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Arbeiter versuchen die Stromversorgung für das AKW Fukushima wiederherzustellen.

Foto: REUTERS/Tokyo Electric Power Co. via Kyodo/Handout

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Ingenieure überprüfen die Anlagen des zentralen Kontrollraums in Reaktor 1 des havarierten AKW Fukushima.

Foto: EPA/NUCLEAR AND INDUSTRIAL SAFETY AGENCY

Im Reaktor 3 des AKW Fukushima  nahmen die Einsatzkräfte nach einer fast eintägigen Pause ihre Vorbereitungen zur Instandsetzung des Pump- und Kühlsystems Donnerstag früh wieder auf. Die Arbeiten hatten zuvor einen halben Tag stillgelegen, weil von Block 3 schwarzer Rauch aufgestiegen war. Zur Ursache konnten die Behörden keine Angaben machen. Die Einsatzkräfte wollen die Überhitzung der Reaktoren mit Meerwasser stoppen. Doch das könnte neue Risiken bergen: Ein Experte in den USA warnte vor einer Salzverkrustung der Brennstäbe. Das würde ihre Kühlung blockieren.

Strom in Reaktor 1

Der Kontrollraum des ersten Reaktors ist zumindest teilweise wieder an die Stromversorgung angeschlossen worden. In der dortigen Schaltzentrale sei die Beleuchtung wieder angesprungen, sagte ein Vertreter der japanischen Atomaufsicht der Nachrichtenagentur AFP. Es sei aber noch nicht klar, ob damit auch das Kühlsystem des Reaktors 1 wieder in Betrieb gehen könne.

Unterdessen traten auch Probleme in dem ansonsten unkritischen Reaktorblock 5 auf. Das Pumpsystem des Reaktors sei defekt, so dass die Kühlung ausgefallen sei, sagte Hidehiko Nishiyama von der japanischen Atomsicherheitsbehörde (NISA). Die Situation sei momentan stabil, es müsse aber mit steigenden Temperaturen sowohl im Reaktor als auch im Abklingbecken für abgebrannte Kernbrennstäbe gerechnet werden. Es sei geplant, die Pumpe möglichst bald zu reparieren.

Weitere Kühlung durch Meerwasser

Die Hitzeentwicklung macht nach Behördenangaben die weitere Kühlung mit Meerwasser von außen erforderlich. Erst wenn das Pumpsystem der Reaktorblöcke wieder ans Stromnetz angeschlossen ist und die Pumpen repariert sind, kann die reguläre Kühlung mit Süßwasser über die in den Reaktorkern führende Hauptkühlleitung aufgenommen werden.

In den USA warnte der ehemalige Reaktorsicherheitschef des Konzerns General Electric, dass sich bei der Kühlung mit Meerwasser große Mengen Salz ansammelten. Dies könne die Brennstäbe verkrusten und damit die Kühlung blockieren, sagte Richard Lahey der Zeitung "New York Times". Lahey schätzte, dass sich im Reaktorblock 1 etwa 26 Tonnen Salz angesammelt haben könnten, in den Blöcken 2 und 3 sogar jeweils 45 Tonnen. General Electric hat das grundlegende Design der Siedewasserreaktoren in Fukushima entwickelt.

Drei Mitarbeiter verletzt

Laut Atomsicherheitsbehörde sind bisher drei Mitarbeiter durch radioaktive Strahlung verletzt worden. Zwei von ihnen mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden, teilte die japanische Atomsicherheitsbehörde mit. Sie seien einer Strahlung von 170 bis 180 Millisievert ausgesetzt gewesen.

Eine Belastung von 100 Millisievert pro Jahr wird als niedrigstes Niveau angesehen, bei dem ein erhöhtes Krebsrisiko besteht. Japan hatte den Grenzwert für die Arbeiten in Fukushima von 100 Millisievert auf 250 Millisievert pro Jahr heraufgesetzt. Die Arbeiter arbeiteten den Angaben zufolge in einem Gebäude, in dem sich die Turbine befindet.

Die Strahlenbelastung im Meer nahe dem Kraftwerk stieg auch am Donnerstag weiter. Wie der Stromkonzern Tepco am Donnerstag mitteilte, wurden im Meer in der Nähe der Abflussrohre der Reaktorblöcke 1 bis 4 etwa um das 150-fach erhöhte Werte von radioaktivem Jod-131 gemessen. Dies sei die höchste Belastung, die bis jetzt im Meer gemessen wurde, hieß es. Die Werte bedeuteten aber weiter keine Gefahr für die menschliche Gesundheit. Dennoch müssten sie weiter beobachtet werden, sagte ein Tepco-Sprecher nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Kyodo.

