentlich kommenden Football-Wochenenden geben.

Aus meiner heutigen Sicht gibt es drei große offene Baustellen, Kern- wie Teilbereiche des Sports in Österreich, die es zu schließen gilt. Im dritten Teil schwärmte ich von meinem Kommentator-Kollegen Michael Eschlböck als Verbandspräsident, erwähnte aber auch, dass seine Kompromissbereitschaft von manchen auch als Biegsamkeit interpretiert wird. Unterm Strich steht eine durchwegs positive Entwicklung, was die Zahl der Aktiven (Breite), wie auch die internationalen Erfolge (europäische Spitze) angeht. Der User FinalDestination meinte zu hören, es gehe „drunter und drüber" im Verband. Nun, da hat er falsch gehört, ganz sicher aber gibt es offene Flanken, die auch Gefahren in sich bergen.

Die drei Baustellen lauten: Medienarbeit, Bundesligareform & Ökonomie.

Der Zirkus ist in der Stadt!

Eingeklemmt zwischen König Fußball, Alpin-Ski (aktuell auch Nordisch) und der Formel 1 ist bekanntlich nicht allzu viel Platz frei in Österreichs Medien. Wir hören das ganz bewusst gesungene Klagelied des Übergangenwerdens eines Herrn Kleinmann (Volleyball), und er hat damit im Kern nicht unrecht. Es ist schwierig, selbst für vermeintlich Große wie Eishockey (Danke Servus TV) oder Basketball, großen Raum zu greifen. Österreichs Faustballer sind international erste Sahne, leider sehe ich sie immer nur in kleinen Spalten ihr mediales Dasein fristen. Ich will das (eine WM) eigentlich Live im ORF sehen - sie auch? Selbst Tennis ist post-Muster „TW1-isiert" worden. Das Abstellwinkerl des ORF heißt natürlich Sport Plus, aber: who cares?

So kamen Pressesprecher von Footballteams, sofern sie überhaupt welche hatten, auf die Idee, den Sport lustiger einzupacken, damit man „ins Fernsehen" kommt. Basierend auf Erfahrungswerten. Der heimische Sportredakteur hat in der Regel mit Football nichts am Hut und fragt nach: „Wos is die G'schicht'?" Er/sie braucht eine Geschichte? Na, wir haben Tausende! Unsere O-Line hat zwei McDonalds Filialen an einem Abend leer gefressen! Unser Runningback hat mit zwei gerissenen Kreuzbändern drei Kinder mit vier Frauen gezeugt! Unser Linebacker trägt jeden C-Promi mit einer Hand durch das In-Lokal ihrer Wahl! Unser Kicker ist auf einem Auge blind und trifft trotzdem immer! Sein Onkel auf beiden Augen, er ist Schiedsrichter geworden! Hahaha! Viele Geschichten haben wir. Und wir haben sie weitererzählt. Und sie waren super, weil der Redakteur hat sich gefreut und es geschrieben.

 

Das hat natürlich unangenehme Nebeneffekte, denn Geschichten über den Sport, über das Spiel selbst, die sind dann eher doch weniger interessant und zur Nebensache verkommen. Man hat sich ungewollt selbst zum Clown gemacht, der in die Zeitung wollte. Jedoch im Sportteil, nicht unter „Leute" oder gar in die Rubrik „Kurioses" sich wiederfinden. Das ist übrigens einer der zwei Gründe, warum ich hier blogge. Ich will Ihnen etwas über den Sport erzählen, was Sie vielleicht noch nicht wussten.

Put the freaks upfront

Die Sicht der Medien auf den Football hat sich in den letzten Jahren stark verbessert, aber noch immer macht mich so mancher Beitrag über den Sport krank. Wenn ich eine Doppelseite über einen „Bier Pong-Champion als Monster" lese, der in „seiner Freizeit mit Gleichgesinnten gerne Football spielt", aber nichts darüber, dass sein Kollege gerade mit einer schweren Verletzung eine Saison ausfällt, hinterlässt das mich ratlos. Wenn zwei Liner in einer Studiosituation in einer Live TV-Sendung (in voller Montur) sich auf Wunsch des Moderators Bälle zuwerfen müssen, leben meine Bürotüren gefährlich. Stellen Sie sich mal vor, man macht das mit Markus Rogan! Sie stellen ihm ein Planschbecken auf, ziehen ihm die Badehose an und wollen dann, dass er allen mal zeigt wie „dieses Rückenschwimmen so richtig geht". Der dreht am Stand um. Andreas Goldberger musste nie vom Moderatorentisch runter einen Telemark landen. Footballer müssen aber stets zeigen, welch schräge Freaks sie sind. Das macht auch wütend.

