Zehn Tage nach Erdbeben und Tsunami verbrachten Zehntausende eine weitere Nacht in bitterer Kälte und Regen in den Notunterkünften. Anhaltender starker Regen hat am Montag die Rettungsarbeiten erschwert und Ängste vor radioaktivem Niederschlag geschürt, denn die Situation im Atomkraftwerk Fukushima Eins ist noch nicht unter Kontrolle. Japans Atombehörde bestätigte zwar, dass alle Reaktorblöcke wieder ans Stromnetz angeschlossen wurden. Am Nachmittag Ortszeit war zwischenzeitlich erneut Rauch über Reaktor 3 aufgestiegen, weswegen Techniker von ihren Arbeiten abgezogen wurden. derStandard.at berichtete im Live-Ticker:
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18.06 Uhr: Das radioaktive Cäsium im Meereswasser nahe dem AKW Fukushima ist 24.8 Mal höher als vor dem Unglück. Das berichtet die Nachrichtenagentur Kyodo. Die Konzentration des radioaktiven Iods im Wasser soll laut Agentur 126.7 Mal höher sein. Trotzdem sei es noch zu früh, sich um die Auswirkungen auf die Fischerei zu sorgen.
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17.24 Uhr: Die aktuellen Strahlungsdaten aus Japan finden sich im Netz.
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17.00 Uhr: Durch das Erdbeben in Japan und den anschließenden Tsunami ist der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt Experten zufolge ein Schaden in dreistelliger Milliardenhöhe entstanden. Die Kosten für die japanische Wirtschaft würden sich ersten Schätzungen zufolge insgesamt voraussichtlich auf 200 bis 300 Mrd. Dollar (141 bis 211 Mrd. Euro) belaufen, teilte die Risikobewertungsgesellschaft RMS am Montag mit.
Nur ein kleiner Teil davon sei von Versicherern gedeckt. Es sei allerdings noch zu früh, eine Schätzung für den Gesamtumfang der versicherten Schäden abzugeben. In die Schätzung flossen Kosten ein, die durch das Erdbeben und den Tsunami sowie durch Stromausfälle und die vorübergehende Stilllegung von Atomkraftwerken entstanden.
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16.52 Uhr: Mit dem verheerenden Beben im Nordosten Japans hat sich nach Einschätzung von Geologen die Wahrscheinlichkeit eines schweren Erdbebens für die Hauptstadt Tokio erhöht. Die massiven Erschütterungen vom 11. März hätten die Erdoberfläche verändert und dadurch Druck an einer Verwerfung in der Nähe der japanischen Hauptstadt aufgebaut, sagte Roger Musson vom Britischen Geologischen Institut.
Das bedeute nicht, dass ein ebenso starkes Erdbeben die japanische Hauptstadt treffen werde. Die Struktur der tektonischen Platten und Verwerfungen sei dort eine andere, was ein Beben der selben Intensität wie jenes am 11. März mit einer Stärke von 9,0 unwahrscheinlich macht, sagt Musson.
Doch angesichts der großen Bevölkerungsdichte - in Tokio und Umgebung leben 39 Millionen Menschen - könnte auch ein schwächeres Beben verheerend sein. "Auch wenn es zum Beispiel eine Stärke von 7,5 hätte, wäre das ernst", erklärt der Seismologe. Verwerfungen wie jene unter Tokio entstehen dort, wo zwei Kontinentalplatten aufeinanderstoßen, auseinandertreiben oder aneinanderreiben.
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16.26 Uhr: Die japanische Polizei rechnet inzwischen mit mehr als 18.000 Toten durch die Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe vom 11. März. Bisher wurden mehr als 8.800 Leichen geborgen und identifiziert. 12.654 Menschen gelten noch als vermisst, wie die Nationale Polizeibehörde am Montag mitteilte.