Radioaktivität in Leitungswasser gesunken

In Tokio ist mittlerweile die Belastung des Leitungswassers mit radioaktivem Jod wieder unter den für Säuglinge festgelegten Grenzwert gesunken. Dies meldete die Nachrichtenagentur Kyodo. Am Vortag hatten die Behörden deutlich erhöhte Werte registriert und daraufhin empfohlen, Kinder unter zwölf Monaten kein Leitungswasser trinken zu lassen. In den Geschäften war später kaum noch abgefülltes Wasser in Flaschen zu bekommen.

Auch in einer Nachbarregion zu Tokio war unterdessen das Trinkwasser verstrahlt. In einer Wasseraufbereitungsanlage in Kawaguchi seien erhöhte Werte festgestellt worden, meldete Kyodo. Demnach überschreitet die Strahlung dort mit 120 Becquerel an radioaktivem Jod leicht die für Säuglinge erlassenen Grenzwerte. In Tokio wurden am Mittwoch im Wasser 210 Becquerel festgestellt.

Gelber Regen

Nicht nur das Wasser, sondern auch die Luft machte den Menschen im Großraum Tokio Sorgen: Ein gelblicher Film habe sich am Mittwoch in manchen Orten auf Dächer und Straßen gelegt, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo. Mehr als 200 Menschen hätten daraufhin beunruhigt bei der japanischen Wetterbehörde angerufen.

Die habe am Donnerstag dann jedoch Entwarnung gegeben: Die gelbe Farbe komme von Pollen in der Luft. Das habe mit radioaktiver Strahlung von dem mehr als 200 Kilometer entfernten Atomkraftwerk in Fukushima nichts zu tun. Ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung sagte, der Regen könne zwar auch erhöhte Radioaktivität enthalten. Allerdings sei sie nicht so stark, dass sie der Gesundheit schade.

Leicht erhöhte Strahlung

In der weiteren Umgebung des havarierten Atomkraftwerks Fukushima wurde am Donnerstag eine leicht erhöhte Strahlung festgestellt. In der 75 Kilometer nordwestlich gelegenen Stadt Fukushima wurde ein Wert von 5,43 Mikrosievert pro Stunde gemessen, wie der Fernsehsender NHK berichtete. In Minamisoma, rund 30 Kilometer nördlich des Kraftwerks, waren es 1,42 Mikrosievert und in Iwaki, 50 Kilometer südlich, wurden 1,68 Mikrosievert registriert.

Suche nach Vermissten beeinträchtigt

Das Nuklearunglück hat nach Berichten von Einsatzkräften die Suche nach Vermissten und die Bergung von Leichen in der Region beeinträchtigt. Soldaten teilten der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo mit, zuerst habe die Evakuierung der AKW-Umgebung Vorrang gehabt vor der Suche nach Vermissten. Auch sei es deswegen vermutlich nicht möglich gewesen, alle Leichen zu bergen. Jeder zwölfte der bisher offiziell bestätigten 9.523 Toten kam aus der Präfektur Fukushima. 16.094 Menschen werden landesweit noch vermisst.

Flugzeug verstrahlt, Verzögerungen bei anderen AKW

Lokalbehörden in der nordostchinesischen Provinz Liaoning haben an einem japanischen Transportflugzeug, das in der Hafenstadt Dalian gelandet war, erhöhte Strahlenwerte festgestellt, berichtete die amtliche Agentur Xinhua. Das Ein-Ausreise-Inspektions- und Quarantäne-Büro in Dalian habe 2,2 Mikrosievert pro Stunde gemessen, 22 mal höher als normal, hieß es. Nichtsdestotrotz wurde nichts in dem Fall unternommen.

Zwei AKW-Betreiber haben Verzögerungen bei der Inbetriebnahme stillgelegter Reaktoren angekündigt. Kyushu Electric Power will zwei stillgelegte Meiler vorerst nicht wieder ans Netz nehmen. "Wir haben diese Entscheidung unabhängig gefällt, weil sich die Situation in Fukushima noch nicht stabilisiert hat", sagte ein Firmensprecher am Donnerstag. Auch beim drittgrößten Versorger Japans, Chubu Electric Power, kommt es zu Verzögerungen. Das Unternehmen will nach Angaben vom Mittwoch einen seiner Reaktoren ebenfalls später als geplant wieder hochfahren. Zunächst soll noch ein Notfall-Training stattfinden. Den Bau eines weiteren Reaktors verschob die Firma um ein Jahr. (APA, Reuters)