Umso mehr, da ich weiß, dass ein Footballspieler neben seinen Muskeln auch noch sein Hirn benötigt. Ein richtig guter Spieler ist in der Regel ein kluger Mensch. Er sollte über eine hohes Auffassungsvermögen verfügen sowie Selbstdisziplin, soziale Kompetenz und Menschenkenntnis haben. Sonst wird es - zumindest am höchsten Niveau in Österreich - sehr schwierig. Österreichs Footballer sind keine Deppen, keine Freaks, keine Irren, sondern seriöse Amateursportler, die viel Zeit und Arbeit in Kauf nehmen, um Football auf dem Level überhaupt spielen zu können. Sie sollten von sich aus aufhören, für die Medien die gepanzerten Kasperln zu spielen. Beenden wir diese Ära des Missverstehens jetzt!

Die Schuld alleine auf die Medien zu schieben wäre ebenso falsch wie ungerecht. Die Situation hat sich, wie gesagt, leicht verbessert und den Ursprung, den darf man (der Footballsport in Ö) ruhig bei sich selbst suchen. Denn man ging ja proaktiv auf sie mit dem Helm am Kopf zu.

Damit das nicht falsch verstanden wird: Die Show rund um den Football, die liebe ich und will ich nicht missen. Pyro-Effekte die einheizen, durch die Luft wirbelnde Cheerleader, Harleys die brummen, eine Live-Band, gerne eine Ochse am Grill - das ganze Beiwerk: Uneingeschränkt Ja! Nur Nein dazu, dass es „ja eh gar nicht um den Sport geht". Es ist der einzige wirkliche Inhalt.

Das Licht am Ende des Tunnels leuchtet schüchtern. Beim Termin des Nationalteams bei Bundespräsidenten Heinz Fischer, zog der Verband seinen Spielern nur noch die Jerseys an, Helme und Pads blieben beim Fototermin im Spind. Beim nächsten Mal im Anzug bitte - wie alle anderen Sportler auch! Die Swarco Raiders Tirol betreiben, als Marketingpartner der Oakland Raiders, eine formidable Pressearbeit, stellen dabei sowohl ihre Side Events dar, aber im Kern den Sport selbst. Die Kollegen vom Print-Magazin „KICK OFF" versuchen auf Verlagsfreier Ebene den Brückenschlag zwischen Boulevard und Special Interest Medium. Alles Zeichen dafür, dass nach Jahren der medialen Freakshow nun die Sportshow folgt.

Zwei Herzen schlagen in ihrer Brust

„Micky Maus-Liga" nennt man die Austrian Football League (z.B. in Deutschland) spöttisch auch. Zwar hat sie sieben Teams, doch manche von ihnen absolvieren lediglich drei Heimspiele pro Saison. Drei. Sie haben richtig gelesen. Sechs in Summe. So qualitativ stark die AFL auch dasteht, fünf der sieben Teams spielen auch in der Euro Bowl mit, so ist sie quantitativ beinahe nicht vorhanden.

Das Grundproblem, welches neben diesem auch noch anderen Folgeproblemen vorsteht, das lässt sich nicht so einfach lösen. Der Verband besteht zu einem Großteil aus Vereinsfunktionären. Das ist so, weil der Sport zu klein ist, um vereinslose Vorstände zu rekrutieren. Wollen täte man angeblich ja eh. Alle sechs Vorstände haben eine Klubvergangenheit, vier davon auch eine Gegenwart. Michael Eschlböck (ehemals Danube Dragons) gilt als einziger von ihnen als völlig unabhängig. Nikolaus Jellinek (ehemals Black Lions) ist Wiener und seit kurzem nicht mehr im Vorstand der Kärntner. Alle anderen nehmen bei Vorstandssitzungen neben ihren zweiten Ichs Platz. AFBÖ Senior Vize Karl Wurm und Gregor Murth (beide Vikings), Gerwin Wichmann (Swarco Raiders) und Florian Windisch (Schwaz Hammers) haben neben des Interessen des Verbandes auch stets jene ihrer Vereine im Kopf. Auch wenn sie es dementieren, liegt es in der Natur der Sache.