Ein Sprecher der Polizei der Präfektur Miyagi sagte, allein in seinem Bereich rechne man mit mehr als 15.000 Toten. Sprecher anderer verwüsteter Regionen wollten keine Schätzung über die Zahl der Toten abgeben, bestätigten aber, dass bei ihnen bisher fast 3.400 Leichen geborgen worden seien.
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16.16 Uhr: Die Betreiber des havarierten AKW Fukushima sollen bei Inspektionen geschlampt haben. Das berichtet Spiegel-Online. Dem Artikel zufolge soll am 2. März 2011 ein Bericht der japanischen Atomaufsicht erschienen sein, in dem Verzögerungen in den Inspektionsintervallen kritisiert werden. Es sollen unter anderem die zentralen Elemente des Kühlsystems für die sechs Reaktoren und die Abklingbecken nicht geprüft worden sein.
Tepco soll danach Versäumnisse zugegeben haben. Die Behörde wolle aber keinen Zusammenhang zwischen den nicht durchgeführten Inspektionen und der aktuellen Situation in dem AKW herstellen. "Bislang können wir keine unmittelbare Verbindung zum jüngsten Unfall ziehen. Wir müssen die Untersuchung abwarten, wenn wir die derzeitige Krise entschärft haben", sagte Ryohei Shiomi von der Atombehörde.
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16.04 Uhr: Die japanische Regierung bittet die Leitung der Nationalen Baseballliga (NPB), die Nachtspiele in der Region Kanto und Thoku nicht durchzuführen. Dass berichtet die japanische Zeitung Asahi. Diese Region würden noch immer unter der fehlenden Elektrizität leiden. Die japanische Baseballliga solle aber wie geplant 25. März beginnen.
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15.31 Uhr: "Insgesamt bleibt die Situation sehr ernst. Es gibt aber einige Zeichen einer Verbesserung der Lage." So fasste der Generaldirektor der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA), Yukiya Amano, Montagnachmittag bei einer Pressekonferenz in Wien die aktuelle Situation nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima zusammen. Der Chef der Agentur hatte sein Heimatland in den vergangenen Tagen besucht und war am Samstag nach Wien zurückgekehrt.
Insgesamt, so Amano, sei man derzeit erst dabei, eine Katastrophe zu überwinden. Dann aber sollten die Lehren daraus gezogen werden. Der IAEA-Generaldirektor, der Montag am späten Vormittag den Gouverneursrat über seine Reise informiert hatte: "Wir brauchen einen neuen Blick auf die Sicherheitsstandards, wenn der Unfall überwunden ist. Aber das hängt auch sehr von unseren Mitgliedsstaaten ab."
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15.17 Uhr: Die Welt-Online berichtet von den Äußerungen des ARD-Korrespondenten Robert Hetkämper in der WDR-Sendung "Aktuelle Stunde" vom 17. März. Hetkämper hat schwere Vorwürfe gegen die Betreiberfirma des havarierten Atomkraftwerks Fukushima 1 in Japan erhoben: Angeblich schickt Tepco seit Jahren Obdachlose und Gastarbeiter in das Atomkraftwerk Fukushima 1.
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14.54 Uhr: Nach der Atomkatastrophe in Japan geht in der Bevölkerung die Angst vor radioaktiv verseuchten Lebensmitteln um. Einige Informationen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Lebensmittelsicherheit:
- Bestimmte Verbindungen sind in Hinsicht auf Lebensmittel besonders gefährlich. Dazu zählen Strontium-Isotope (vor allem Strontium 90), Jod-Isotope (vor allem Jod 131), und Cäsium-Isotope (vor allem Cäsium 137).
- Blattgemüse ist hauptsächlich gefährdet durch direkten Kontakt mit radioaktiv belasteter Luft. Fleisch, Milch und Eiprodukte werden dadurch kontaminiert, dass das Tier belastetes Gras oder Futter isst.
- Wasser kann ebenfalls verstrahlt sein. In welchem Ausmaß maritime Lebensräume und damit Fischprodukte betroffen sein könnten, ist ohne genaue Proben unmöglich festzustellen.
