Wien - Während seit kurzem die NASA-Sonde "Messenger" den Planeten Merkur umkreist, laufen schon längst die Vorbereitungen für die nächste Mission zum innersten Planeten des Sonnensystems: Die Mission "BepiColombo" der ESA und der japanischen Weltraumbehörde JAXA soll 2014 starten. Die "Lenkung" für die Sonde baut das in Wien ansässige Unternehmen Ruag Space im Auftrag des europäischen Raumfahrtunternehmen Astrium. Es handelt sich dabei um den "größten Entwicklungsauftrag, der bisher in einem Programm der Europäischen Weltraumorganisation ESA nach Österreich vergeben wurde", wie Ruag Space betont.

Technische Herausforderungen

Der Flug der Sonde wird sechs Jahre dauern und einige Swing-by-Manöver sowohl an Erde und Mond als auch an Venus und Merkur umfassen, wodurch weniger Treibstoff gebraucht wird. Insgesamt wird die Sonde elf wissenschaftliche Instrumente zur Erforschung des Merkur in sich tragen - ursprünglich war auch eine Tochtersonde vorgesehen, die auf dem Planeten landen sollte, was sich jedoch nicht finanzieren ließ.

Die Mission von "BepiColombo" stellt eine große technologische Herausforderungen dar: Einerseits wird das Raumfahrzeug sechs Jahre für seine Reise zum Merkur benötigen, andererseits dringt sie dabei in sehr heiße Regionen des Sonnensystems vor. Ruag Space in Wien entwickelt und baut für "BepiColombo" u.a. die Steuerungselektronik für die Solar-Paneele, die Positionier-Mechanismen für die elektrischen Triebwerke, die Thermalisolation sowie Testausrüstung, das Gesamtvolumen für den Auftrag beträgt rund 23 Millionen Euro.

Die unternehmerische Seite

Ruag hat mit einem Entwicklungsaufwand von rund 60.000 Stunden den Mechanismus, mit dem die Schubrichtung der vier elektrischen Triebwerke hoch-präzise kontrolliert werden kann, und die dazugehörige Steuerungselektronik entwickelt und gebaut. Dieser nach Unternehmensangaben größte Einzelauftrag, der bisher in einem ESA-Programm nach Österreich vergeben wurde, hat ein Volumen von elf Mllionen Euro.

Derzeit wird das erste Entwicklungsmodell des Mechanismus umfangreichen Tests im Reinraum unterzogen, im April soll geliefert werden. Danach beginnen die Arbeiten an den vier Flugeinheiten, die bis Mitte 2012 fertig gestellt sein sollen.

Ruag Space ist eines von mittlerweile 50 heimischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen, die im Bereich Weltraum tätig sind. 1999 waren es erst zehn Einrichtungen, verwies Bures auf die rasante Entwicklung der österreichischen Weltraumindustrie, deren Umsätze sich zwischen 2003 und 2009 von 32 auf 75 Mio. Euro mehr als verdoppelt haben. Die Ministerin führt dies u.a. auf die Förderung ihres Ressorts zurück, etwa im Rahmen des österreichischen Weltraumprogramms ASAP. Rund 800 Personen sind direkt oder indirekt in dieser Branche beschäftigt. (APA/red)