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Das Gewächshausmeer nahe der südspanischen Hafenstadt Almeria. Auch wenn Wasser gespart wird - der Verbrauch ist enorm.

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Während des verheerenden Dürresommers von 2008, als Tankschiffe selbst Barcelona versorgen mussten, war der Zugang zu Trinkwasser die größte Sorge von 77 Prozent der Spanier. Doch nach starken Regenfällen im Vorjahr waren die Talsperren noch im Hochsommer knapp ein Viertel über dem Zehnjahresmittelwert gefüllt. Es droht in Vergessenheit zu geraten, was Weltklimaprognosen für den Süden Spaniens augurieren: einen Rückgang der Niederschläge bis zum Jahr 2070 zwischen 20 und 40 Prozent.

Auf Almería fallen im Jahr nur 145 Millimeter Regen pro Quadratmeter, auf Murcia das Doppelte, das Gros davon über die Wintermonate. Diese Provinzen sind auf Zuspeisungen durch Flüsse und Talsperren angewiesen.

Gleichzeitig verbrauchen die extensive Gemüseproduktion im "Plastikmeer" an Gewächshäusern und Massentourismus immer mehr Wasser. "Der Verbrauch für die Landwirtschaft ist enorm, auf sie entfallen fast 80 Prozent des Nutzwassers", sagt Santiago Martín Barajas, Wasserexperte der Umweltschutzorganisation Ecologistas en Acción im Gespräch mit dem ÖkoStandard. Er fordert drastische Maßnahmen, wie "die Reduktion der Anbauflächen von aktuell 3,7 Millionen Hektar auf drei Millionen". Für den Binnenbedarf und den Export wäre dies absolut ausreichend.

"Almería und Murcia wären ohne Bewässerung Wüstengebiete", sagt Julio Barea von Greenpeace: "Unsere strategische Reserve, das Grundwasser wird durch die Landwirtschaft erheblich gesenkt", sagt der studierte Doktor der Geologie: "Rund 500.000 illegale Brunnen existieren landesweit. Wir gefährden unsere Zukunft massiv." Selbst das, was durch technische Fortschritte eingespart werden konnte, fließe in den Ausbau der Intensivkulturen: "In der letzten Dekade sind 100.000 Hektar zu bewässernde Ackerflächen hinzugekommen."

Einer, der an der Optimierung der Bewässerungssysteme tüftelt, ist Telematikingenieur Juan Maldonado. Er leitet die Forschung- und Entwicklungsabteilung von PrimaRam in Pulpi bei Almería. Bei seinen Untersuchungen werden viele Faktoren wie Bodenbeschaffenheit, Düngemittelbedarf oder Temperatur mitberücksichtigt und die Daten teilweise automatisch per Funk überwacht.

Neben den Tomaten, die hydroponisch oder per "New Growing System" in Substrattaschen gezüchtet werden, verwenden 99 Prozent der Gewächshäuser die Tröpfchenbewässerung. "Das ist die sparsamste Methode", erläutert Maldonado. "Je größer die Produktion, desto höher sind die Investitionen, um Ressourcen wie Wasser zu sparen", sagt er: "Die Landwirtschaft um Almería ist nachhaltig dank ihrer Effizienz."

Der "Öko"-Golfplatz

Nicht nur Spaniens Landwirte sorgen sich um ein "grünes Image" für den Gemüseexport. Das Mosa-Trajectum-Golfressort bei Murcia rühmt sich auf seinem Webauftritt, der "einzige, zu 100 Prozent ökologische Spaniens zu sein". Man spare Wasser durch eine natürliche Schaumschicht unter dem Rasen, was den Bedarf erheblich senke. Regenwasser werde in künstlichen Seen zwischengelagert, überschüssiges Wasser wird aufgefangen und wiederverwendet.

Doch die Verwendung von aufbereitetem Gebrauchswasser oder entsalztem - das ist Vorschrift für jeden neuen Golfplatz - könnte die Aufnahmefähigkeit des Bodens verringern, wodurch Dünger und Pestizide das Grundwasser erreichen könnten, warnt María del Pino Palacios Díaz, Lebensmitteltechnikerin von der Uni Las Palmas de Gran Canaria.

Immer öfter werden auch Golfplatzbetreiber des Wasserdiebstahls bezichtigt. Kürzlich brachten die Ecologistas en Acción eine Anzeige gegen die Betreiber eines 18-Loch-Kurses im zentralspanischen Aranjuez ein, die 7000 Kubikmeter illegal dem Tajo entnommen hätten. Und Greenpeace machte ein illegales Leitungsnetz eines Ressorts bei Mazarrón unweit Murcias publik, wo insgesamt gegen sieben Anlagen Anzeigen vorliegen - darunter auch der "Ökoplatz" Mosa Trajectum.

"Ein Golfplatz in Südspanien ist vielleicht optisch schön grün, wenn alles herum verdörrt ist. Er kann aber niemals nachhaltig sein, auch wegen der Düngemittel und der landschaftlichen Schäden", sagt Barajas. Ein 18-Loch-Platz verbrauche das Wasser von zehntausend Menschen im Jahr. "Rund 0,9 Hektokubikmeter", sagt Barajas, so viel wie ein gefülltes, großes Fußballstadion, etwa das San Bernabéu Madrids. (Jan Marot aus Granada/DER STANDARD, Printausgabe, 19.3.2011)