- Verarbeitete Lebensmittel in Konserven sind weniger gefährdet, radioaktiv belastete Grundprodukte zu enthalten. Hierfür existieren bereits Sicherheitskontrollen der Lebensmittelindustrie.
- Die Aufnahme kontaminierter Lebensmittel kann das Krebsrisiko erhöhen. Wenn radioaktives Jod in den Körper aufgenommen und verdaut wird, kann es zu Schäden an der Schilddrüse führen. Kinder und junge Menschen sind dabei besonders gefährdet.
- Belastete Lebensmittel können nicht einfach entgiftet werden. Wenn die Strahlenbelastung bestimmte Grenzwerte überschreitet, sind Lebensmittel gesundheitsschädlich und müssen fachgerecht entsorgt werden.
- International gültige Grenzwerte für radioaktiv verseuchte Speisen sind im Internet abrufbar. Lebensmittelwerte, die unter diesen Grenzwerten liegen, sind sicher. Wenn die Grenzwerte überschritten werden, müssen nationale Regierungen entscheiden, inwieweit die Lebensmittel vertrieben werden dürfen.
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14.11 Uhr: Beim weißen Qualm über dem havarierten Block 2 des Unglückskraftwerks Fukushima Eins handelt es sich wahrscheinlich um Dampf und nicht um Rauch. Das meldete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Montag. Der Dampf komme vermutlich auch nicht aus dem Abklingbecken.
Die genaue Ursache war weiter unklar. Zuvor war bereits über Block 3 grauer Rauch aufgestiegen, der bis zum frühen Abend (Ortszeit) wieder verschwand.
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14:01 Uhr: Jetzt im Chat: Max Santner vom Roten Kreuz. Der Leiter des Bereichs "internationale Hilfe" vom Österreichischen Roten Kreuz stellt sich den Fragen der UserInnen.
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13.33 Uhr: Im Kern von BLOCK 4 waren zum Zeitpunkt des Erdbebens keine Brennstäbe. Kritisch ist jedoch die Lage im Abklingbecken, das nur noch sehr wenig Kühlwasser enthält. Am Montag schossen 13 Wasserwerfer zwei Stunden lang auf das Becken. Ein Stromanschluss für das ebenfalls von einer Wasserstoffexplosion stark beschädigte Reaktorgebäude wird laut Betreibergesellschaft Tepco vorbereitet.
BLOCK 5 und BLOCK 6 sind heruntergefahren worden und haben Sonntag den Status "kalt und unterkritisch" erreicht. Sie gelten damit als gesichert. Die Stromversorgung steht, auch in den Abklingbecken wird ausreichend gekühlt.
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13.32 Uhr: BLOCK 3 gilt als besonders gefährlich, weil er Brennstäbe mit Plutonium-Uran-Mischoxid (MOX) benutzt. Plutonium ist nicht nur radioaktiv, sondern auch hochgiftig. Auch in Block 3 sind Reaktorkern und Brennstäbe beschädigt sowie die Kühlsysteme ausgefallen. Das Reaktorgebäude wurde durch eine Wasserstoffexplosion zerstört, der Sicherheitsbehälter gilt aber als intakt. Der Druck darin stieg zeitweise besorgniserregend, sank nach Angaben der japanischen Atomsicherheitsbehörde NISA in der Nacht auf Montag aber wieder. Sorge bereitet hier das Abklingbecken, das nur noch wenig Kühlwasser enthält. Es wurde in der Nacht mit Meerwasser besprüht. Am Montag stieg vorübergehend grauer Rauch über dem Abklingbecken auf. Die Ursache war zunächst unklar und kann auch außerhalb des Beckens liegen.
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13.31 Uhr: Bei BLOCK 2 vermuten die Experten ein Leck im Sicherheitsbehälter (Containment). Reaktorkern und Brennstäbe sind beschädigt, die Kühlsysteme nicht funktionsfähig. Das Reaktorgebäude ist leicht beschädigt. Auch hier legten Helfer am Wochenende eine Stromversorgung zur Schaltanlage. Am Montag stieg erneut weißer Dampf über dem Reaktorblock auf, die Ursache war zunächst unklar. In das Abklingbecken, in dem benutzte Brennstäbe lagern, wurde zur Kühlung Meerwasser gespeist.
