Viel schöner kann man nicht rasen: Aston Martin Virage. Firmenchef Ulrich Bez nennt den Wagen "smooth", aber der ist verwöhnt und anderes gewöhnt.

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Aston Martin

Grafik: DER STANDARD

Vergangene Woche hatten wir an dieser Stelle den Aston Martin Vantage S vorgestellt. Diesmal dürfen wir den Virage nachreichen. Aus der Entfernung möchte man meinen, dass beide Autos ähnlich sind. Im Aston-Martin-Universum liegen allerdings Welten zwischen diesen beiden Modellen, wenn auch kleine Welten. Immerhin: Der Virage hat zwölf Zylinder statt nur acht, sechs Liter Hubraum statt knapp fünf, und er hat hinten die Andeutung zweier zusätzlicher Sitze, die man allerdings niemanden zumuten wollen würde. Und schließlich: 230.000 Euro für das Coupé und 245.000 Euro für den Volante, das sind doch 70.000 Euro mehr als der Vantage S kostet.

Im Verständnis von Ulrich Bez, dem Chef von Aston Martin, ist der Virage das gemütliche Modell. Dazu muss man sagen: Man sitzt im Virage wie in einem Rennwagen, man braucht beim Einsteigen ein Mindestmaß an Gelenkigkeit und schließlich: knapp 500 PS und 300 km/h Spitze.

Was schnell ist und was bequem ist, ist also relativ.

Wir können sagen: Sehr schnell, aber echt. Der Zwölfzylinder macht richtig Dampf, und eingepackt ist das in eine Klangwolke, die eine Ahnung von der Gewalt des Motors gibt.

Für die Spezialisten: Firmenchef Ulrich Bez ordnet den Virage zwischen DB9 und DBS ein. Also vielleicht ein bisserl sportlicher als der DB9, aber noch nicht so präsent wie der DBS. "Smooth", sagt Herr Bez.

Und wenn man einwirft, dass manche Leute die verschiedenen Modelle von Aston Martin vielleicht gar nicht auseinanderhalten könnten, weil eines sportlicher als das andere, aber alle schnell - und alle natürlich sehr schön - seien, dann schüttelt er verständnislos den Kopf. Da ist er vielleicht nicht der ideale Gesprächspartner. Auf den Virage habe man schon gewartet, den braucht man

Was man neben Sportlichkeit und Eleganz aber jedenfalls bekommt, wenn man sich einen Aston Martin zulegt, ist Exklusivität. Zum Beispiel: Porsche hat insgesamt zwei Millionen Autos gebaut. Rolls-Royce hat insgesamt 110.000 Autos gebaut, Ferrari 100.000. Aston Martin hat bisher, also seit Bestehen, 55.000 Autos gebaut. Und Aston Martin besteht seit 1913. Die meisten Autos wurden übrigens in den vergangenen zehn Jahren gebaut, nämlich 35.000 Stück.

Seit ungefähr zehn Jahren ist Ulrich Bez auch Chef bei Aston Martin, er selbst sagt, er macht dort den Entertainer. Jedenfalls ist er nicht wirklich böse, wenn man die Erfolgsgeschichte von Aston Martin mit seiner eigenen verknüpft und das praktisch als eine Geschichte erzählt. Die Company ist mittlerweile wieder unabhängig, und sie schreibt seit 2004 schwarze Zahlen. Selbst durch die Krise ist man heil gekommen, es wurden zwar kurzfristig weniger Autos verkauft, diese dafür aber teurer. Bez ist da ehrlich. Immerhin, das ist eine Wertsteigerung, da kann man stolz sein.

Prinzipiell arbeitet Bez mehr an der Wertigkeit der Wagen als an den Stückzahlen.

Ein kurzer Einschub, und das kann den Österreichern ruhig peinlich sein: Der Händler ist uns abhanden gekommen. Der Generalvertreter in Österreich hat das Geschäft nicht derblasen, dürfte vielleicht noch ein paar linke Sachen gedreht haben, jedenfalls ermittelt der Staatsanwalt, und Aston Martin steht jetzt ohne Händler in Österreich da. Nicht dass das die Marke in ihrer Existenz gefährden würde, aber unangenehm ist es schon. Das trifft jetzt übrigens auch auf Rolls-Royce, Ferrari und Maserati zu, der gleiche Händler. Sogar derselbe.

Wer jetzt dringend einen Aston Martin anschaffen will, braucht nicht verzagen: Die benachbarten Händler in München, Prag oder Zagreb helfen gerne aus, auch die Händler in Zürich, St. Gallen oder Mailand. Und es gibt tatsächlich zehn verschiedene Modelle, das geht hinauf bis 308.000 Euro für den DBS Volante.

Ein Wort vielleicht noch zu James Bond und seinem Fuhrpark. Unlängst hat es geheißen, James Bond würde von Aston Martin auf Bentley umsteigen. Ein Unsinn, sagt Ulrich Bez. Im neuen Roman vielleicht, das war ein guter PR-Schmäh, aber im Film wird Herr Bond weiterhin Aston Martin fahren, versichert Bez. "Da können Sie sich drauf verlassen." Das tun wir. (Michael Völker/DER STANDARD/Automobil/25.03.2011)