Das hat auf den ersten Blick nichts mit der geringen Größe der Bundesliga zu tun, daher müssen wir genauer hinschauen. Wir vergleichen die Saison zweier Spieler.

Spieler A - ein österreichischer Top-Athlet der Vikings Vienna

Er ist berufstätig oder Student, also ein reiner Amateur und im Nationalteam.

Seine Saison 2011 beginnt im Spätherbst des Jahres 2010. Sie endete davor Anfang August bei der EM in Frankfurt. Er hatte acht Wochen Trainingspause. Anfang März geht er dann in das erste von drei Nationalteamcamps. Sein erstes Bundesligaspiel bestreitet er Ende März. Er bestreitet zwischendurch ein Freundschaftsspiel mit dem Nationalteam. Er bestreitet zwischendurch ein Euro Bowl-Viertelfinale. Sein letztes Bundesligaspiel findet - womöglich und wahrscheinlich - erst im Juni statt. Es kann noch ein Euro Bowl-Halbfinale dazwischen und ein Finale danach auf ihn zukommen. Zwischenzeitlich fand noch ein NT-Camp statt. Nach der Bundesliga rückt er ins letzte Nationalteamcamp ein. Er spielt gegen Japan, Kanada, Schweden und am Finaltag. Am Ende seiner Saison hat er mindestens elf Spiele absolviert, höchstens 15. Mit seinem Verein davon elf bzw. mindestens sieben.

Spieler B - ein österreichischer Top-Athlet der Salzburg Bulls

Er ist berufstätig oder Student, also ein reiner Amateur und nicht im Nationalteam.

Seine Saison 2011 beginnt im Winter des Jahres 2010. Sein letztes Bundesligaspiel findet - womöglich und wahrscheinlich - bereits im Mai statt. Am Ende seiner Saison hat er mit einiger Sicherheit sechs Spiele absolviert.

Die Krux dabei ist, unschwer zu erkennen, dass man Rücksicht auf alles andere NEBEN der Bundesliga nimmt. Auf die Spiele des Nationalteams und auf die Spiele in der European Football League. Damit befriedigen sich auch quantitativ die Programme der Vikings, Dragons, Raiders, Giants und Panthers (Prag spielt neben Euro Bowl auch noch in der tschechischen Liga). Übrig bleiben auf den ersten Blick nur die Bulls aus Salzburg und die Black Lions aus Kärnten. Auf den zweiten Blick bleibt die Bundesliga aber als Ganzes auf der Strecke. Sie ist nicht mehr so wichtig. Zumindest unwichtiger als die WM (okay) aber auch unwichtiger als die Euro Bowl (sportlich sicher nicht mehr okay) oder in Vergangenheit die C- und B-EM. Daher ist sie eine „Micky Maus-Liga" - weil man es so will.

Das Paradoxe daran ist, dass der Verband vor einigen Jahren einen Generalsekretär inthronisiert hat, der unter Anderem die Aufgabe gehabt hätte, einen Ligasponsor zu suchen. Damit sollte dann ein Teil des finanziellen Grundrauschens gedeckt werden. Das ist bis heute nicht passiert. Alleine kann er diese Liga gar nicht in eine Präsentation packen, weil sie nicht nur jedes Jahr völlig anders aussieht (auch heuer, mit dem Ausstieg von St. Pölten) sondern er die Tatsache, dass manche Teams nur drei Heimspiele absolvieren, gar nicht präsentieren braucht. Das wäre ein Schuss ins Knie.

Jetzt könnte man meinen, die Vereine klettern auf die Barrikaden und skandieren: „Erweiterung der Bundesliga jetzt!" Mitnichten. Die Großklubs haben sich damit arrangiert. Die Vikings haben mit Raiffeisen, die Raiders mit Swarovski (Swarco) ihre potenten Namenssponsoren gefunden und spielen international, was das Programm hergibt. EFAF Cup, Euro Bowl, Charities, EM, WM. Die Dragons und Giants halten sich finanziell mit einer erklecklichen Anzahl von Kleinsponsoren und Landesförderungen über Wasser, Salzburg und Kärnten kratzt sich bestenfalls hie und da am Kopf. Sie spielen mit ihm Rahmenprogramm (eben die AFL), welches neben C-EM, B-EM, EM, EFL und WM für sie zu spielen übrig bleibt. Das funktioniert deshalb, weil die beiden auch gar nicht den dringlichen Wunsch nach mehr Spielen verspüren, zumindest ihn nicht bestimmt äußern, sondern nur jene, die sich diese einfach woanders holen. Daher ist die AFL so klein wie sie ist. Und das ist natürlich nicht gut. Zum Beispiel für des Generalsekretärs Mission, einen Geldgeber für alle zu finden.