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13.30 Uhr: Die Situation im japanischen Katastrophen-Kraftwerk Fukushima Eins bleibt angespannt. Nachdem Helfer am Wochenende erste Erfolge bei der Sicherung der beschädigten Reaktorblöcke erzielten, stieg am Montag erneut Rauch und Dampf über zwei Reaktoren auf. Die deutsche Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) in Köln gibt regelmäßig einen Überblick über die Situation der insgesamt sechs Reaktorblöcke auf Basis der japanischen Regierungsangaben und Mitteilungen der Betreibergesellschaft Tepco:
In BLOCK 1 sind Reaktorkern und Brennstäbe beschädigt und die Kühlsysteme ausgefallen, der Sicherheitsbehälter ist aber intakt. Das Reaktorgebäude war von einer Wasserstoffexplosion schwer beschädigt worden. Am Wochenende wurde eine Stromversorgung zur Schaltanlage hergestellt. Damit soll nach Möglichkeit die Kühlung wieder in Gang gebracht werden. Die Arbeiter sind zunächst allerdings damit beschäftigt, zuerst eine Beleuchtung zu installieren. Ob die Kühlwasserpumpen noch funktionieren, ist unbekannt.
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13.20 Uhr: Europas Museen zittern um ihre nach Japan verliehenen Kunstwerke. Prominente Leihgaben befinden sich derzeit etwa aus dem Städel Museum Frankfurt, aus dem Centre Pompidou Paris, aus dem Van Gogh Museum und dem Rijksmuseum Amsterdam oder aus dem Münchner Lenbachhaus in dem von Erdbeben, Tsunami und Atom-Angst geschüttelten Inselstaat. Bisher wurden keine Kunstschätze abgezogen. Bei der derzeitigen Lage bestehen für die wertvollen Gemälde auch keine Gefahren durch radioaktive Strahlung, versicherte ein Experte.
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12:29 Uhr: Der Rauch über Block 3 Rauch ist mittlerweile verschwunden, dafür soll nun auch über Block 2 Rauch zu sehen sein, wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo berichtete. Die Ursachen für die Rauchentwicklung über beiden Reaktoren des Katastrophen-Kraftwerks waren zunächst unbekannt. In beiden Blöcken gibt es unter anderem Probleme mit der Kühlung der ausgebrannten Brennstäbe.
12:08 Uhr: Mit einer ungünstigen Wetterlage ist in Japan zu rechnen: Laut ZAMG liegt derzeit eine Störung über dem Land, mit Regen in der Region um das AKW. Die Ausbreitungsrechnungen zeigten für Montag und Dienstag, dass eine potenzielle Strahlenwolke über dem Krisengebiet zirkulieren und ausgewaschen werden würde. Die Problematik sei sehr lokal begrenzt. Am Mittwoch sollte die Strahlung wieder auf den Pazifik transportiert werden.
Auch in Tokio regnete es während der vergangenen Stunden, berichteten die Experten. Die Schneefallgrenze lag bei 1.000 Metern. Die Winde wehten schwach aus überwiegend nördlichen bis östlichen Richtungen, weshalb die Luft von Fukushima ins Landesinnere gelangte. Erst am Mittwoch wird die Störung abziehen, es dominieren dann wieder Winde aus Nordwest, also vom Reaktor weg zum Pazifik.
