Die Regierung Berlusconi bemüht sich um die Entlastung der Mittelmeerinsel Lampedusa, auf der sich rund 6.000 nordafrikanische Flüchtlinge befinden. Ein Schiff der italienischen Marine ist am Mittwoch auf Lampedusa eingetroffen. Die "San Marco" nahm circa 700 Migranten an Bord, um sie nach Sizilien zu bringen. Hier sollen sie in einem Flüchtlingsdorf nahe Catania untergebracht werden.

Ein Boot mit rund 70 Migranten traf unterdessen an der Küste Roccella Jonicas in der süditalienischen Region Kalabrien ein. An Bord des Bootes befanden sich zwölf Kinder und zwölf Frauen. Weitere Migranten landeten auf der Insel Pantelleria nördlich von Sizilien. Vier Personen wurden wegen Menschenhandels festgenommen.

Italiens Verteidigungsminister Ignazio La Russa drängt auf die Abschiebung der tunesischen Migranten. "Die Tunesier, die Lampedusa erreicht haben, sind illegale Migranten, keine Flüchtlinge. Sie müssen identifiziert und abgeschoben werden, weil sie aus einem Land stammen, in dem kein Krieg herrscht", sagte La Russia in einem Radiointerview.

Innenminister Roberto Maroni reiste am Mittwoch nach Tunesien, um mit den dortigen Behörden Maßnahmen zur Bekämpfung der Massenbewegung nordafrikanischer Flüchtlinge in Richtung Süditalien zu besprechen. "Wir sind bereit, Personal und Mittel zur Bekämpfung der illegalen Migration zur Verfügung zu stellen", sagte Maroni.

Regionen sollen Flüchtlinge aufnehmen

Alle italienischen Regionen sollen für die Bewältigung des Flüchtlingsnotstands Verantwortung übernehmen. Laut einem Plan der Regierung Berlusconi sollen die italienischen Regionen je nach Einwohnerzahl insgesamt bis zu 50.000 Flüchtlinge aufnehmen. Jede Region werde etwa 1.000 Flüchtlinge pro Million Einwohner unterbringen, berichtete Maroni, der Verfasser des Plans. Bei der Verteilung der Flüchtlinge solle berücksichtigt werden, dass einige Regionen wie Sizilien, Kalabrien und Apulien schon in den vergangenen Monaten tausende Migranten aufgenommen haben.

Die Regierung wird dem Zivilschutz 500 Millionen Euro für die Flüchtlinge zur Verfügung stellen. Außerdem sollen die Prozeduren zur Überprüfung der von den Flüchtlingen eingereichten Asylanträge beschleunigt werden. Laut dem Plan sollen die Regionen nur libysche Flüchtlinge und nicht Migranten aus anderen nordafrikanischen Ländern aufnehmen, die in bereits bestehenden Auffanglagern in Italien untergebracht werden sollen. "Die Region Veneto ist bereit, Kriegsflüchtlinge aus Libyen aufzunehmen, aber keine Migranten, die aus wirtschaftlichen Gründen ihre Heimat verlassen", sagte der Präsident der Region Veneto, Luca Zaia.

Auch die italienische Caritas will mithelfen und 2.500 Plätze für Flüchtlinge aus Nordafrika bereitstellen. Der Migrationsbeauftragte der Caritas Italia, Oliviero Forti, kritisierte im kircheneigenen Fernsehsender "TV2000" die Bedingungen in den überfüllten Lagern für die Ankömmlinge. Sie hätten ein Recht auf eine würdige Aufnahme, so Forti laut Kathpress. (APA)