Der Grazer Filmproduzent Alfred Ninaus prangert das Vergabesystem bei Filmförderungen an.

Foto: Ranfilm

Nur: Kleinere Unternehmen kämen aufgrund der Vergabemodalitäten kaum in ihren Genuss.

Wien - Dass er unlängst vom Standard aufgrund einer Verwechslung als der große Abstauber in Sachen steirischer Filmförderung für seine TV-Spieldokumentation Erzherzog Johann bezeichnet wurde, kränkt den Grazer Produzenten und Regisseur Alfred Ninaus. Zu Recht. Denn nicht sein, sondern der Erzherzog Johann-Film aus dem Hause Epo-Film mit Tobias Moretti in der Hauptrolle bekam rund 800.000 Euro aus steirischen Fördertöpfen. Was der Rechnungshof daran besonders bekrittelte: Enrico Jakob, der für die Idee zum Film verantwortlich zeichnet, wurde dafür mit 40.000 Euro entlohnt. Allerdings ist Jakob in seinem Hauptberuf Generalsekretär der Cine Styria Filmcommission - der Filmförderstelle des Landes.

"Ich habe das stets angeprangert", sagt Ninaus, Gründer und alleiniger Geschäftsführer der Ranfilm. "So wie beim ÖFI (dem Österreichischen Filminstitut, Anm.): Da sitzen Regisseure, Autoren und Produzenten im Beirat und fördern sich selber. Vermutlich sind sie selber unglücklich mit dieser fatalen Situation. Aber jemand, der im Beirat sitzt, dürfte in dieser Zeit keinen ÖFI-geförderten Film machen." Im Prinzip, sagt Alfred Ninaus, gäbe es in Österreich eine tragfähige Finanzierungsform mit einem Dreisäulenmodell: neben dem ÖFI das Film-Fernseh-Abkommen des ORF sowie die Landesfilmförderungen.

Dass es die CineStyria gibt, sei - auch - ein bisschen Ninaus zu verdanken: Ende der 1990er-Jahre initiierte er mit einem Sitzstreik vor der Grazer Burg einen kulturpolitischen Umdenkprozess. 2004 rief die damalige Landeshauptfrau und Kulturreferentin Waltraud Klasnic die Cinestyria Filmcommission and Fonds als "regionale, nationale und internationale Schnittstelle für Filmförderung, Information, Service und Support steiermarkrelevanter Film- und TV-Projekte" ins Leben. Der Topf sei mit etwa 800.000 Euro gut gefüllt gewesen.

"Doch nachdem Klasnic die Wahlen verloren hatte, entbrannte ein parteipolitischer Streit um die CineStyria. Kulturlandesrat Kurt Flecker (SPÖ) wollte sie bei sich ansiedeln, Hermann Schützenhofer (ÖVP) in seinem Tourismusressort." Die Lösung kann man entweder typisch österreichisch oder salomonisch nennen: Seither gibt es zusätzlich zur CineStyria, die im Tourismus ressortiert, im Kulturressort die CineStyria Filmkunst für künstlerisch wertvolle Filme. "Für die Filmemacher war das wie Weihnachten, Ostern und Geburtstag auf einmal", so Ninaus.

Seit August 2010 gibt es in Österreich noch eine vierte Finanzierungssäule: Fisa (Filmstandort Österreich) ist im Wirtschaftsministerium beheimatet und mit fünf Millionen Euro jährlich dotiert. Ist eine Produktion zu 75 Prozent finanziert, schießt Fisa die fehlenden 25 Prozent zu - ohne Beirat, nach einem Punktesystem.

"Ein Schlaraffenland - allerdings nur für ein paar große Filmplayer. Wir kleineren Producer, die durchaus das Know-how hätten, kommen nicht zum Zug. Wir haben im Kinobereich keine Chance. Ohne den ORF gäbe es uns gar nicht mehr." Schön wäre, so Ninaus in Richtung der Diagonale, wenn dort auch TV-Produktionen präsentiert würden.

Seine jüngste TV-Spieldokumentation, ein Porträt Leopold Kohrs (1909-1994), wird diesen Samstag um 14.00 Uhr auf 3sat gezeigt: Der aus Österreich gebürtige Vordenker der Antiglobalisierungsbewegung wurde 1983 mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.

Der ORF wird das Kohr-Porträt Small is beautiful - Leben nach menschlichem Maß am Gründonnerstag in der Reihe Menschen & Mächte ausstrahlen. (Andrea Schurian, DER STANDARD - Printausgabe, 25. März 2011)