Simulationen des passiven Edelgases 133Xe seit Beginn des Unfalles zeigen, dass die stark verdünnte Luft aus Fukushima (Faktor 10.000 bis 1,000.000) mittlerweile den Osten Russlands, den Westen der USA, Alaska und Kanada erreicht hat. Die Partikel werden laufend ausgewaschen, während Edelgase in der Atmosphäre verbleiben, betonte die ZAMG. Die derzeitigen Strahlungsdaten der CTBTO würden zeigen, dass Strahlung nach Russland und Kalifornien derzeit auch in Alaska sowie im Westen Kanadas beobachtet wird. Die Jod-131 Werte in Alaska (Station Sand Point) waren im Bereich von mBqm-3, in Kanada (Station Sydney, Vancouver) eine Größenordnung darunter. Eine gesundheitliche Relevanz bestünde aber nicht.
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11:41 Uhr: Bei der Inspektion des havarierten AKW Fukushima Eins hat es offenbar massive Unregelmäßigkeiten gegeben. Das geht aus einem Bericht der japanischen Atomsicherheitsbehörde hervor, der neun Tage vor dem verheerenden Erdbeben und dem Tsunami veröffentlicht wurde.
Demnach ließ Tepco 33 Teile der Anlage nicht inspizieren. Darunter hätten sich Notstromgeneratoren, Pumpen und andere Teile des Kühlsystems befunden, die dann vom Tsunami beschädigt wurden und deren Ausfall zu den massiven Problemen in dem Kraftwerk führte. Schon vor der jüngsten Katastrophe hatte es immer wieder Kritik an Tepco wegen nachlässiger Wartung von Atomkraftwerken gegeben.
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11:34 Uhr: Die Nachrichtenagentur Kyodo meldet unter Berufung auf Japans Atomsicherheitsbehörde, es steige kein Rauch mehr aus Block 3 auf.
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10:49 Uhr: In immer mehr japanischen Regionen ist das Trinkwasser radioaktiv belastet. Spuren von Strahlung wurden am Sonntag und Montag im Leitungswasser von neun Präfekturen festgestellt, wie die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf Regierungsangaben berichtete. Die Grenzwerte der Kommission für atomare Sicherheit seien aber bei allen Proben unterschritten worden. Bei einer anderen Untersuchung wurden in einem Dorf allerdings deutlich erhöhte Werte festgestellt.
In den Regionen Tochigi und Gunma wurden Spuren von radioaktivem Jod sowie von Cäsium gefunden. Ausschließlich radioaktives Jod war im Trinkwasser der Präfekturen Saitama, Chiba, Tokio, Kanagawa, Niigata und Yamanashi enthalten, wie die Untersuchung des Ministeriums für Wissenschaft und Technology ergab. In den Proben aus der Präfektur Yamanashi westlich von Tokio war noch am Samstag kein radioaktives Jod entdeckt worden.
Die Probe aus der Katastrophenregion Fukushima war mit 23 Becquerel Jod pro Liter belastet, der Grenzwert liegt bei 300 Becquerel. Allerdings hatten - wie berichtet - in dem Dorf Iitate rund 30 Kilometer von dem AKW entfernt Experten einen dramatisch erhöhten Wert von 965 Becquerel Jod pro Liter Leitungswasser festgestellt.
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10:41 Uhr: In China wurde ein Mann zu 10 Tagen Haft und einer Geldstrafe von 500 Yuan (rund 53,70 Euro) verurteilt, nachdem er am vergangenen Dienstag online das Gerücht verbreitet hatte, chinesische Gewässer vor Shandong wären kontaminiert worden. Das berichtet Reuters heute.
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10:23 Uhr: Spinat und Milch sollen aus den betroffenen Präfekturen im Norden Japans nicht mehr ausgeliefert werden. Ein Kabinettsprecher sagte, Tepco obliegt die Verantwortung, betroffene Produzenten zu entschädigen.
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9:55 Uhr: Trotz aufsteigendem Rauch ließen sich keine höhere radioaktive Belastung und kein höherer Druck messen als zuvor, so Tepco-Techniker bei einer Pressekonferenz. Das weise darauf hin, dass die Rauchentwicklung nicht durch radioaktives Material verursacht wurde. Der tatsächliche Grund sei aber weiterhin unbekannt.
