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Hans Grugger und Freundin Ingrid Rumpfhuber auf dem Weg in ein neues Leben.

Foto: APA/EPA/Parriger

Innsbruck - "Mir geht es so weit gut", sagt Hans Grugger beim ersten öffentlichen Auftritt nach seinem Unfall. Äußerlich wirkt der Sportler, als hätte sein Sturz im Abfahrtstraining auf der Streif am 20. Jänner niemals stattgefunden. "Allerdings habe ich noch Probleme mit dem rechten Fuß beim Gehen und mit der Konzentration. Aber ich bin zufrieden." Nach außen hin wirke alles normal, erzählt Grugger, er merke aber schon, dass "manche Sachen" schwierig seien: "Ich weiß vielleicht in zehn Minuten nicht mehr, was ich gerade gesagt habe."

Gruggers Neurologe im Landeskrankenhaus Hochzirl, Leopold Saltuari, bezeichnet den 29-jährigen Salzburger dennoch als "Ausnahmepatienten" nach einer so schweren Verletzung: "Das Hirn ist ein Pudding. Wird es durch einen derartigen Sturz gebremst, schwappt es nach vorn und hinten. Das sind die wirklich schweren inneren Verletzungen." Grugger habe aber in der Reha-Phase "optimal kooperiert". Gerade das sei bei Spitzensportlern oft schwierig, "da sie nicht einsehen wollen, warum sie die einfachsten Dinge neu erlernen müssen".

Keine Erinnerung

Die Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis seien "normal. Das Gehirn schützt sich", erklärt Saltuari. "Es will sich mit manchen Ereignissen noch nicht auseinandersetzen." Etwa mit dem Unfall: "Meine Erinnerungen enden vier Tage vor dem Sturz und beginnen wieder im Krankenhaus, drei Wochen später", sagt Grugger. Jetzt trainiere er wieder, auf dem Laufband und dem Trampolin. Aufs Skifahren freut er sich schon wieder: "Ich habe auch das Bedürfnis danach." Ob er allerdings jemals wieder Rennen fahren werde, sei etwas ganz anderes. Vielleicht sogar auf der Streif? "Das sieht man, wenn es so weit ist. Oder eben auch nicht." Mental habe er sich noch gar nicht mit seinem Unfall auseinandergesetzt: "Wenn die Zeit reif ist, werde ich mir den Sturz auf Video anschauen." Irgendwann, um genau zu verstehen, was da eigentlich passiert ist. In seinem neuen, langsameren Leben müsse er sich erst einmal überhaupt damit abfinden, was ihm widerfahren ist. Derzeit freue er sich darüber, dass die Ärzte meinten, seine gesundheitlichen Fortschritte seien nicht der "normale" Weg. Und manchmal überkomme ihn einfach nur eine starke Müdigkeit.

Gruggers schnelle Genesung sei der sofortigen neurochirurgischen Erstversorgung in Innsbruck zu verdanken, betont Saltuari. Grugger hatte bei seinem Sturz mit dem Kopf auf der Piste aufgeschlagen und ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten. Nach einer Notoperation war er in ein künstliches Koma versetzt worden. Bereits rund vier Wochen nach dem Unfall war Grugger die Schädeldecke reimplantiert worden, er wurde von der Intensivstation der Klinik Innsbruck nach Hochzirl zur Rehabilitation verlegt. Eine Reha dauert üblicherweise vier Monate, sagt Neurologe Saltuari, Grugger verlässt das Krankenhaus bereits nach zwei Monaten: "Durch das Zuhause und die Familie wird das Gedächtnis stimuliert."

Die Rehabilitation wird ambulant fortgeführt. Skifahren wird Grugger sicher wieder: "Mit der Station Hochzirl ist schon ein Skiausflug ausgemacht, nicht dieses Jahr, aber nächstes", sagt Saltuari. Hans Grugger freut sich erst einmal auf "das eigene Bett und das Essen von Mama".

Sein wichtigster Sieg ist, "hier zu sitzen", sagt Hans Grugger rund zwei Monate nach seinem Sturz auf der Streif. Arzt Leopold Saltuari (re.) hat einen gemeinsamen Skiausflug ausgemacht. (Verena Langegger - DER STANDARD PRINTAUSGABE 19.3. 2011)