Im Jahr 2012 steht weder eine EM noch eine WM an und vielleicht ebbt auch der Drang, in der EFL spielen zu wollen, etwas ab. Womit die Chancen für eine richtige Bundesliga bedeutsam steigen könnten. Mit richtig meine ich am Ende des Tages eine Hin- und eine Rückrunde im Grunddruchgang. In allen anderen Fällen müssen wir uns den deutschen Spott weiter gefallen lassen. Als einzige Antwort bleibt, dass sie mit der schier haltlosen Erweiterung ihrer GFL wohl auch nicht am richtigen Weg sind. Der deutsche Euro Bowl-Champion Berlin Adler stöhnte unter der Last von mehr als 20 Saisonspielen im Jahr 2010 schon und mit den Hamburg Blue Devils und Braunschweig Lions gibt es dort Teams, die regelmäßig in starke finanzielle Turbulenzen gelangen, absteigen, oder gar ihre Marke verkaufen müssen, um am Leben zu bleiben. Auch keine erstrebenswertes Ziele. Womit wir bei den Finanzen sind.

Wer spricht hier von Amateur?

Nicht nur die Budgets der einzelnen Vereine weisen ungewöhnliche Größenunterschiede auf (von rund 100.000 bis fast 700.000 Euro ist alles dabei), sondern auch ihre Grundausrichtungen driften in vielen Fällen stark auseinander. Hier wird es - möglicherweise schon sehr bald - zu einer Zäsur kommen, an deren Anfang die Frage steht, wo man gemeinsam hin möchte. Auch hier wieder zwei Beispiele.

Die Swarco Raiders Tirol sind noch jung, aber dafür gar nicht dumm. Sie haben sich anfangs viel von den Wienern (Vikings) abgeschaut, Marketingkonzepte modifiziert und übernommen. In Folge ihre eigenen Ideen mit hinein fließen lassen. Heute sind sie wirtschaftlich die absolute Nummer eins in Football-Österreich. Dabei haben sie vieles dann auch anders gehandhabt, als das andere zuvor taten und tun. Wichtig für sie sind viele Zuschauer, die den Sponsoren zeigen, dass sie bei der Musik dabei sind. Ob die Tickets dabei verkauft oder verschenkt werden, das spielt dabei keine so große Rolle. Undenkbar bei allen anderen, wo man auf Einnahmen durch den Ticketverkauf angewiesen ist.

Einsteig von Swarovski in Tirol

Ein Glücksfall für den Verein war dann auch der Einstieg der Firma Swarco und die spätere Übernahme des Präsidentenamtes durch Elisabeth Swarovski. Sie ist von ihrem Klub und vom Sport überzeugt und in erster Linie auch ein Fan. Sie führt den Verein aber auch wie eine Firma und das brachte eine neue Qualität in diesen Amateursport hinein, die mancherorts auch auf Skepsis stoßt. Spielt das Team gut, gewinnt es aber keinen Titel, dann geht der Trainer. Auch das war in der Form als Entscheidung von einem Vorstand etwas Neues. Waren wir nicht gerade noch alle Freunde und Amateure? Jein, sagt dazu der General Manager der Raiders Daniel Dieplinger. Der Verein sei sportlich ein reiner Amateurklub, die Organisation wurde aber professionalisiert. Im Sog dieser Neuausrichtung wurde auch so manchem Spieler ein Vollzeit-Job zugeteilt, was die Hüter der „A-Klasse-Regelung" (Profitum) auf den Plan rief. Ja dürfen die denn das? Bislang ist die Antwort noch ja.

Als neutralen Beobachter gefallen einem die Vorgänge in Tirol großteils natürlich. Eine starke Präsidentin, keine Existenzängste (bis auf jene des Trainers), tolle Spieler werden engagiert, das Nachwuchsprogramm ist eines der besten des Landes, man leistet sich sogar eigene frei zugängliche Internet-Streams von Spielen (was den Wienern gar nicht gefällt, weil sie auch das gerne vermarkten würden), lediglich die Freikartenaktionen schmecken ein wenig fad. Weil was nichts kostet - eh schon wissen. Es geht aber in Summe viel weiter in Tirol. Viel weiter als anderswo.