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9:32 Uhr: Die in etlichen japanischen Lebensmitteln nachgewiesene radioaktive Belastung signalisiere, dass der Zustand der Lebensmittelsicherheit ernster sei als ursprünglich gedacht, sagte ein offizieller Vertreter der Weltgesundheitsrganisation (WHO). Aus diesem Grund wollen China und Südkorea aus Japan importierte Lebensmittel noch strenger kontrollieren.
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9:26 Uhr: Aus Reaktor 3 der Anlage steigt erneut dunkler Rauch auf, wie ein offizieller Sprecher von Tepco berichtet. Infolge der Rauchentwicklung seien einige Arbeiter vom Akw abgezogen worden. Ihre Anzahl war zunächst nicht klar.
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9:10 Uhr: Alle sechs Reaktorblöcke des japanischen Unglückskraftwerks Fukushima haben nach Angaben der Betreiberfirma Tepco wieder Strom. Als letztes seien die besonders schwerbeschädigten Blöcke 3 und 4 wieder angeschlossen worden, teilte das Unternehmen am Montag mit. Im Reaktor 5 arbeite eine Pumpe bereits wieder mit Elektrizität aus dem Netz. Der Strom wird dazu benötigt, um die Kühlsysteme der Reaktoren wieder in Gang zu bringen.
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8:57 Uhr: Den beiden am Sonntag geretteten Erdbeben-Opfern Sumi und Jin Abe geht es nach Angaben der behandelnden Klinik in Ishinomaki wieder gut. Die beiden waren erst neun Tage nach dem Erdbeben in ihrem zerstörten Haus in der Präfektur Miyagi entdeckt worden. Der japanische Regierungssprecher Yukio Edano sagte zu ihrer Rettung: "Ich ziehe meinen Hut vor ihnen. Ich glaube, ein Wunder wie dieses kann alle Opfer inspirieren, die jetzt schwierige Zeiten durchmachen."
Voller Bewunderung sprachen auch die Rettungskräfte von der 80-jährigen Sumi Abe und ihrem 16 Jahre alten Enkel Jin. "Ich bin so froh und erstaunt, dass Menschen so lange überlebt haben", sagte der Polizist Yoichi Seino von der Polizeistation in Ishinomaki der Nachrichtenagentur Kyodo.
Vier Polizisten hatten am Sonntag auf der Suche nach Vermissten schwache Hilferufe gehört. Sie fanden den vor Kälte zitternden Jin Abe auf dem Dach der Hausruine. "Bitte retten Sie meine Oma", bat der Bursche. Die Helfer fanden die Großmutter in der Küche, umgeben von umgestürzten Möbeln.
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8:39 Uhr: In der Nähe des Katastrophenreaktors Fukushima wurden stark erhöhte Werte von radioaktivem Jod im Trinkwasser entdeckt. Die japanische Regierung forderte die Bevölkerung im Dorf Iitate auf, kein Leitungswasser mehr zu trinken. Die Nachrichtenagentur Kyodo berichtete unter Berufung auf das Gesundheitsministerium in Tokio, Messungen in Iitate hätten Werte von 965 Becquerel Jod pro Liter Leitungswasser ergeben. Der Grenzwert liege aber bei 300 Becquerel, heißt es auf der Website des Dorfes Iitate, das innerhalb der 30-Kilometer Zone um das AKW Fukushima liegt.
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8:27 Uhr: Der japanische Wirtschaftsminister beziffert die Kosten wegen der Erdbeben- und Folgekatastrophen mit 170 Milliarden Euro - mehr dazu in einer aktuellen Wirtschaftsmeldung.
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7:50 Uhr: Die offizielle Opferzahl durch Erdbeben und Tsunami ist laut Polizei auf 8,450 Menschen gestiegen. 12,931 Personen seien weiterhin vermisst, allein in der Miyagi Präfektur werden 15,000 Tote befürchtet.
