Budapest - In Ungarn mehren sich besorgte Stimmen über mögliche Zusammenstöße zwischen Rechtsradikalen und Angehörigen der Roma-Minderheit. Grund ist eine von der rechtsradikalen Parlamentspartei Jobbik unterstützte Gruppe, die in einem Dorf als "Bürgerwehr" aufgetreten ist und dies auch für andere Orte angekündigt hat. Roma-Organisationen, Menschenrechtler und die sozialistische Oppositionspartei MSZP protestierten am Montag dagegen, dass der Staat gegen diese Vorgänge nicht einschreite.

Die uniformierte freiwillige "Bürgerwehr", die sich den historischen Gruß der ungarischen Faschisten "Szebb Jövöért" ("Für eine bessere Zukunft") als Namen gegeben hat, "patrouillierte" seit Anfang März im Dorf Gyöngyöspata - angeblich von den Einwohnern gerufen mit der Begründung, dass sich von Roma verübte Diebstähle gehäuft hätten.

Diese "Patrouillen" hätten die Roma so eingeschüchtert, dass sie sich nicht mehr aus den Häusern getraut hätten, berichteten die Bürgerrechtsorganisation TASZ und Betroffene zum Anlass des "Welttages gegen Rassismus". Die Organisation "Szebb Jövöert" will demnächst auch in der nordungarischen Kleinstadt Hajduhadhaz auftreten.

Der Präsident der Bürgerversammlung der Roma, Istvan Makai, sagte, es gelte, gegen jede Art von "freiwilligen halbmilitärischen, militanten Organisationen" und gegen "jede Bewegung, die ethnischen Hass nährt" einzuschreiten. Die Oppositionspartei MSZP rief die rechtsnationale Regierung von Viktor Orban auf, diese "von den Rechtsradikalen organisierten neonazistischen Horden" aufzuhalten. (APA)