Wien - Rote Riesen bieten gewissermaßen einen Blick in die Zukunft unseres eigenen Sonnensystems: Sie sind eine spektakuläre Phase im Lebenszyklus eines massearmen Hauptreihensterns, wie auch die Sonne einer ist. Sie wird in rund fünf Milliarden Jahren ihren Vorrat an Wasserstoff für die Kernverschmelzung aufgebraucht haben, sich anschließend auf das Zehnfache ihrer derzeitigen Größe aufblähen und ihre Leuchtkraft verfünfzigfachen. Nach dieser Phase wird sie dann zu einem unspektakulären, sehr kompakten Weißen Zwerg zusammenschrumpfen.

Einblicke ins Innere von Roten Riesen waren bislang nur eingeschränkt möglich: Analog zu herkömmlichen Seismologen nutzen Asteroseismologen verschiedene Schwingungen, um das Innere von Sternen zu erforschen. Die Art und Weise, wie sich diese Oszillationen im Stern ausbreiten, lässt Rückschlüsse zu, wie das Innere des Himmelskörpers beschaffen ist. Bei Roten Riesen konnte man auf diese Art bisher allerdings nur die oberen Schichten erforschen, der Kern blieb im Verborgenen. Denn die Wellen dringen von den Millionen Kilometern, die sie bis zum Kern zurücklegen müssten, nur einige 100.000 Kilometer tief in den Stern ein, werden aber in einer bestimmten Tiefe, wenn die Dichte im Stern zu groß wird, wieder reflektiert. Auch im Kern selbst laufen derartige Wellen, die es allerdings nicht bis an die Oberfläche schaffen.

Nun hat ein internationales Forscherteam unter Leitung des österreichischen Astronomen Paul Beck mit Messungen des Weltraumteleskops "Kepler" Wellen entdeckt, die bis in den Kern der Riesensterne vordringen. Dabei wurde entdeckt, dass die oberflächlichen Wellen und jene aus dem tiefsten Inneren interagieren können und die Signatur davon auch an der Oberfläche gemessen werden kann. Die Arbeit, an der mit Daniel Huber von der Universität Sydney und Thomas Kallinger von der Universität British Columbia noch zwei weitere österreichische Astronomen beteiligt waren, wurde in der Wissenschaftszeitschrift "Science" veröffentlicht. (APA/red)