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6:50 Uhr: Japans Atombehörde bestätigte, dass die Reaktorblöcke 5 und 6 wieder ans Stromnetz angeschlossen wurden. Der Druck in Reaktor 3 steigt allerdings wieder. Techniker ziehen deshalb in Erwägung, Druck abzulassen. Die Entsorgung der Reaktoren in Fukushima Eins könnte nach Einschätzung eines Experten bis zu zehn Jahre dauern. Das berichtete die Zeitung "Asahi Shimbun" unter Berufung auf einen Informanten des AKW-Betreibers Tepco. Wegen radioaktiver Strahlung sei es sehr wahrscheinlich, dass die beschädigten Brennelemente in den Reaktordruckbehältern der Blöcke 1, 2 und 3 nicht abmontiert werden könnten, sagte der Informant der Zeitung.
Die Blöcke 5 und 6 hätten dagegen keinen großen Schaden davongetragen. Theoretisch könnten sie deswegen wieder in Betrieb genommen werden. "Mit Blick auf die Gefühle der Anrainer wäre es allerdings schwierig, den Betrieb wieder aufzunehmen. Die Entsorgung aller sechs Reaktoren ist daher unvermeidlich", wird der Tepco-Mitarbeiter zitiert. Am Sonntag hatte Regierungssprecher Yukio Edano die Wiederinbetriebnahme des Atomkraftwerks als nahezu unmöglich bezeichnet. Laut der Zeitung soll zudem der Bürgermeister der Stadt Koriyama in der Präfektur Fukushima, Masao Hara, Wirtschaftsminister Banri Kaieda darum gebeten haben, Fukushima Eins nicht mehr in Betrieb gehen zu lassen.
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Überblick über die Situation in Japan:
Zehn Tage nach Erdbeben und Tsunami in Japan ist die Lage in den Notunterkünften weiter angespannt, die Situation im Atomkraftwerk Fukushima noch nicht unter Kontrolle. Zehntausende verbrachten eine weitere Nacht in bitterer Kälte und Regen. Anhaltender starker Regen hat am Montag die Rettungsarbeiten in Japan erschwert und Ängste vor radioaktivem Niederschlag geschürt. Regierungschef Naoto Kan sagte wegen des Wetters einen für Montag geplanten Besuch in der Katastrophenregion im Nordosten Japans ab. In einem Dorf nahe der havarierten Atomanlage Fukushima 1 wurde eine stark erhöhte Radioaktivität im Trinkwasser gemessen.
Die Weltbank schätzt die Schäden in Japan durch das schwere Erdbeben und den Tsunami auf 122 bis 235 Milliarden US-Dollar - das sind bis zu 166 Milliarden Euro. Die Folgen des Atomunfalls seien für Japan und die ganze Region dagegen noch nicht abschätzbar, schreibt die Entwicklungsorganisation in einer Wirtschaftsprognose für die Ostasien- und Pazifikregion, die sie am Montag in Singapur veröffentlichte. Zur Bewältigung der Naturkatastrophe will die Regierung einen Nachtragshaushalt auflegen.
Rund 400.000 in Notunterkünften
"Wie lange wird das bloß noch andauern", sagte ein alter Mann dem japanischen TV-Sender NHK. Er verbrachte die Nacht zum Montag mit seiner Frau im Auto. "Was ich mir wünsche, ist eine Behelfsbehausung. Und ein Bad." Zwar treffen allmählich Hilfsgüter ein und die Reparaturarbeiten unter anderem an den Gas- und Wasserleitungen sind im Gange, doch vielerorts mangelt es an Heizöl und Öfen. Nach unterschiedlichen Angaben sind 360.000 bis 400.000 Menschen in Notunterkünften unterbracht.
Situation in Fukushima
Am havarierten Atomkraftwerk Fukushima setzten die Einsatzkräfte die Kühlung von beschädigten Reaktoren mit Wasserwerfern fort. Feuerwehrmänner und Soldaten der japanischen Streitkräfte besprühten erst den Reaktorblock 3, dann Block 4 mit Meerwasser, wie der Fernsehsender NHK berichtete. Zur Unterstützung des Einsatzes schickte eine Baufirma aus der Präfektur Mie drei Mitarbeiter mit zwei Spezialfahrzeugen zu der mehrere hundert Kilometer entfernten Anlage. Sie sollen dabei helfen, Wasser auf das beschädigte AKW zu sprühen.