Denn als krasses Gegenbeispiel dazu kann man die Graz Giants hernehmen. Ohne das werten zu wollen, handelt es sich dabei immerhin um den Rekordmeister und quasi Miterfinder des Sports hierzulande. Die finden den Tiroler Aktionismus schon irgendwie gut, aber irgendwie dann auch nicht so, denn sie sehen sich (und damit den Sport) ganz wo anders. Sie haben keine Elisabeth Swarovski, keine großen Sponsoren, keinen Webstream, keine Angestellten. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Mit den Raiders in der Form können gerade irgendwie noch die Vikings organisatorisch mithalten. Sonst niemand. Und die Grazer sind der Ansicht, dass Amateur nicht nur ein Etikett für die Spieler sein darf. Sie haben weit weniger Mitarbeiter und diese sind ausschließlich ehrenamtlich für sie tätig. Bezahlt werden der Trainer (Rick Rhoades) und die US-Legionäre. Ende Gelände. Alles an Mehrkosten kommt für sie nicht in Frage.

Hier trennt sich also, was so nicht zusammengehören kann und ob die Raiders eines Tages mit ihrer wirtschaftlichen Überlegenheit auch die sportliche übernehmen, scheint eigentlich nur eine Frage der Zeit. Dr. Gregor Murth, Vizepräsident der Raiffeisen Vikings, sagte dazu mal pragmatisch: „So lange sie nicht alles gewinnen, können sie im Web streamen, was sie wollen." In Wien (bei seinen Vikings), da können sie das freilich nicht, denn da hat man es ihnen kurzerhand verboten. Murth, der gemeinsam mit Christopher D. Ryan für den ORF das Magazin „AFL Crush" ins Leben rief, sieht keine Sendung ohne Produzenten. Wer soll die Show bezahlen? Die Raiders hätten diese Frage Österreichweit nicht, sondern nur für sich selbst beantworten können und daher präferiert er eine „pay per view" Lösung. Für die Tiroler ein Unding. Für Football schauen den Fan zahlen lassen?...

Das wären die aus meiner Sicht spannenden Fragen, die auf den Verband in den kommenden Wochen, Monaten und Jahren als „zu beantworten" sicher zukommen. Der AFBÖ will Football auf „das nächste Level" heben und dafür wird er viel Kraft brauchen. Ein Scheitern ist dabei inkludiert, schaut man sich zum Beispiel den substanziellen Graben zwischen Graz und Innsbruck an - zwei für den Sport enorm wichtige Vereine in unserem Land.

Summa Summarum

Ich habe Ihnen jetzt viel über Zwist und Unruh' erzählt, in Summe liebe ich diesen Sport natürlich. Die handelnden Personen sind mir zum Teil über die Jahre zu lieben Freunden geworden. Umso mehr sehe ich, wie sehr sie mit der Weiterentwicklung kämpfen, wie Vereinsinteressen auf Verbandsinteressen stoßen, wie der Gigl mit dem Gogl im Sponsorenwald Verstecken spielt. Das ist manchmal amüsant, manchmal anstrengend, manchmal nicht mehr auszuhalten. Unterm Strich bleibt aber immer noch ein dickes, dickes Plus. Im Vergleich zu anderen „Randsportarten" hat American Football beste Chancen, sich in den kommenden Jahren nach oben zu kämpfen. Nur was steht überhaupt nach dem Begriff „Randsportart"? Daniel (Dieplinger) hat es mir in einem Wort mal erklärt: Trendsportart. Und selbst da ist man sich mit Wien uneins, denn Karl Wurm meint das mediale und ökonomische Gegenteil von Randsport sei Sport. Wer Trend will, der muss in die Trafik.

Da dieser Ausflug in die (auch vorhandenen) Untiefen des heimischen Footballsports derartige Überlänge bekam, verschiebe ich die Tipps für das/die Wochenende/n auf morgen (Freitag) und damit auf einen ungeplanten fünften Teil. Dafür werde ich ihnen schildern, was sie (falls sie noch nie dort waren) auf einem Footballplatz erwartet. 100 gewaltbereite Hooligans! Dazu morgen mehr...