Im Reaktorblock 2 richten sich die Bemühungen darauf, nach der Wiederherstellung der Stromversorgung zentrale Funktionen im Kontrollraum in Gang zu bringen: zunächst die Beleuchtung und dann vor allem die reguläre Kühlung des Reaktors und des Abklingbeckens für abgebrannte Kernbrennstäbe. Die dafür erforderlichen Arbeiten könnten zwei bis drei Tage dauern, sagte Hidehiko Nishiyama von der Atomsicherheitsbehörde (NISA).
Radioaktivität im Umland
Die Kühlsysteme brachen nach dem Erdbeben und dem Tsunami vom 11. März zusammen. Bei mehreren Wasserstoffexplosionen wurden die Reaktorgebäude von Block 1, 3 und 4 erheblich beschädigt; in Block 2 wurde vermutlich der innere Reaktorbehälter beschädigt. Bei dem Unglück traten erhebliche Mengen Radioaktivität aus. Ein Gebiet im Umkreis von 20 Kilometern rund um das Atomkraftwerk Fukushima Eins wurde evakuiert.
Von den verbliebenen Arbeitern im havarierten Atomkraftwerk muss nach Einschätzung des Strahlenbiologen Edmund Lengfelder jeder zweite mit dem Strahlentod rechnen. "Wenn eine Gruppe von zehn jüngeren Leuten zwölf Stunden einer solchen Dosis Leistung ausgesetzt ist, werden 50 Prozent davon, also fünf Männer, den akuten Strahlentod sterben", sagte Lengfelder der "Frankfurter Rundschau" (Montag). Bei der anderen Hälfte der Männer sinke die Leistungsfähigkeit und "ihr Krebsrisiko steigt massiv", sagte der Wissenschaftler. Lengfelder warnte zudem vor den Folgen der radioaktiven Verstrahlung im Pazifik. Die Nuklide würden von Fischen und anderen Meerestieren aufgenommen und gelangten über die Nahrungskette wieder zum Menschen. Dies sei fatal für die Japaner, die sich überwiegend von Fisch ernährten: "Nie wieder Sushi, könnte man sagen".
Spinat stark mit Jod verstrahlt
Die Radioaktivität aus Fukushima belastet zunehmend die Landwirtschaft in der Umgebung. In mehr als 100 Kilometer Entfernung wurde in Spinat radioaktives Jod gemessen, dessen Menge den Grenzwert um das 27-fache übersteigt. Die Behörden haben die betroffenen Gemeinden aufgerufen, verstrahlte Lebensmittel nicht in den Handel zu bringen. Auch bei Milch aus der Umgebung von Fukushima wurde eine überhöhte Strahlenbelastung festgestellt. In der Präfektur Tokio und in weiteren Regionen wurde eine geringe Belastung des Trinkwassers mit radioaktivem Jod festgestellt.
Die Bauern sollen freiwillig darauf verzichten, verstrahlte Lebensmittel in den Handel zu bringen. Der Gouverneur der Präfektur Ibaraki, Masaru Hashimoto, sagte nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Kyodo, es bestehe zwar kein Gesundheitsrisiko. Er werde aber jede Kommune bitten, keinen Spinat auf die Märkte zu bringen. Die Regierung der Präfektur Fukushima forderte Molkereien auf, keine belastete Milch auszuliefern.
Die Naturkatastrophe vom 11. März ist das größte Unglück in der Geschichte Japans seit dem Zweiten Weltkrieg. Mindestens 8.400 Menschen kamen bei dem Erdbeben der Stärke 9 und dem nachfolgenden Tsunami nach Polizeiangaben ums Leben. 12.272 gelten offiziell als vermisst. (APA/ Reuters/red, derStandard.at, 21.3.2011)